Bei unserer Geburt sind wir wie unbeschriebene Blätter, auf die dann unsere Erfahrungen in der Welt geschrieben werden; und diese Erfahrungen definieren letztlich, wer wir sind. Dies ist die vorherrschende Meinung über das menschliche Leben zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Sie bestimmt wahrscheinlich - ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht - die Art und Weise, in der wir über uns selbst und andere denken. Sie ist falsch.
Der Mensch sei nach seiner Geburt wie ein "unbeschriebenes Blatt", auf dem dann die prägenden Erlebnisse seines Lebens festgehalten werden. So zumindest sah John Locke im 17. Jahrhundert den Menschen und bezeichnete ihn als Erster als eine Tabula rasa.
In seinem neuen Buch "Das unbeschriebene Blatt", das international bereits für Furore gesorgt hat, kommt Steven Pinker, weltweit bekannter Kognitionspsychologe und Bestsellerautor, zu dem Schluss, dass Lockes Vorstellung vom Menschen nach wie vor - auch in Wissenschaftskreisen - weit verbreitet ist. Aus Pinkers Sicht überschätzt diese Haltung jedoch maßlos die Bedeutung der "Umwelt", und sie leugnet geradezu die Existenz einer menschlichen Natur, die in den Genen gründet. Etliche verquere Vorstellungen von Sexualität, Rasse, Kindererziehung, Intelligenz, Kriminalität und Geschlechtsunterschieden und vielen anderen Lebensaspekten gehen laut Pinker auf dieses einseitige Menschenbild zurück. Er erforscht die Geschichte des zu Grunde liegenden Denkfehlers ebenso wie die kulturellen Vorurteile, die dazu geführt haben, dass wir die Rolle der Gene systematisch unterschätzen.
"Das unbeschriebene Blatt" ist Pflichtlektüre in unserer heutigen Zeit, in der wir zunehmend verunsichert und fasziniert sind angesichts der unglaublichen Entdeckungen über das menschliche Denken, die Evolution und unser genetisches Erbe. Pinker legt erneut ein Standardwerk vor, das nicht nur durch seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und Thesen besticht, sondern durch seine Intelligenz und seinen Witz vor allem eines ist:ein großartiges Lesevergnügen.
Der Mensch sei nach seiner Geburt wie ein "unbeschriebenes Blatt", auf dem dann die prägenden Erlebnisse seines Lebens festgehalten werden. So zumindest sah John Locke im 17. Jahrhundert den Menschen und bezeichnete ihn als Erster als eine Tabula rasa.
In seinem neuen Buch "Das unbeschriebene Blatt", das international bereits für Furore gesorgt hat, kommt Steven Pinker, weltweit bekannter Kognitionspsychologe und Bestsellerautor, zu dem Schluss, dass Lockes Vorstellung vom Menschen nach wie vor - auch in Wissenschaftskreisen - weit verbreitet ist. Aus Pinkers Sicht überschätzt diese Haltung jedoch maßlos die Bedeutung der "Umwelt", und sie leugnet geradezu die Existenz einer menschlichen Natur, die in den Genen gründet. Etliche verquere Vorstellungen von Sexualität, Rasse, Kindererziehung, Intelligenz, Kriminalität und Geschlechtsunterschieden und vielen anderen Lebensaspekten gehen laut Pinker auf dieses einseitige Menschenbild zurück. Er erforscht die Geschichte des zu Grunde liegenden Denkfehlers ebenso wie die kulturellen Vorurteile, die dazu geführt haben, dass wir die Rolle der Gene systematisch unterschätzen.
"Das unbeschriebene Blatt" ist Pflichtlektüre in unserer heutigen Zeit, in der wir zunehmend verunsichert und fasziniert sind angesichts der unglaublichen Entdeckungen über das menschliche Denken, die Evolution und unser genetisches Erbe. Pinker legt erneut ein Standardwerk vor, das nicht nur durch seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und Thesen besticht, sondern durch seine Intelligenz und seinen Witz vor allem eines ist:ein großartiges Lesevergnügen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2003Hinter jedem klugen Kopf steckt bloß ein Gehirn
Steven Pinker weiß, wie man von sich reden macht: Provokant zwischen Gen und Umwelt lavieren / Von Joachim Müller-Jung
Warum müht sich einer wie Steven Pinker, der die wissenschaftliche Popkultur wie kaum ein zweiter personifiziert und weiß Gott nicht als rückwärtsgewandter Geist bekannt ist, siebenhundert Seiten lang auf einem so ausgefahrenen, abgetretenen Terrain ab wie dem alten Gene-Umwelt-Konflikt der Anthropologen? Im ersten Teil des Buches meint man eine klare Antwort zu bekommen. Engagiert, ja offenbar aufgewühlt von dem Widerstand einiger Kontrahenten aus der amerikanischen geistes- und sozialwissenschaftlichen Szene, ruft er zum Sturz einer widerspenstigen Doktrin: der Idee des "unbeschriebenen Blattes" oder der "Tabula rasa", wie John Locke die Vorstellung des menschlichen Intellekts als einem anfänglich von allen biologischen Determinanten freien, ausschließlich von Erfahrung und Erziehung zu formenden Geist bezeichnete.
Aber schon da stellen sich die ersten Zweifel ein. Ist die geisteswissenschaftliche Welt wirklich so borniert, wie Pinker tut, das biologische Erbe und damit den Einfluß von Genen auf das menschliche Verhalten derart konsequent abzulehnen? Vielleicht sind es ja einige amerikanische Sektierer, aber im Ernst kann man schon lange nicht mehr von dem Titanenkampf zweier anthropologischer Schulen sprechen, den Pinker konstruiert. Ebensowenig wie man heute auf der evolutionär, soziobiologisch geprägten Seite den Einfluß nichtvererbbarer Faktoren bei der Ausbildung von Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensweisen zu übersehen wagt, ist man auf seiten der Geisteswissenschaftler blind für biologische Tatsachen. Wird hier also ein Popanz aufgebaut von einem Wichtigtuer, der mit seinem "Standardwerk", wie es der Verlag selbstbewußt ankündigte, von der Debattenkultur längst überholt ist?
So einfach liegen die Dinge bei Pinker dann doch nicht. Gewiß, schon viele andere vor ihm - und leider lernt man in dem Buch nur die amerikanische Szene kennen - haben die Arena betreten. Unter Pinkers Gleichgesinnten war es zuletzt der Harvard-Biologe Edward O. Wilson, der mit einem ähnlichen Ansinnen die philosophisch gebildete Gelehrtenwelt in Aufruhr versetzte. Während aber Wilson in einer gewagten Auslegung seiner soziobiologischen Erkentnisse für die Anthropologie nichts weniger als die Erweiterung der evolutionspsychologischen Thesen und Methoden auf sämtliche Geisteswissenschaften forderte, äußert sich Pinker im ganzen konzilianter. Offenkundig erkennt er selbst, daß die Metapher des unbeschriebenen Blattes eine zwar plakative, aber allzu leichtfertige und unzeitgemäße Vereinfachung der anderen Position darstellt. Und Pinker ist clever genug, eine "Kompromißlinie", auch wenn er die in seiner anfänglichen Angriffslust von sich weist, einzuschlagen.
Pinker ist Kognitionsforscher am Massachusetts Institute of Technology, ein Schüler des berühmten Linguisten Noam Chomsky. Wie dieser beschäftigt er sich die meiste Zeit mit Fragen, wie der Mensch die Sprache erwirbt, welche Hirnregionen etwa bei kleinen, heranwachsenden Kindern durch den Umgang mit regelmäßigen und unregelmäßigen Verben aktiviert werden. Einer, der so intensiv mit der experimentellen Wissenschaft vertraut ist und die meiste Zeit im Labor arbeitet, kann in philosophischen Fragen kaum mehr als ein Autodidakt bleiben. Doch Pinker nimmt diese zweite, große Aufgabe der Weltendeutung sehr ernst. Damit nimmt er bewußt in Kauf, dieselbe scharfe Kritik der Gelehrten auf sich zu ziehen, der seine Freunde - und wie er Bestsellerautoren - Edward O. Wilson oder Richard Dawkins seit Jahrzehnten ausgesetzt sind.
Pinker tut das nicht ohne Hintergedanken: Die Avantgarde der angelsächsischen Dritten Kultur, zu der sich der literarisch ohne Zweifel begabte Pinker seit langem zählt, beherzigt die Aufregermentalität der Medien und weiß, wie man von sich reden macht. Tatsächlich hat er mit diesem Buch, noch bevor das erste Exemplar im vorigen Jahr in den Vereinigten Staaten ausgeliefert war, einen riesigen kommerziellen Erfolg gelandet. Sein Vorschuß in Höhe einer sechsstelligen Dollarsumme war der bis dahin höchste Vorschuß, den ein Sachbuchautor mit einem einzelnen Werk je erzielt hatte.
Unterstellt man indes, daß es nicht das Honorar und nicht die ewige Spaltung der Intellektuellenwelt in die Genfraktion und die Umweltfraktion ist - was ist dann der Grund des Buches? Pinker hat erkannt, daß in diesem Stadium der neuro- und evolutionsbiologischen Forschung viele Konflikte, die in den vergangenen Jahrzehnten heraufbeschworen wurden, noch gar nicht abschließend zu lösen sind. Welche biologischen Wurzeln und sozialpsychologischen Ursachen Vergewaltigung, Homosexualität, Abenteuerlust, asoziales Verhalten, moralisches Handeln oder Kunstvorlieben haben, die in den menschlichen Kulturen verbreitet sind, ist eben mit Erblichkeitsquotienten noch längst nicht zweifelsfrei und pauschal zu beantworten - möglicherweise sogar niemals mit der von Pinker erwarteten Eindeutigkeit. Weil es aber nun einmal für einen entschlossenen Autor wie ihn schwer ist, die Dinge in der Schwebe zu lassen, evoziert Pinker eine ziemlich realitätsferne Gegenweltendebatte.
Sollte freilich der amerikanische Primatenforscher Marc Hauser mit seiner These recht behalten, der Pinker nach den ersten harschen Kritiken in amerikanischen Wissenschaftsjournalen zur Seite sprang, dann muß man vor Steven Pinker womöglich doch den Hut ziehen. Hauser glaubt nämlich, daß es in dem Buch vor allem darum geht, den Menschen die Angst vor der Biologie zu nehmen - die Angst, fremdbestimmt und genetisch determiniert durchs Leben zu gehen. Tatsächlich strotzt das Buch vor einer Vielzahl an praktischen und konstruierten Beispielen aus der Kognitions- und Evolutionsforschung, die - ohne das biologische Erbe zu verniedlichen - den auch heute noch allzuoft bemühten kruden Gendeterminismus in Frage stellen. Pinker zeigt, daß unsere Gene mächtig, aber eben nicht allmächtig sind, wie hauptsächlich biologisch unbedarfte "Experten" immer noch glauben unterstellen zu müssen. So geht von diesem anregenden Buch doch eine zeitgemäße und wichtige Botschaft aus.
Steven Pinker: "Das unbeschriebene Blatt". Die moderne Leugnung der menschlichen Natur. Aus dem Amerikanischen von Hainer Kober. Berlin Verlag, Berlin 2003. 713 S., Abb., geb., 29,80 [Euro].
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Steven Pinker weiß, wie man von sich reden macht: Provokant zwischen Gen und Umwelt lavieren / Von Joachim Müller-Jung
Warum müht sich einer wie Steven Pinker, der die wissenschaftliche Popkultur wie kaum ein zweiter personifiziert und weiß Gott nicht als rückwärtsgewandter Geist bekannt ist, siebenhundert Seiten lang auf einem so ausgefahrenen, abgetretenen Terrain ab wie dem alten Gene-Umwelt-Konflikt der Anthropologen? Im ersten Teil des Buches meint man eine klare Antwort zu bekommen. Engagiert, ja offenbar aufgewühlt von dem Widerstand einiger Kontrahenten aus der amerikanischen geistes- und sozialwissenschaftlichen Szene, ruft er zum Sturz einer widerspenstigen Doktrin: der Idee des "unbeschriebenen Blattes" oder der "Tabula rasa", wie John Locke die Vorstellung des menschlichen Intellekts als einem anfänglich von allen biologischen Determinanten freien, ausschließlich von Erfahrung und Erziehung zu formenden Geist bezeichnete.
Aber schon da stellen sich die ersten Zweifel ein. Ist die geisteswissenschaftliche Welt wirklich so borniert, wie Pinker tut, das biologische Erbe und damit den Einfluß von Genen auf das menschliche Verhalten derart konsequent abzulehnen? Vielleicht sind es ja einige amerikanische Sektierer, aber im Ernst kann man schon lange nicht mehr von dem Titanenkampf zweier anthropologischer Schulen sprechen, den Pinker konstruiert. Ebensowenig wie man heute auf der evolutionär, soziobiologisch geprägten Seite den Einfluß nichtvererbbarer Faktoren bei der Ausbildung von Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensweisen zu übersehen wagt, ist man auf seiten der Geisteswissenschaftler blind für biologische Tatsachen. Wird hier also ein Popanz aufgebaut von einem Wichtigtuer, der mit seinem "Standardwerk", wie es der Verlag selbstbewußt ankündigte, von der Debattenkultur längst überholt ist?
So einfach liegen die Dinge bei Pinker dann doch nicht. Gewiß, schon viele andere vor ihm - und leider lernt man in dem Buch nur die amerikanische Szene kennen - haben die Arena betreten. Unter Pinkers Gleichgesinnten war es zuletzt der Harvard-Biologe Edward O. Wilson, der mit einem ähnlichen Ansinnen die philosophisch gebildete Gelehrtenwelt in Aufruhr versetzte. Während aber Wilson in einer gewagten Auslegung seiner soziobiologischen Erkentnisse für die Anthropologie nichts weniger als die Erweiterung der evolutionspsychologischen Thesen und Methoden auf sämtliche Geisteswissenschaften forderte, äußert sich Pinker im ganzen konzilianter. Offenkundig erkennt er selbst, daß die Metapher des unbeschriebenen Blattes eine zwar plakative, aber allzu leichtfertige und unzeitgemäße Vereinfachung der anderen Position darstellt. Und Pinker ist clever genug, eine "Kompromißlinie", auch wenn er die in seiner anfänglichen Angriffslust von sich weist, einzuschlagen.
Pinker ist Kognitionsforscher am Massachusetts Institute of Technology, ein Schüler des berühmten Linguisten Noam Chomsky. Wie dieser beschäftigt er sich die meiste Zeit mit Fragen, wie der Mensch die Sprache erwirbt, welche Hirnregionen etwa bei kleinen, heranwachsenden Kindern durch den Umgang mit regelmäßigen und unregelmäßigen Verben aktiviert werden. Einer, der so intensiv mit der experimentellen Wissenschaft vertraut ist und die meiste Zeit im Labor arbeitet, kann in philosophischen Fragen kaum mehr als ein Autodidakt bleiben. Doch Pinker nimmt diese zweite, große Aufgabe der Weltendeutung sehr ernst. Damit nimmt er bewußt in Kauf, dieselbe scharfe Kritik der Gelehrten auf sich zu ziehen, der seine Freunde - und wie er Bestsellerautoren - Edward O. Wilson oder Richard Dawkins seit Jahrzehnten ausgesetzt sind.
Pinker tut das nicht ohne Hintergedanken: Die Avantgarde der angelsächsischen Dritten Kultur, zu der sich der literarisch ohne Zweifel begabte Pinker seit langem zählt, beherzigt die Aufregermentalität der Medien und weiß, wie man von sich reden macht. Tatsächlich hat er mit diesem Buch, noch bevor das erste Exemplar im vorigen Jahr in den Vereinigten Staaten ausgeliefert war, einen riesigen kommerziellen Erfolg gelandet. Sein Vorschuß in Höhe einer sechsstelligen Dollarsumme war der bis dahin höchste Vorschuß, den ein Sachbuchautor mit einem einzelnen Werk je erzielt hatte.
Unterstellt man indes, daß es nicht das Honorar und nicht die ewige Spaltung der Intellektuellenwelt in die Genfraktion und die Umweltfraktion ist - was ist dann der Grund des Buches? Pinker hat erkannt, daß in diesem Stadium der neuro- und evolutionsbiologischen Forschung viele Konflikte, die in den vergangenen Jahrzehnten heraufbeschworen wurden, noch gar nicht abschließend zu lösen sind. Welche biologischen Wurzeln und sozialpsychologischen Ursachen Vergewaltigung, Homosexualität, Abenteuerlust, asoziales Verhalten, moralisches Handeln oder Kunstvorlieben haben, die in den menschlichen Kulturen verbreitet sind, ist eben mit Erblichkeitsquotienten noch längst nicht zweifelsfrei und pauschal zu beantworten - möglicherweise sogar niemals mit der von Pinker erwarteten Eindeutigkeit. Weil es aber nun einmal für einen entschlossenen Autor wie ihn schwer ist, die Dinge in der Schwebe zu lassen, evoziert Pinker eine ziemlich realitätsferne Gegenweltendebatte.
Sollte freilich der amerikanische Primatenforscher Marc Hauser mit seiner These recht behalten, der Pinker nach den ersten harschen Kritiken in amerikanischen Wissenschaftsjournalen zur Seite sprang, dann muß man vor Steven Pinker womöglich doch den Hut ziehen. Hauser glaubt nämlich, daß es in dem Buch vor allem darum geht, den Menschen die Angst vor der Biologie zu nehmen - die Angst, fremdbestimmt und genetisch determiniert durchs Leben zu gehen. Tatsächlich strotzt das Buch vor einer Vielzahl an praktischen und konstruierten Beispielen aus der Kognitions- und Evolutionsforschung, die - ohne das biologische Erbe zu verniedlichen - den auch heute noch allzuoft bemühten kruden Gendeterminismus in Frage stellen. Pinker zeigt, daß unsere Gene mächtig, aber eben nicht allmächtig sind, wie hauptsächlich biologisch unbedarfte "Experten" immer noch glauben unterstellen zu müssen. So geht von diesem anregenden Buch doch eine zeitgemäße und wichtige Botschaft aus.
Steven Pinker: "Das unbeschriebene Blatt". Die moderne Leugnung der menschlichen Natur. Aus dem Amerikanischen von Hainer Kober. Berlin Verlag, Berlin 2003. 713 S., Abb., geb., 29,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Durchaus zwiespältig ist der Eindruck, den das neue Buch des Star-Sachbuchautors Steven Pinker beim Rezensenten Joachim Müller-Jung hinterlässt. Zunächst nämlich mache es sich Pinker einfach zu leicht in seiner Diskussion der uralten Frage nach dem Verhältnis von Gen- und Umwelteinflüssen. Aufgebaut wird der "Popanz" einer biologiefeindlichen Position, die so kaum noch existieren dürfte - meint Müller-Jung. Der Angriff in diese Richtung, mit dem das Buch beginne, verpuffe recht schnell. Zum Glück besinne Pinker sich danach auf besonneneres Vorgehen und stelle eine "Kompromisslinie" vor, die immerhin erlaube zuzugestehen, dass abschließend in der schwierigen Frage noch gar nicht entschieden werden kann. Und eines kann das Buch, ob es will oder nicht, auf jeden Fall leisten, so Müller-Jung, nämlich die Leser in Sachen Biologie zu beruhigen. Die Macht der Gene, das zeigten viele der von Pinker angeführten Beispiele, sei in jedem Fall begrenzt, von Determinismus könne in aller Regel nicht die Rede sein.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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