Im Treppenhaus eines Wiener Nachkriegsbaus begegnen einander Menschen, deren Lebenswege verschieden sind und doch, in diesem materialisierten Augenblick des flüchtigen Zusammens, gleichen. Ihre Erinnerungen vermischen sich mit dem Leben derer, die sie treffen. Erinnernde Erzählung. Mit einnehmender Aufmerksamkeit springt sie von einer Geschichte zur anderen: vom Leben Rabbi Nachmans von Bretzlaw zum Besuch in der Petscharska Lawra, vom glühenden Berlin zum Trotz verheißenden Wien. Auf Liebe folgt der Tod. Die Seuche ist umfassend. Der Roman verhandelt das Treppenhaus als einen konkreten Ort, an dem Menschen einander begegnen. Zugleich ist er eine Trope für die Beiläufigkeit von Beziehungen, die Menschen miteinander eingehen und die trotz ihrer Flüchtigkeit nachwirken und sich für den Einzelnen als bedeutsam erweisen. Atomen gleich rauschen sie durch das Treppenhaus, und ihre Zusammenkunft, wie flüchtig sie auch sein mag, setzt Energien frei, die ein jedes Leben in seiner erzählerischen Bedeutsamkeit entfalten. Es sind Geschichten, die andere betreffen, miteinander verwoben, Geschichten, die mal mühsam und mal leicht sind, wie das Hinauf- und Hinabsteigen einer Treppe. So ist der Roman ein erzähltes Treppenhaus, eine Anthologie biografischer Begegnung von Jägern, Virologen, Künstlern und Kranken in Eisernen Lungen. Jedes Leben ein Theaterstück. Man sieht zunächst die Bühne, doch das, was wirklich interessiert, spielt sich hinter den Kulissen ab.
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