Die Altstadt von Celle ist bekannt als eine der am besten erhaltenen Fachwerkstädte Norddeutschlands. Dem normalen Betrachter stellt sie sich als außerordentlich reizvolle Abfolge von Straßen- und Platzfassaden mit über 500 Vordergebäuden aus der Zeit des 15. bis 20. Jahrhunderts dar. Die von den öffentlichen Flächen einsehbaren Fassaden zeigen jedoch nur einen Bruchteil der historischen Bausubstanz und Stadtstrukturen. Sie bilden lediglich den vorne sichtbaren Abschluss eines mehr oder weniger dicht bebauten Grundstücks, auf dem in der Regel mehrere Gebäude um einen Hof herum stehen. In dieser Veröffentlichung wird der Blick „hinter die Fassaden der Fachwerkstadt“ geworfen, um auf die historischen Parzellenstrukturen, die oft sehr alten Hinter- und Rückgebäude und die reizvollen Innenhöfe aufmerksam zu machen. Außerdem wird ein Blick in das Innere der Gebäude geworfen, von den Kellern bis in die Dächer. Teilweise sind in den Wohngeschossen noch barocke Ausbauten erhalten, die aus der Glanzzeit der herzoglichen Residenzstadt Celle im 17. und 18. Jahrhundert stammen. Das Buch soll also in erster Linie den Blick auf die Vielfalt und Besonderheit der Celler Altstadtarchitektur lenken – getreu dem Goethe-Wort: „Wir sehen nur, was wir wissen“. Denkmalpfleger können diese Weisheit aus Erfahrung ergänzen: „Wir können nur schätzen und bewahren, was wir wissen.“ Ein weiteres Anliegen ist das Wecken von wissenschaftlicher Neugier. Celle ist von Architekturgeschichtlern und Bauforschern bisher wenig wahrgenommen worden, was eigentlich unverständlich ist angesichts der Fülle von historischen Bauten und Besonderheiten. Dem interessierten Leser werden eine Reihe von Forschungsansätzen aufgezeigt, die zur ertragreichen wissenschaftlichen Beschäftigung einladen.