Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind die politische Motivierung und Wirkung der Toleranzidee sowie die sich hieraus ergebenden Probleme in den Niederlanden im Ausgang des 16. Jahrhunderts. Eingeleitet wird mit einer Darstellung der Toleranzidee Sebastian Castellios, die nicht nur deren Motive aufzählen, sondern auch ihre Entwicklung in seinen verschiedenen Schriften nachgehen will. Die Verflechtung der Toleranzvorstellungen Castellios mit der Toleranzpolitik Oraniens soll erweisen, dass eine Trennung von dogmatischer und politischer Toleranz nicht durchführbar ist; zugleich stellt die sich aus dem Scheitern der Toleranzpolitik Oraniens ergebende Problematik die Grundlage für die zentrale Thematik dieser Arbeit: Nachdem die Frage der religiösen Toleranz bislang lediglich einseitig beantwortet wurde, nämlich ausgehend von Dirck Coornhert als dem wesentlichsten Vertreter der Religionsfreiheit in den Niederlanden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, liegt der Fokus im vorliegenden Werk auf dessen Auseinandersetzung mit Justus Lipsius, der unlängst als einer der einflussreichsten der bedeutenden Theoretiker des modernen Staates in der frühen Neuzeit wiederentdeckt wurde.