Eine überraschende Geschichte der Welt - nicht vom Land, sondern vom Meer aus erzählt: In diesem wunderschön gestalteten Buch beschreibt der Historiker David Abulafia, wie die Weltmeere seit Urzeiten den Austausch ferner Völker ermöglichten und damit die Geschicke der Menschen bestimmten.
Waren, Ideen oder Religionen verbreiteten sich immer auch auf dem Seeweg. Schiffe querten die Ozeane schon in der Antike, heute transportieren riesige Containerschiffe Waren von einem Kontinent zum anderen.
Abulafia erzählt von Händlern und Abenteurern, Piraten und Kartographen, getrieben von der Jagd nach Gewürzen, Gold oder Sklaven oder auf der Suche nach neuen Siedlungsmöglichkeiten oder fremdem Wissen. Europa ist ein Kontinent unter anderen, wir reisen mit den Seefahrern von den Küsten Arabiens nach China und Japan, vom Indischen Ozean über den Atlantik bis an die Mittelmeerküsten Europas und in das arktische Meer.
Ein riesiges Panorama entfaltet sich, eine Vielfalt an Verbindungen und Netzwerken rund um den Globus, denn das Meer ist unendlich und grenzenlos. Ein Buch für Weltentdecker und alle, die sich fragen, was hinter dem Horizont liegt.
Ausgezeichnet als »Wissenschaftsbuch des Jahres 2022« in der Kategorie Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.
Waren, Ideen oder Religionen verbreiteten sich immer auch auf dem Seeweg. Schiffe querten die Ozeane schon in der Antike, heute transportieren riesige Containerschiffe Waren von einem Kontinent zum anderen.
Abulafia erzählt von Händlern und Abenteurern, Piraten und Kartographen, getrieben von der Jagd nach Gewürzen, Gold oder Sklaven oder auf der Suche nach neuen Siedlungsmöglichkeiten oder fremdem Wissen. Europa ist ein Kontinent unter anderen, wir reisen mit den Seefahrern von den Küsten Arabiens nach China und Japan, vom Indischen Ozean über den Atlantik bis an die Mittelmeerküsten Europas und in das arktische Meer.
Ein riesiges Panorama entfaltet sich, eine Vielfalt an Verbindungen und Netzwerken rund um den Globus, denn das Meer ist unendlich und grenzenlos. Ein Buch für Weltentdecker und alle, die sich fragen, was hinter dem Horizont liegt.
Ausgezeichnet als »Wissenschaftsbuch des Jahres 2022« in der Kategorie Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.
Ein Buch für Weltentdecker und alle, die das große Ganze verstehen wollen. Deutsche Seeschifffahrt 20231001
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Peter Burschel hält das Buch des Historikers David Abulafia für eine seinem Gegenstand gemäße Arbeit. Die Bewegung des Meeres scheint ihm der Autor geradezu nachzuvollziehen, indem er mit viel Kenntnis und unter Einbezug der Forschungsliteratur, aber gut verständlich und unterhaltsam entlang der Leitbegriffe Mobilität, Dynamik und Kommunikation eine Geschichte der Ozeane schreibt. Räumliche Bewegungen, Austausch, vor allem während des 18. Jahrhunderts, sowie die Industrialisierung der Meere kommen laut Burschel ebenso in den Blick wie Kulturgeschichtliches. Kein maritimer Aspekt, bei dem der Autor sich nicht auskennt, staunt Burschel. Dass der Autor dennoch nicht mit Thesen auftrumpft, versteht der Rezensent als Einladung an den Leser.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.2021Menschlich verbinden sich die Meere
Es geht auch ohne Meistererzählungen: David Abulafia zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass ihm keine Facette der Geschichte der Ozeane fremd ist.
Historikerinnen und Historiker entdecken seit geraumer Zeit das Meer - oder besser vielleicht: Sie entdecken es wieder. Längst ist von einer "ozeanischen Wende" die Rede, längst von einer "neuen Thalassologie", längst wird von "historischer Meereswissenschaft" gesprochen. Kaum ein Meer, das in den vergangenen Jahren ohne Monographie, ja ohne Biographie geblieben wäre. Die Gründe für diesen - immer noch zunehmenden und keineswegs auf die Geschichtswissenschaft beschränkten - Trend sind vielfältig: So spielt ohne Frage das anhaltende Interesse an Globalgeschichte eine Rolle, das in vielen Fällen mit der (nicht nur postkolonialen) Absicht einhergeht, europäische Sichtweisen zu "provinzialisieren". Hinzu kommt das Bewusstsein, dass die historische Untersuchung maritimer Räume als Räume ohne Ort und ohne Grenze dazu beitragen kann, methodische Engführungen zu überwinden, nicht zuletzt solche nationaler Provenienz. Ganz zu schweigen von den inter- und transdisziplinären Chancen, die das räumliche und zeitliche "Dazwischen" des Meeres eröffnet. Schließlich: Es scheint außer Frage zu stehen, dass die Entdeckung beziehungsweise Wiederentdeckung des Meeres als eines historischen (und historiographischen) Möglichkeitsraums auch mit der wachsenden Einsicht in die Gefährdung, wenn nicht in den Verlust des Meeres einhergeht.
Obwohl auch die neue historische Meereswissenschaft weiß, was sie an Fernand Braudels erstmals 1949 erschienenem epochalen Mittelmeerbuch hat - "Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II." -, setzt sie alles in allem doch weniger auf die naturräumlichen Veränderungen langer Dauer als auf die jeweiligen Verbindungen, die das Meer ausmachen und die ein Meer mit anderen Meeren korrespondieren lassen. Verbindungen, die historisch durchaus auch kurze Laufzeiten haben können. Nicht dass dabei die braudelschen Zeitebenen langer und mittlerer Dauer in Vergessenheit geraten wären. Das heutige historische Interesse am Meer aber geht eben in eine andere Richtung. Meer, das ist in den aktuellen Forschungsdiskursen vor allem Bewegung - und damit Begegnung, Beziehung, Netzwerk.
Auch das vorliegende Buch folgt dieser Tendenz. Im Grunde sind Mobilität, Dynamik und Kommunikation seine impliziten Leitbegriffe. 2019 erstmals in Anlehnung an ein Shakespeare-Wort als "The Boundless Sea" erschienen, bringt der englische Untertitel dieses Programm besser zum Ausdruck als der deutsche: "A Human History of the Oceans". Der Verfasser, der in Cambridge lehrende Historiker David Abulafia, gliedert sein Buch in fünf Teile, von denen die ersten drei den einzelnen Ozeanen gewidmet sind: dem Pazifik, dem Indischen Ozean und seinen west- und ostasiatischen Nachbarn sowie dem Atlantik. Am Rande nur: Aus historiographischer Perspektive ist diese Reihenfolge eher ungewöhnlich, fand doch der Atlantik deutlich früher die Aufmerksamkeit der historischen Forschung als der Pazifik. Vom Mittelmeer ganz zu schweigen.
In allen drei Teilen geht der Verfasser in prähistorische Zeiten zurück, um sie schließlich jeweils im ausgehenden europäischen Mittelalter enden zu lassen. Während in diesen Teilen die räumlichen Binnenbewegungen und Binnenbeziehungen im Mittelpunkt stehen, die ein Meer zum Meer werden lassen, nimmt der vierte Teil den nachhaltig beschleunigten - und sich qualitativ wie quantitativ erstaunlich rasch intensivierenden - "menschlichen" Austausch zwischen den Meeren beziehungsweise zwischen den Ozeanen seit der "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus in den Blick. Die englische Ausgabe spricht von "Oceans in Conversion".
Der vierte Teil, mit fast vierhundert Seiten der umfänglichste des Buches, lässt in aller Deutlichkeit erkennen, dass die frühe Neuzeit - und nicht nur die europäische frühe Neuzeit - mit ihrem "langen" achtzehnten Jahrhundert eine durch und durch maritime Epoche war. Hier ist der Verfasser nebenbei bemerkt ganz bei sich. Der fünfte Teil, der vor allem der maritimen Expansion der Industrienationen seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gewidmet ist, hat im Vergleich dazu eher den Charakter eines resignativen Ausblicks, an dessen Ende das Ende des Meeres steht, wie wir es kennen: "Am Beginn des 21. Jahrhunderts hat die maritime Welt der letzten vier Jahrtausende aufgehört zu existieren."
Keine Frage, der Verfasser "bevorzugt" wie schon in seinem Buch über das Mittelmeer die maritime Vormoderne seit dem späten Mittelalter gegenüber anderen Epochen, vor allem gegenüber der maritimen Moderne. Und keine Frage auch, dass ihm dabei kulturgeschichtliche und kulturanthropologische Fragen näher liegen als ökonomische, ökologische oder landläufig politische. Dennoch muss nachdrücklich betont werden: Es gibt kein Feld, kein Sujet, kein Konzept der neuen historischen Meereswissenschaft, das ihm fremd ist, um welche Epoche, um welche Weltgegend es auch geht. Ein Befund, der auch damit zu tun hat, dass er nicht nur englischsprachige Forschungsliteratur zur Kenntnis nimmt.
Gewiss hat David Abulafia hat ein Buch geschrieben, das mit einigem Recht als theoriefern bezeichnet werden kann, fast möchte man sagen: als selbstbewusst theoriefern; ein Buch, das auf "Meistererzählungen" (welcher Reichweite auch immer) geradezu demonstrativ verzichtet; ein Buch zudem, das keine "große" These hat. Und doch ist es mehr als die monumentale - und ganz bewusst offen verstandene - Einladung zu einer lehrreich-unterhaltsamen Lektüre, sehr viel mehr. Indem es dem Verfasser gelingt, die Kapitel seines "großen Textes" als Studien zu konzipieren, die auf der einen Seite eine gewisse Autonomie beanspruchen dürfen, die auf der anderen aber vielfältig (und in vielen Fällen bis ins Detail) aufeinander bezogen und miteinander verknüpft sind, lässt er sein Buch zu einem dynamischen, regelrecht kaleidoskopischen Bewegungs- und Begegnungsraum sui generis werden.
Da der Verfasser zudem bestimmte Themen wie den Sklavenhandel und den damit verbundenen (europäischen) Gewaltexport immer wieder aufruft, schafft er Leitmotive, die jene Struktur schaffen, ohne die Dynamik nicht möglich ist. In anderen Worten: Wenn das Meer Bewegung und Begegnung ist, dann hat es mit diesem Buch ein zugewandtes, ein wunderbares Gegenüber erhalten.
PETER BURSCHEL.
David Abulafia: "Das unendliche Meer". Die große Weltgeschichte der Ozeane.
Aus dem Englischen von Michael und Laura Su Bischoff. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021. 1132 S., geb., 68,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es geht auch ohne Meistererzählungen: David Abulafia zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass ihm keine Facette der Geschichte der Ozeane fremd ist.
Historikerinnen und Historiker entdecken seit geraumer Zeit das Meer - oder besser vielleicht: Sie entdecken es wieder. Längst ist von einer "ozeanischen Wende" die Rede, längst von einer "neuen Thalassologie", längst wird von "historischer Meereswissenschaft" gesprochen. Kaum ein Meer, das in den vergangenen Jahren ohne Monographie, ja ohne Biographie geblieben wäre. Die Gründe für diesen - immer noch zunehmenden und keineswegs auf die Geschichtswissenschaft beschränkten - Trend sind vielfältig: So spielt ohne Frage das anhaltende Interesse an Globalgeschichte eine Rolle, das in vielen Fällen mit der (nicht nur postkolonialen) Absicht einhergeht, europäische Sichtweisen zu "provinzialisieren". Hinzu kommt das Bewusstsein, dass die historische Untersuchung maritimer Räume als Räume ohne Ort und ohne Grenze dazu beitragen kann, methodische Engführungen zu überwinden, nicht zuletzt solche nationaler Provenienz. Ganz zu schweigen von den inter- und transdisziplinären Chancen, die das räumliche und zeitliche "Dazwischen" des Meeres eröffnet. Schließlich: Es scheint außer Frage zu stehen, dass die Entdeckung beziehungsweise Wiederentdeckung des Meeres als eines historischen (und historiographischen) Möglichkeitsraums auch mit der wachsenden Einsicht in die Gefährdung, wenn nicht in den Verlust des Meeres einhergeht.
Obwohl auch die neue historische Meereswissenschaft weiß, was sie an Fernand Braudels erstmals 1949 erschienenem epochalen Mittelmeerbuch hat - "Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II." -, setzt sie alles in allem doch weniger auf die naturräumlichen Veränderungen langer Dauer als auf die jeweiligen Verbindungen, die das Meer ausmachen und die ein Meer mit anderen Meeren korrespondieren lassen. Verbindungen, die historisch durchaus auch kurze Laufzeiten haben können. Nicht dass dabei die braudelschen Zeitebenen langer und mittlerer Dauer in Vergessenheit geraten wären. Das heutige historische Interesse am Meer aber geht eben in eine andere Richtung. Meer, das ist in den aktuellen Forschungsdiskursen vor allem Bewegung - und damit Begegnung, Beziehung, Netzwerk.
Auch das vorliegende Buch folgt dieser Tendenz. Im Grunde sind Mobilität, Dynamik und Kommunikation seine impliziten Leitbegriffe. 2019 erstmals in Anlehnung an ein Shakespeare-Wort als "The Boundless Sea" erschienen, bringt der englische Untertitel dieses Programm besser zum Ausdruck als der deutsche: "A Human History of the Oceans". Der Verfasser, der in Cambridge lehrende Historiker David Abulafia, gliedert sein Buch in fünf Teile, von denen die ersten drei den einzelnen Ozeanen gewidmet sind: dem Pazifik, dem Indischen Ozean und seinen west- und ostasiatischen Nachbarn sowie dem Atlantik. Am Rande nur: Aus historiographischer Perspektive ist diese Reihenfolge eher ungewöhnlich, fand doch der Atlantik deutlich früher die Aufmerksamkeit der historischen Forschung als der Pazifik. Vom Mittelmeer ganz zu schweigen.
In allen drei Teilen geht der Verfasser in prähistorische Zeiten zurück, um sie schließlich jeweils im ausgehenden europäischen Mittelalter enden zu lassen. Während in diesen Teilen die räumlichen Binnenbewegungen und Binnenbeziehungen im Mittelpunkt stehen, die ein Meer zum Meer werden lassen, nimmt der vierte Teil den nachhaltig beschleunigten - und sich qualitativ wie quantitativ erstaunlich rasch intensivierenden - "menschlichen" Austausch zwischen den Meeren beziehungsweise zwischen den Ozeanen seit der "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus in den Blick. Die englische Ausgabe spricht von "Oceans in Conversion".
Der vierte Teil, mit fast vierhundert Seiten der umfänglichste des Buches, lässt in aller Deutlichkeit erkennen, dass die frühe Neuzeit - und nicht nur die europäische frühe Neuzeit - mit ihrem "langen" achtzehnten Jahrhundert eine durch und durch maritime Epoche war. Hier ist der Verfasser nebenbei bemerkt ganz bei sich. Der fünfte Teil, der vor allem der maritimen Expansion der Industrienationen seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gewidmet ist, hat im Vergleich dazu eher den Charakter eines resignativen Ausblicks, an dessen Ende das Ende des Meeres steht, wie wir es kennen: "Am Beginn des 21. Jahrhunderts hat die maritime Welt der letzten vier Jahrtausende aufgehört zu existieren."
Keine Frage, der Verfasser "bevorzugt" wie schon in seinem Buch über das Mittelmeer die maritime Vormoderne seit dem späten Mittelalter gegenüber anderen Epochen, vor allem gegenüber der maritimen Moderne. Und keine Frage auch, dass ihm dabei kulturgeschichtliche und kulturanthropologische Fragen näher liegen als ökonomische, ökologische oder landläufig politische. Dennoch muss nachdrücklich betont werden: Es gibt kein Feld, kein Sujet, kein Konzept der neuen historischen Meereswissenschaft, das ihm fremd ist, um welche Epoche, um welche Weltgegend es auch geht. Ein Befund, der auch damit zu tun hat, dass er nicht nur englischsprachige Forschungsliteratur zur Kenntnis nimmt.
Gewiss hat David Abulafia hat ein Buch geschrieben, das mit einigem Recht als theoriefern bezeichnet werden kann, fast möchte man sagen: als selbstbewusst theoriefern; ein Buch, das auf "Meistererzählungen" (welcher Reichweite auch immer) geradezu demonstrativ verzichtet; ein Buch zudem, das keine "große" These hat. Und doch ist es mehr als die monumentale - und ganz bewusst offen verstandene - Einladung zu einer lehrreich-unterhaltsamen Lektüre, sehr viel mehr. Indem es dem Verfasser gelingt, die Kapitel seines "großen Textes" als Studien zu konzipieren, die auf der einen Seite eine gewisse Autonomie beanspruchen dürfen, die auf der anderen aber vielfältig (und in vielen Fällen bis ins Detail) aufeinander bezogen und miteinander verknüpft sind, lässt er sein Buch zu einem dynamischen, regelrecht kaleidoskopischen Bewegungs- und Begegnungsraum sui generis werden.
Da der Verfasser zudem bestimmte Themen wie den Sklavenhandel und den damit verbundenen (europäischen) Gewaltexport immer wieder aufruft, schafft er Leitmotive, die jene Struktur schaffen, ohne die Dynamik nicht möglich ist. In anderen Worten: Wenn das Meer Bewegung und Begegnung ist, dann hat es mit diesem Buch ein zugewandtes, ein wunderbares Gegenüber erhalten.
PETER BURSCHEL.
David Abulafia: "Das unendliche Meer". Die große Weltgeschichte der Ozeane.
Aus dem Englischen von Michael und Laura Su Bischoff. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021. 1132 S., geb., 68,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2023Die Bücher
des
Sommers
21 Romane, Sachbücher
und Lyrikbände
für die Wochen daheim oder am Strand.
Die Empfehlungen des
SZ-Feuilletons
Bitte gib mir
nur ein Wort
In diesem Buch geht es um Wörter, darum, was sie bedeuten und wer das überhaupt entscheidet. Hauptperson ist Esme Nicoll, Tochter eines der Editoren des ersten Oxford Dictionarys. Als Kind sitzt sie unter seinem Tisch und sammelt Wörter, die weggeschmissen wurden. Als Jugendliche fängt sie an zu hinterfragen, welche Wörter warum nicht hineinkommen – oft solche, die die Lebenswelt von Frauen beschreiben oder von der Unterschicht, oder gar von Frauen aus der Unterschicht („Fotze“). Zur selben Zeit kämpfen die Suffragetten ums Frauenwahlrecht. Esme ist dafür, doch ihre Magd Lizzie sagt dazu: „Das is nichts für Frauen wie sie und mich. Sondern nur was für Ladys mit Geld, und solche Ladys werden immer jemanden haben wollen, der ihnen die Böden schrubbt und die Bettpfannen leert.“ Ein wunderbarer Roman über Macht, Sprache und auch über Liebe. Aber nur ein bisschen, denn: Frauenleben sind voller wichtiger Dinge, und nicht alle davon haben etwas mit einem Mann zu tun.
BARBARA VORSAMER
Komm in
den Garten
Lange bevor „farm to table“ zum eskapistischen Traum für High Performer wurde und urbane Restaurants ihre Gerichte wortkarg ankündigten („Schwarzwurzel / Flusskrebse / Brunnenkresse“), hat Sally Schmitt schon so gekocht. Weil es nahelag, in Kalifornien, wo die Natur alles Köstliche hergibt, im Napa Valley, bevor das eine gefragte Weingegend wurde. Zwei Wochen nachdem sie 2022 mit 90 Jahren starb, erschien das Kochbuch, in dem sie ihr Frauenleben entlang verschiedener Küchen erzählt, etwa der ihres berühmten Familienbetriebs „The French Laundry“. Dass die französisch-mexikanisch-asiatische „California Cuisine“ längst auch in Europa groß ist, muss man nicht wissen, um genussvoll der Vorstellung nachzuhängen, mit Sally einen Kräutergarten am Pazifik zu bewirtschaften. Oder eine kalifornische Großmutter zu haben, die einen mahnt, das Geschirr vor dem Kochen zu waschen, und daran erinnert, dass im Leben alles besser wird, wenn genug Butter dran ist.
MARIE SCHMIDT
Sehen und
darüber schreiben
Eigentlich ist eine Generallobpreisung der Autorin Manja Präkels mehr als überfällig, aber das wäre ihr erstens mutmaßlich unangenehm, und es würde zweitens der Platz hier nicht reichen, also sei jetzt erst einmal locker vom Hocker „Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?“ empfohlen. Diesen Band durchaus politischer, dabei erstaunlich poetischer Essays gibt es im Grunde nur, weil Präkels’ Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ (erschienen ebenfalls im Verbrecher-Verlag) so erfolgreich war und sie deswegen so viel unterwegs. Man sitzt herum, an Bahnhöfen oder in Zügen, und das ist nun rückblickend ein Glück, weil Präkels es als eine der wenigen schafft, ohne jedes Geschrei und ohne jeden Selbstdarstellungseifer über den Osten zu schreiben, nicht nur den deutschen. Das klingt dann so wie in dem Essay „Hasshasenangst“, der beginnt mit dem fast erschütternd schlichten Satz „Was geschieht, das können alle sehen“ – und an dessen Ende man denkt: Schlimm genug, was alles so geschieht und gesehen wird; aber ein kleiner Segen immerhin, dass es auch aufgeschrieben nachzulesen steht wie bei Manja Präkels.
CORNELIUS POLLMER
Und dann verglüht
der Star
Wenn man 17 ist, wankt der Boden ja sowieso ganz grundsätzlich, und als sich herausstellt, dass Akaris Idol einen Fan geschlagen haben soll, darf man mit der Ich-Erzählerin 124 Seiten lang ins Bodenlose stürzen. Wie bitteschön Halt finden, wenn der Popstar ständig mit Blogeinträgen verteidigt, die Mutter beruhigt, die Schwester abgewehrt und die Kneipengäste bedient werden müssen? „Idol in Flammen“ von der japanischen Schriftstellerin Rin Usami, Jahrgang 1999, ist ein kleiner, rasanter und weiser Roman darüber, wie man sich möglichst stabil in der Welt einrichtet.
LAURA HERTREITER
Mehr Schatten als
glitzerndes Licht
Stadt der Träume? Stadt der Albträume. Nach einem blutigen Bandenkrieg in Teil eins von Don Winslows Gangstertrilogie („City on Fire“, 2022) bewahrheitet sich in Teil zwei: Geschichte wiederholt sich immer, erst als Tragödie, dann als Farce. Hollywood will einen Film über das Leben des Romanhelden Danny Ryan machen, seine blutigen Erlebnisse im Kampf gegen die italienische Mafia in Providence, Rhode Island, Mitte der Achtzigerjahre nacherzählen. Dannys Crew möchte gern mitmischen im Filmrummel, merkt aber schnell, dass es in Los Angeles mehr Schatten gibt als glitzerndes Licht. Eine Desillusionierungsgeschichte im typischen Stakkato-Ton Don Winslows, schnell, hart, erbarmungslos. In den schäbigen Motels rund um die großen Studios warten übermüdete Mütter darauf, ihre Kinder bei einem Casting unterzubringen, und auch ganz oben in Hollywood herrscht vor allem: Angst und Einsamkeit. Nächstes Jahr erscheint dann der letzte Teil: „City of Ashes“.
DAVID STEINITZ
Das Leben,
ungeschönt
Vergewaltigung und Magersucht, Fehlgeburten und Unfruchtbarkeit, das klingt nicht nach Sommerlektüre. Doch die so starken, weil bitter ehrlichen Essays, die Emilie Pine, Jahrgang 1977 und Professorin für „Modern Drama“ aus Dublin, in ihrem Band „Botschaften an mich“ zusammenbindet, erzählen aus dem Leben einer modernen Frau, ihrem eigenen Leben, und berühren den Leser, ohne dabei je ins Kitschwasser abzudriften. Das autobiografische Schreiben sei ein Kraftakt gewesen, so sagte es Pine 2021 der SZ; lange glaubte sie, das Manuskript ohnehin nie zu veröffentlichen. „Wir schweigen lieber, aus Scham und aus Taktgefühl, damit wir niemanden verletzen. Denn wir Frauen sind es gewohnt, die Gefühle von anderen wichtiger zu nehmen als unsere eigenen.“ Zu Recht wurde Pine 2018 mit diesem, ihrem ersten nicht akademischen Buch mit dem „Irish Book of the Year“ ausgezeichnet.
JULIA ROTHHAAS
Abschied von
Europa
Er hat schon über das besetzte Frankreich berichtet. 1947 schreibt Andrzej Bobkowski Feuilletons über den Frühling in Paris für die polnische Exilpresse. Er ist 34 Jahre alt, arbeitet in einer Fahrradwerkstatt. Sein leichter Ton enthält manchen Spott, dann wird er bitterer. Damit, dass Westeuropa sich mit dem in Jalta beschlossenen „Stummel-Europa“ abfindet, mag er sich nicht abfinden. Sein Abschied von Europa führt ihn nach Guatemala. Die Atlantik-Passage, die Ankunft, seine neue Welt beschreibt er, den Abschied begründet er. In Guatemala lebt er vom Modellflugzeugbau. Nur Autor wollte er nie sein. 1957 wird ein Tumor diagnostiziert, 1961 wird er ihm erliegen. Aufzeichnungen, in denen er über den Tod reflektiert, sind in diesen Band aufgenommen. Wer ihn nicht liest, dem entgeht viel.
LOTHAR MÜLLER
Bloß nicht anhalten,
nachdenken, reden
Ferien zu zweit, ein Mietwagen, Sizilien. Was nach besten Voraussetzungen für eine erholsame Zeit klingt, wird für Melvil und Luisa zum Albtraum. Und das, noch bevor ihr Luxusurlaub überhaupt begonnen hat. Auf der Fahrt vom Flughafen ins Hotel – es ist schon dunkel – ein kurzer Stop am Meer, dann kommt es zu einem dumpfen Aufprall. Was Melvil da genau gerammt hat, finden die beiden nicht heraus. Sie fahren nach einem kurzen Halt einfach weiter. Immer weiter.
Dieses Mantra verfolgt der Protagonist in Yves Raveys Roman „Taormina“ konsequent: bloß nicht anhalten, nachhaken, reden. Lieber ignorieren, schließlich will man ja Urlaub machen. In bester Krimi-noir-Art manövriert sich Melvil, ein grandioser Taugenichts, der von der wohlhabenden Familie seiner Frau schmarotzt, immer weiter ins Schlamassel. Und offenbart, wo das eigentliche Problem liegt. Das erinnert an das grauenvolle Idyll von „White Lotus“, nur dass Ravey kein Wort zu viel verliert, es ist ein ganz schmales Buch, nüchtern im Ton. Und genau deshalb verstörend gute Sommerlektüre.
CAROLIN GASTEIGER
Ein Tag in
Jerusalem
Ein Halbwaise, der fast ertrinkt, ein arabischer Müllmann, der vielleicht gar nicht so stumm ist, wie er tut. Eine Kanadierin, die sich von ihren Eltern emanzipieren möchte, ein deutscher Holocaust-Überlebender, der nicht mehr Hans heißen will, und ein Schreiner, der in einer Konditorei aushilft: Diese Geschichten webt Dori Pinto eher lose zusammen, eine Straße nahe dem alten Bahnhof Jerusalems und ein Tag müssen als Verbindung reichen: der 16. Juli 1969, an dem die Apollo 11 Richtung Mond startete. Doch was Halbwaise Charlie in einem Brief seines toten Vaters liest, gilt auch für Pintos Schnappschuss von Jerusalem kurz nach dem Sechstagekrieg: „Wie gerade die scheinbar marginalen Kleinigkeiten besonders wichtig sein können und wie gerade sie die großen Dinge verdeutlichen, die anders gar nicht zu begreifen sind.“
MORITZ BAUMSTIEGER
Das Unbegreifliche
klingt ganz nah
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf der Suche nach einem Buch für den Sommer und ein etwas untertouriger Literaturredakteur drückt Ihnen ein Holocaust-Memoir in die Hand. In genauso einer Situation sind Sie hier gelandet, herzlich willkommen. Cordelia Edvardson wurde 1929 in München geboren und später nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte das Vernichtungslager, weil sie für Joseph Mengele als Schreibkraft arbeiten konnte. Das Bestürzende an ihrem exzellent geschriebenen Rückblick auf ihre Zeit am Nullpunkt der Zivilisation sind aber gar nicht nur die Szenen im Lager selbst. Es sind zumindest auch die frühen Kontakte mit der Rassenbürokratie, die freundlichen Befragungen bezüglich der Frage, warum sie eigentlich ihren Judenstern nicht trage und ob sie bitte hier und da unterschreiben könne. Der Hanser-Verlag hat dieses überwältigende Buch jetzt von der glänzenden Ursel Allenstein neu übersetzen lassen, das Ferne und das Unbegreifliche klingen bei ihr nah und klar.
FELIX STEPHAN
Nichts als
Gedichte
„Der ewige Brunnen“ ist seit 1955 das poetische Hausbuch der Deutschen, immer wieder modernisiert und entnazifiziert. Jetzt hat der Dichter und Germanist Dirk von Petersdorff diesen Band neu und nach ewigmenschlichen Rubriken geordnet („Lebenskunst“, „Vergänglichkeit“, „Glauben und Zweifel“) und neues poetisches Leben neben das alte gepflanzt. Also darf Udo Lindenberg mit Neidhart von Reuental singen, Judith Holofernes mit Theodor Storm auftreten und Sven Regener sein Prenzlberg-Sommereis-Lied in der Nachbarschaft von Friederike Mayröcker anstimmen. Das ist ja der Reiz von Lyrik-Anthologien: Dichter, die man sonst nie miteinander vergleichen würde, stehen beieinander, weil sie das gleiche Lied haben. Das Hausinventar bleibt unberührt: die „Glocke“ ist drin, das Wichtigste von Rilke, der Radwechsel von Brecht, aber mit einer perspektivverschobenen Gegenstrophe von Yaak Karsunke hintendran. So ist das Buch, so ist die Poesie: Man findet zum Glück kein Ende.
HILMAR KLUTE
Zeitreise mit
Wwwusch
Dieses Buch spielt 1912 und 2020 auf der Erde, und 2401 auf dem Mond. Es geht um Straßenmusiker, eine obskure Behörde und britische Adelige. Zeitreise-Erzählungen zwirbeln Lesern ja oft Knoten ins Hirn. Diese Geschichte aber ist nicht nur meisterhaft in sich selbst gefaltet, sondern auch um die Autorin, die als Figur darin auftaucht: als Schriftstellerin, die mit einem Pandemie-Roman im Jahr 2203 einen Überraschungserfolg landet (genau wie Emily St. John Mandel 2014 mit ihrem postapokalyptischen Roman „Station Eleven“, der von HBO als Serie verfilmt wurde). Dieses Buch ist halb „Inception“, halb „Matrix“, einziger Special Effect ist die Erzählkunst der Autorin. Am Ende löst sich der Knoten zum „Wwwusch“ eines startenden Raumschiffs. Was für ein Vergnügen!
KAROLINE META BEISEL
Im Schloss mit
Journalisten
Was verbindet Markus Wolf mit Willy Brandt? Na klar, der eine hat als Chef der DDR-Auslandsaufklärung einen Spion, Günter Guillaume, auf den andren angesetzt und ihn damit als Bundeskanzler gestürzt. Aber es gibt noch mehr. Beide waren 1945/46 als Journalisten in Nürnberg, um über die Kriegsverbrecherprozesse gegen Rudolf Heß, Hermann Göring, Julius Streicher und andere Nazi-Größen zu berichten – Wolf für die Berliner Zeitung, Brandt für das Arbeiderbladet in Oslo. Beide lebten im Pressecamp Schloss Stein monatelang Seite an Seite. Uwe Neumahr erhellt dieses faszinierende Kapitel der Nürnberger Prozesse. Wie krass unterschiedlich Wolf, Brandt, John Dos Passos, Erika Mann oder Erich Kästner auf den Prozess blickten. Tagsüber konkurrierten sie um die schnellste Nachricht, den interessantesten Blick. Abends verzweifelten, tranken, feierten und liebten sie im Schloss Faber-Castell. Wer sonst keine Sachbücher liest, sollte hier eine Ausnahme machen.
WOLFGANG KRACH
Essen, lieben und
morden in Rom
Könnte man Rom auf Flaschen ziehen und zur Essenz verdichten, dann müsste am Ende ein Buch wie Carlo Emilio Gaddas Kriminalroman „Die grässliche Bescherung in der Via Merulana“ herauskommen. Jetzt, fünfzig Jahre nach dem Tod seines genialen Autors, hat der Wagenbach-Verlag dieses Hauptwerk der italienischen Moderne neu herausgebracht. Wie in archäologischen Schichten überlagern sich hier die Sprachen, Zeiten und sozialen Klassen der Stadt, vom Mythos bis zum Dialekt, vom Alten Rom bis zum Faschismus, vom Hungerleider bis zur Gräfin. In der Mitte ruht der träge, schlaue Kommissar Ingravallo, der diesen „Pasticciaccio“ kriminalistisch und philosophisch zu durchdringen versucht, mit Freud und Leibniz im Gepäck, mit Poe und Vergil, mit unnachsichtigem Blick auf einsame Frauen und noch einsamere Herren, die schönen Römern und Römerinnen verfallen. Augenlust, Körperlust, Lust am Essen und vor allem grenzenlose Lust an allen Formen der Sprache feiern hier ein üppiges Fest. Die Übersetzung von Toni Kienlechner behauptet sich glanzvoll. Es soll aber auch Menschen geben, die nur wegen dieses Buches angefangen haben, Italienisch zu lernen.
GUSTAV SEIBT
Pause vom
Wichtigtun
Wer für ein entspanntes Zwischen-den-Seiten-Versinken im Urlaub nicht genug Ruhe hat, wegen Kindern oder Weltschmerz oder beidem, neigt zum Kitsch. Möglichst doppelbödig und gebrochen sollte die Urlaubslektüre sein, aber bitte auch: tröstend. Ein solches Buch ist „Panikherz“, die Autobiografie von Benjamin von Stuckrad-Barre. Der schrieb zuletzt in „Noch wach?“ zum Beispiel, „MEINUNGSFREIHEIT“ bedeute eben auch „Deinungsfreiheit“, haha, aber weil es codiert um einen wichtigen Ex-Kumpelfreund des Autors ging, musste man das leider auch lesen. Was, fragte man sich bei der halbwachen Noch-Wach-Lektüre, würde Udo zu den geschilderten und schreiberisch performierten Wichtigtuereien sagen, Udo Lindenberg, die heimliche Hauptfigur, der wahre Freund, das schnodderig-cool säuselnde Erlösungs-Du von „Panikherz“? Besonders schön liest sich das Buch, wenn man es hört – also ihn, den Autor im Hörbuch, wie er seinen Udo imitiert, mit so viel Zärtlichkeit, dass man daraus mehr als ein Buch hätte machen können.
PHILIPP BOVERMANN
Urlaub im
Unterholz
Nein, handlich ist dieses Buch nicht und deshalb vielleicht eine ungewöhnliche Empfehlung für Sommer, Reisen, Rucksack, Strand. „Die verlorenen Wörter“ ist ein großformatiger, von der Künstlerin Jackie Morris farbig illustrierter Prachtband. Nicht dick, aber hoch, sperrig, und gerade deshalb vermittelt es schon physisch, was Robert Macfarlanes Gedichte wollen: erinnern, sich bemerkbar machen, Vergissmeinnicht rufen. Macfarlane, einer der Großen des Nature Writing, beschwört Naturnamen, die, so seine Sorge, aus dem Wortschatz der nachwachsenden Generationen verschwinden: Brombeere, Natter, Kastanie, Heidekraut, Otter, Wiesel, Star. Zu jedem steht hier ein Gedicht, toll aus dem Englischen übertragen von Daniela Seel, das längst nicht nur naturromantisch ist, sondern lautmalerisch, widerständig, witzig, wehmütig: „Natter ist, wie Natter zischt.“ Ein Buch, das den Blick fürs Kleine schärft, fürs Übersehene.
KATHLEEN HILDEBRAND
Flimmernd in
griechischer Hitze
Drei Schwestern, ein Dorf in der Nähe von Athen. Es sind die späten 1930er-Jahre, die Sommer sind lang und sie sind heiß, die Ziegen müssen gemolken werden, genauso dringend müssen die Schwestern ihre Zukunft diskutieren, die ihnen eigentlich so deutlich vorgezeichnet ist. Maria will heiraten, Infanta und Erzählerin Katerina träumen, es ihrer berüchtigten Großmutter gleichzutun, die einst mit einem Musiker durchbrannte. Schwer zu glauben, dass die griechische Autorin Margarita Liberaki „Drei Sommer“ schon 1946 veröffentlichte, denn diese Coming-of-Age-Geschichte ist voller schnellen Witzes und stürmischer Figuren, flirrend vor Sehnsucht. Kein bisschen kitschig, auch wenn das Cover anderes vermuten lässt.
CHRISTIANE LUTZ
Süchtig nach
der Sehnsucht
Diese Sommerdämmrigkeit, wenn die Sonne auf den Kopf knallt, die Menschen und Schirme vor den Augen zu flimmern beginnen, und sich das eigene Dasein allmählich im Schweiß auflöst, passt wie kein anderer Zustand zum Roman der israelischen Schriftstellerin Zeruya Shalev. Darin erzählt sie von einer jungen Frau, die eine Liebesbeziehung mit einem älteren Mann beginnt, die niemanden glücklich macht, nicht sie, nicht den Mann, nicht den Leser, aber die mit so viel Erotik, Schwung und Kommata geschrieben ist, dass man trotz aller Abgründe, trotz Kopfschüttel-Reflex mitgerissen wird in die Sehnsüchte eines jungen Lebens. Die Sehnsucht wird zur Sucht, von der die Protagonistin Ja’ara nicht mehr loskommt, „weil alles, was weniger war als das, mich nicht mehr begeistern würde“. Flirrend, unerhaben und poetisch rasen die Seiten vorbei und wie am Ende eines guten Sommers fragt man am Ende dieses Buchs: Was, schon vorbei?
MARLENE KNOBLOCH
Horror in
Hollywood
Im Los Angeles der Achtzigerjahre geht ein Serienkiller um. Der junge Bret Ellis, der gerade mit seinem Erstlingswerk „Unter Null“ begonnen hat, glaubt, diesen Killer in seinem neuen Mitschüler auf der Buckley Highschool erkannt zu haben – dem so dämonischen wie rasend gut aussehenden Robert Mallory. Für den Schriftsteller Bret Easton Ellis schließt sich mit diesem gewaltigen (auch gewaltig dicken) Roman ein Kreis: Fast 40 Jahre nach seinem gefeierten Debüt kehrt er zurück an den Ort des Geschehens, zu den Rich Kids von Beverly Hills, zu Kokain, Mercedes-Cabrios und innerer Leere, dem Soundtrack der Achtziger, zu homosexuellen und (irre lustlosen) heterosexuellen Begegnungen. Von einer Handlung kann nicht die Rede sein, das macht aber nichts, denn der Roman entwickelt einen dunklen Sog, der Thriller-Potenzial hat. All dies selbstverständlich mit klirrender Kälte erzählt. Fazit: Selten hat man so gerne viel Zeit mit wahnsinnig unangenehmen Menschen verbracht.
TANJA REST
Philosophieren
in der Sonne
Es ist eines der großen Missverständnisse, dass es unmöglich ist, etwas Anspruchsvolleres zu lesen, während einem im Urlaub die Sonne den Verstand ansengt. Bei philosophischen Büchern zum Beispiel, in denen es ja darum geht, neu und anders zu denken, kann es manchmal sogar ideal sein. In seinem letzten Buch „Pragmatismus als Antiautoritarismus“ plädiert der 2007 verstorbene amerikanische Philosoph Richard Rorty dafür, die Suche nach dem Unbedingten und Erhabenen von der Suche nach Gerechtigkeit und Glück streng zu trennen. Man darf ihn sich dabei aber auf keinen Fall als Kulturkämpfer vorstellen, von denen es gerade ja ein paar zu viele gibt, sondern eher als menschenfreundlichen Skeptiker, von denen es nie genug geben kann.
JENS-CHRISTIAN RABE
Bei höchstem
Wellengang
„Ein Schiff wird kommen, in welchem Schiffer sind, die du kennst.“ Diesen Trost bietet ein Geist, der Schlangenmann, vor 4500 Jahren einem ägyptischen Schiffbrüchigen auf einer unbekannten Insel. Der britische Historiker David Abulafia zitiert den alten Papyrustext in seiner monumentalen Weltgeschichte der Ozeane. Blendend geschrieben, ein Füllhorn des Wissens und durchweg spannend trotz seiner mehr als 1000 Seiten, wurde es deutsches Wissenschaftsbuch 2022. Abulafia vermeidet die übliche eurozentrische Sicht der Seefahrt und entwirft ein Bild vom Meer, das trotz aller Kriege die Kulturen weniger trennt als vielmehr verbindet. Dafür steht auch die Geschichte vom Schlangenmann samt Happy End: „Du umarmst deine Kinder und küsst deine Frau und siehst dein Haus wieder – sie sind das Beste von allem.“ Ideal für den Urlaub am Meer und viel Lesezeit – allerdings müssen Freunde des Analogen den ziegelsteinschweren Wälzer an den Strand schleppen.
JOACHIM KÄPPNER
Pip Williams:
Die Sammlerin der verlorenen Wörter;
aus dem Englischen von Christiane Burkhardt. Diana Verlag, 2022,
528 Seiten, 22 Euro.
Illustration: Lennart Menkhaus c/o kombinatrotweiss.de / Instagram: @lennartmenkhaus, @kombinatrotweiss_illustration
Sally Schmitt:
Six California
Kitchens. Chronicle Books, San Francisco 2022, 352 Seiten, 33,99 Euro.
Manja Präkels:
„Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?“ Essays. Verbrecher Verlag, Berlin 2022.
192 Seiten, 19 Euro.
Rin Usami:
Idol in Flammen. Roman. Aus dem Japanischen von
Luise Steggewentz. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023.
128 Seiten, 18 Euro.
Don Winslow:
„City of Dreams“.
Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch.
Harper Collins,
Hamburg, 2023.
368 Seiten, 24 Euro.
Emilie Pine:
Botschaften an mich selbst. Essays.
Aus dem Englischen von Cornelia Röser.
Btb, München 2022. 224 Seiten, 11 Euro.
Andrzej Bobkowski: Hinter dem
Wendekreis. Aus dem Polnischen von
Ron Mieczkowski.
Die Andere Bibliothek, Berlin 2023.
384 Seiten, 44 Euro.
Yves Ravey:
Taormina. Aus dem Französischen von Holger Fock und
Sabine Müller.
Liebeskind,
München 2023.
112 Seiten, 20 Euro.
Dori Pinto:
Der Mond über
Jerusalem. Roman.
Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Kein und Aber,
Zürich 2022,
336 Seiten, 25 Euro.
Cordelia Edvardson: Gebranntes Kind
sucht das Feuer. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein.
Carl Hanser Verlag, München 2023.
145 Seiten, 22 Euro.
Der ewige Brunnen. Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten. Herausgegeben von
Dirk von Petersdorff.
C.H. Beck Verlag,
München 2023.
1167 Seiten, 28 Euro.
Emily St. John Mandel: Das Meer der
endlosen Ruhe. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. Ullstein Verlag,
Berlin 2023. 288 Seiten, 23 Euro. Erscheint
auf Deutsch am
27. Juli 2023.
Uwe Neumahr:
Das Schloss der
Schriftsteller.
Sachbuch. C.H. Beck, München 2023.
304 Seiten, 26 Euro.
Carlo Emilio Gadda:
Die grässliche Bescherung in der Via Merulana.
Krimi. Aus dem
Italienischen von Toni
Kienlechner.
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2023. 352 Seiten,
26 Euro.
Benjamin von Stuckrad-Barre: Panikherz.
Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016.
576 Seiten, 22,99 Euro.
Robert Macfarlane und Jackie Morris:
Die verlorenen
Wörter. Aus dem Englischen von
Daniela Seel.
Matthes & Seitz,
Berlin 2018.
134 Seiten, 38 Euro.
Margarita Liberaki: Drei Sommer. Roman. Aus dem Griechischen von Michaela
Prinzinger. Arche
Literatur Verlag,
Hamburg 2021.
388 Seiten, 24 Euro.
Zeruya Shalev:
Liebesleben.
Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2001.
384 Seiten, 12 Euro.
Bret Easton Ellis:
The Shards. Roman. Aus dem Englischen von Stephan Kleiner. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023.
736 Seiten, 28 Euro.
Richard Rorty:
Pragmatismus als
Antiautoritarismus.
Aus dem Englischen
von Joachim Schulte. Suhrkamp, Berlin 2023. 454 Seiten, 34 Euro.
David Abulafia:
Das unendliche
Meer. Sachbuch. Aus dem Englischen von Michael Bischoff und Laura Su Bischoff. Fischer Verlag,
Frankfurt 2021. 1168
Seiten, 68 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
des
Sommers
21 Romane, Sachbücher
und Lyrikbände
für die Wochen daheim oder am Strand.
Die Empfehlungen des
SZ-Feuilletons
Bitte gib mir
nur ein Wort
In diesem Buch geht es um Wörter, darum, was sie bedeuten und wer das überhaupt entscheidet. Hauptperson ist Esme Nicoll, Tochter eines der Editoren des ersten Oxford Dictionarys. Als Kind sitzt sie unter seinem Tisch und sammelt Wörter, die weggeschmissen wurden. Als Jugendliche fängt sie an zu hinterfragen, welche Wörter warum nicht hineinkommen – oft solche, die die Lebenswelt von Frauen beschreiben oder von der Unterschicht, oder gar von Frauen aus der Unterschicht („Fotze“). Zur selben Zeit kämpfen die Suffragetten ums Frauenwahlrecht. Esme ist dafür, doch ihre Magd Lizzie sagt dazu: „Das is nichts für Frauen wie sie und mich. Sondern nur was für Ladys mit Geld, und solche Ladys werden immer jemanden haben wollen, der ihnen die Böden schrubbt und die Bettpfannen leert.“ Ein wunderbarer Roman über Macht, Sprache und auch über Liebe. Aber nur ein bisschen, denn: Frauenleben sind voller wichtiger Dinge, und nicht alle davon haben etwas mit einem Mann zu tun.
BARBARA VORSAMER
Komm in
den Garten
Lange bevor „farm to table“ zum eskapistischen Traum für High Performer wurde und urbane Restaurants ihre Gerichte wortkarg ankündigten („Schwarzwurzel / Flusskrebse / Brunnenkresse“), hat Sally Schmitt schon so gekocht. Weil es nahelag, in Kalifornien, wo die Natur alles Köstliche hergibt, im Napa Valley, bevor das eine gefragte Weingegend wurde. Zwei Wochen nachdem sie 2022 mit 90 Jahren starb, erschien das Kochbuch, in dem sie ihr Frauenleben entlang verschiedener Küchen erzählt, etwa der ihres berühmten Familienbetriebs „The French Laundry“. Dass die französisch-mexikanisch-asiatische „California Cuisine“ längst auch in Europa groß ist, muss man nicht wissen, um genussvoll der Vorstellung nachzuhängen, mit Sally einen Kräutergarten am Pazifik zu bewirtschaften. Oder eine kalifornische Großmutter zu haben, die einen mahnt, das Geschirr vor dem Kochen zu waschen, und daran erinnert, dass im Leben alles besser wird, wenn genug Butter dran ist.
MARIE SCHMIDT
Sehen und
darüber schreiben
Eigentlich ist eine Generallobpreisung der Autorin Manja Präkels mehr als überfällig, aber das wäre ihr erstens mutmaßlich unangenehm, und es würde zweitens der Platz hier nicht reichen, also sei jetzt erst einmal locker vom Hocker „Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?“ empfohlen. Diesen Band durchaus politischer, dabei erstaunlich poetischer Essays gibt es im Grunde nur, weil Präkels’ Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ (erschienen ebenfalls im Verbrecher-Verlag) so erfolgreich war und sie deswegen so viel unterwegs. Man sitzt herum, an Bahnhöfen oder in Zügen, und das ist nun rückblickend ein Glück, weil Präkels es als eine der wenigen schafft, ohne jedes Geschrei und ohne jeden Selbstdarstellungseifer über den Osten zu schreiben, nicht nur den deutschen. Das klingt dann so wie in dem Essay „Hasshasenangst“, der beginnt mit dem fast erschütternd schlichten Satz „Was geschieht, das können alle sehen“ – und an dessen Ende man denkt: Schlimm genug, was alles so geschieht und gesehen wird; aber ein kleiner Segen immerhin, dass es auch aufgeschrieben nachzulesen steht wie bei Manja Präkels.
CORNELIUS POLLMER
Und dann verglüht
der Star
Wenn man 17 ist, wankt der Boden ja sowieso ganz grundsätzlich, und als sich herausstellt, dass Akaris Idol einen Fan geschlagen haben soll, darf man mit der Ich-Erzählerin 124 Seiten lang ins Bodenlose stürzen. Wie bitteschön Halt finden, wenn der Popstar ständig mit Blogeinträgen verteidigt, die Mutter beruhigt, die Schwester abgewehrt und die Kneipengäste bedient werden müssen? „Idol in Flammen“ von der japanischen Schriftstellerin Rin Usami, Jahrgang 1999, ist ein kleiner, rasanter und weiser Roman darüber, wie man sich möglichst stabil in der Welt einrichtet.
LAURA HERTREITER
Mehr Schatten als
glitzerndes Licht
Stadt der Träume? Stadt der Albträume. Nach einem blutigen Bandenkrieg in Teil eins von Don Winslows Gangstertrilogie („City on Fire“, 2022) bewahrheitet sich in Teil zwei: Geschichte wiederholt sich immer, erst als Tragödie, dann als Farce. Hollywood will einen Film über das Leben des Romanhelden Danny Ryan machen, seine blutigen Erlebnisse im Kampf gegen die italienische Mafia in Providence, Rhode Island, Mitte der Achtzigerjahre nacherzählen. Dannys Crew möchte gern mitmischen im Filmrummel, merkt aber schnell, dass es in Los Angeles mehr Schatten gibt als glitzerndes Licht. Eine Desillusionierungsgeschichte im typischen Stakkato-Ton Don Winslows, schnell, hart, erbarmungslos. In den schäbigen Motels rund um die großen Studios warten übermüdete Mütter darauf, ihre Kinder bei einem Casting unterzubringen, und auch ganz oben in Hollywood herrscht vor allem: Angst und Einsamkeit. Nächstes Jahr erscheint dann der letzte Teil: „City of Ashes“.
DAVID STEINITZ
Das Leben,
ungeschönt
Vergewaltigung und Magersucht, Fehlgeburten und Unfruchtbarkeit, das klingt nicht nach Sommerlektüre. Doch die so starken, weil bitter ehrlichen Essays, die Emilie Pine, Jahrgang 1977 und Professorin für „Modern Drama“ aus Dublin, in ihrem Band „Botschaften an mich“ zusammenbindet, erzählen aus dem Leben einer modernen Frau, ihrem eigenen Leben, und berühren den Leser, ohne dabei je ins Kitschwasser abzudriften. Das autobiografische Schreiben sei ein Kraftakt gewesen, so sagte es Pine 2021 der SZ; lange glaubte sie, das Manuskript ohnehin nie zu veröffentlichen. „Wir schweigen lieber, aus Scham und aus Taktgefühl, damit wir niemanden verletzen. Denn wir Frauen sind es gewohnt, die Gefühle von anderen wichtiger zu nehmen als unsere eigenen.“ Zu Recht wurde Pine 2018 mit diesem, ihrem ersten nicht akademischen Buch mit dem „Irish Book of the Year“ ausgezeichnet.
JULIA ROTHHAAS
Abschied von
Europa
Er hat schon über das besetzte Frankreich berichtet. 1947 schreibt Andrzej Bobkowski Feuilletons über den Frühling in Paris für die polnische Exilpresse. Er ist 34 Jahre alt, arbeitet in einer Fahrradwerkstatt. Sein leichter Ton enthält manchen Spott, dann wird er bitterer. Damit, dass Westeuropa sich mit dem in Jalta beschlossenen „Stummel-Europa“ abfindet, mag er sich nicht abfinden. Sein Abschied von Europa führt ihn nach Guatemala. Die Atlantik-Passage, die Ankunft, seine neue Welt beschreibt er, den Abschied begründet er. In Guatemala lebt er vom Modellflugzeugbau. Nur Autor wollte er nie sein. 1957 wird ein Tumor diagnostiziert, 1961 wird er ihm erliegen. Aufzeichnungen, in denen er über den Tod reflektiert, sind in diesen Band aufgenommen. Wer ihn nicht liest, dem entgeht viel.
LOTHAR MÜLLER
Bloß nicht anhalten,
nachdenken, reden
Ferien zu zweit, ein Mietwagen, Sizilien. Was nach besten Voraussetzungen für eine erholsame Zeit klingt, wird für Melvil und Luisa zum Albtraum. Und das, noch bevor ihr Luxusurlaub überhaupt begonnen hat. Auf der Fahrt vom Flughafen ins Hotel – es ist schon dunkel – ein kurzer Stop am Meer, dann kommt es zu einem dumpfen Aufprall. Was Melvil da genau gerammt hat, finden die beiden nicht heraus. Sie fahren nach einem kurzen Halt einfach weiter. Immer weiter.
Dieses Mantra verfolgt der Protagonist in Yves Raveys Roman „Taormina“ konsequent: bloß nicht anhalten, nachhaken, reden. Lieber ignorieren, schließlich will man ja Urlaub machen. In bester Krimi-noir-Art manövriert sich Melvil, ein grandioser Taugenichts, der von der wohlhabenden Familie seiner Frau schmarotzt, immer weiter ins Schlamassel. Und offenbart, wo das eigentliche Problem liegt. Das erinnert an das grauenvolle Idyll von „White Lotus“, nur dass Ravey kein Wort zu viel verliert, es ist ein ganz schmales Buch, nüchtern im Ton. Und genau deshalb verstörend gute Sommerlektüre.
CAROLIN GASTEIGER
Ein Tag in
Jerusalem
Ein Halbwaise, der fast ertrinkt, ein arabischer Müllmann, der vielleicht gar nicht so stumm ist, wie er tut. Eine Kanadierin, die sich von ihren Eltern emanzipieren möchte, ein deutscher Holocaust-Überlebender, der nicht mehr Hans heißen will, und ein Schreiner, der in einer Konditorei aushilft: Diese Geschichten webt Dori Pinto eher lose zusammen, eine Straße nahe dem alten Bahnhof Jerusalems und ein Tag müssen als Verbindung reichen: der 16. Juli 1969, an dem die Apollo 11 Richtung Mond startete. Doch was Halbwaise Charlie in einem Brief seines toten Vaters liest, gilt auch für Pintos Schnappschuss von Jerusalem kurz nach dem Sechstagekrieg: „Wie gerade die scheinbar marginalen Kleinigkeiten besonders wichtig sein können und wie gerade sie die großen Dinge verdeutlichen, die anders gar nicht zu begreifen sind.“
MORITZ BAUMSTIEGER
Das Unbegreifliche
klingt ganz nah
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf der Suche nach einem Buch für den Sommer und ein etwas untertouriger Literaturredakteur drückt Ihnen ein Holocaust-Memoir in die Hand. In genauso einer Situation sind Sie hier gelandet, herzlich willkommen. Cordelia Edvardson wurde 1929 in München geboren und später nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte das Vernichtungslager, weil sie für Joseph Mengele als Schreibkraft arbeiten konnte. Das Bestürzende an ihrem exzellent geschriebenen Rückblick auf ihre Zeit am Nullpunkt der Zivilisation sind aber gar nicht nur die Szenen im Lager selbst. Es sind zumindest auch die frühen Kontakte mit der Rassenbürokratie, die freundlichen Befragungen bezüglich der Frage, warum sie eigentlich ihren Judenstern nicht trage und ob sie bitte hier und da unterschreiben könne. Der Hanser-Verlag hat dieses überwältigende Buch jetzt von der glänzenden Ursel Allenstein neu übersetzen lassen, das Ferne und das Unbegreifliche klingen bei ihr nah und klar.
FELIX STEPHAN
Nichts als
Gedichte
„Der ewige Brunnen“ ist seit 1955 das poetische Hausbuch der Deutschen, immer wieder modernisiert und entnazifiziert. Jetzt hat der Dichter und Germanist Dirk von Petersdorff diesen Band neu und nach ewigmenschlichen Rubriken geordnet („Lebenskunst“, „Vergänglichkeit“, „Glauben und Zweifel“) und neues poetisches Leben neben das alte gepflanzt. Also darf Udo Lindenberg mit Neidhart von Reuental singen, Judith Holofernes mit Theodor Storm auftreten und Sven Regener sein Prenzlberg-Sommereis-Lied in der Nachbarschaft von Friederike Mayröcker anstimmen. Das ist ja der Reiz von Lyrik-Anthologien: Dichter, die man sonst nie miteinander vergleichen würde, stehen beieinander, weil sie das gleiche Lied haben. Das Hausinventar bleibt unberührt: die „Glocke“ ist drin, das Wichtigste von Rilke, der Radwechsel von Brecht, aber mit einer perspektivverschobenen Gegenstrophe von Yaak Karsunke hintendran. So ist das Buch, so ist die Poesie: Man findet zum Glück kein Ende.
HILMAR KLUTE
Zeitreise mit
Wwwusch
Dieses Buch spielt 1912 und 2020 auf der Erde, und 2401 auf dem Mond. Es geht um Straßenmusiker, eine obskure Behörde und britische Adelige. Zeitreise-Erzählungen zwirbeln Lesern ja oft Knoten ins Hirn. Diese Geschichte aber ist nicht nur meisterhaft in sich selbst gefaltet, sondern auch um die Autorin, die als Figur darin auftaucht: als Schriftstellerin, die mit einem Pandemie-Roman im Jahr 2203 einen Überraschungserfolg landet (genau wie Emily St. John Mandel 2014 mit ihrem postapokalyptischen Roman „Station Eleven“, der von HBO als Serie verfilmt wurde). Dieses Buch ist halb „Inception“, halb „Matrix“, einziger Special Effect ist die Erzählkunst der Autorin. Am Ende löst sich der Knoten zum „Wwwusch“ eines startenden Raumschiffs. Was für ein Vergnügen!
KAROLINE META BEISEL
Im Schloss mit
Journalisten
Was verbindet Markus Wolf mit Willy Brandt? Na klar, der eine hat als Chef der DDR-Auslandsaufklärung einen Spion, Günter Guillaume, auf den andren angesetzt und ihn damit als Bundeskanzler gestürzt. Aber es gibt noch mehr. Beide waren 1945/46 als Journalisten in Nürnberg, um über die Kriegsverbrecherprozesse gegen Rudolf Heß, Hermann Göring, Julius Streicher und andere Nazi-Größen zu berichten – Wolf für die Berliner Zeitung, Brandt für das Arbeiderbladet in Oslo. Beide lebten im Pressecamp Schloss Stein monatelang Seite an Seite. Uwe Neumahr erhellt dieses faszinierende Kapitel der Nürnberger Prozesse. Wie krass unterschiedlich Wolf, Brandt, John Dos Passos, Erika Mann oder Erich Kästner auf den Prozess blickten. Tagsüber konkurrierten sie um die schnellste Nachricht, den interessantesten Blick. Abends verzweifelten, tranken, feierten und liebten sie im Schloss Faber-Castell. Wer sonst keine Sachbücher liest, sollte hier eine Ausnahme machen.
WOLFGANG KRACH
Essen, lieben und
morden in Rom
Könnte man Rom auf Flaschen ziehen und zur Essenz verdichten, dann müsste am Ende ein Buch wie Carlo Emilio Gaddas Kriminalroman „Die grässliche Bescherung in der Via Merulana“ herauskommen. Jetzt, fünfzig Jahre nach dem Tod seines genialen Autors, hat der Wagenbach-Verlag dieses Hauptwerk der italienischen Moderne neu herausgebracht. Wie in archäologischen Schichten überlagern sich hier die Sprachen, Zeiten und sozialen Klassen der Stadt, vom Mythos bis zum Dialekt, vom Alten Rom bis zum Faschismus, vom Hungerleider bis zur Gräfin. In der Mitte ruht der träge, schlaue Kommissar Ingravallo, der diesen „Pasticciaccio“ kriminalistisch und philosophisch zu durchdringen versucht, mit Freud und Leibniz im Gepäck, mit Poe und Vergil, mit unnachsichtigem Blick auf einsame Frauen und noch einsamere Herren, die schönen Römern und Römerinnen verfallen. Augenlust, Körperlust, Lust am Essen und vor allem grenzenlose Lust an allen Formen der Sprache feiern hier ein üppiges Fest. Die Übersetzung von Toni Kienlechner behauptet sich glanzvoll. Es soll aber auch Menschen geben, die nur wegen dieses Buches angefangen haben, Italienisch zu lernen.
GUSTAV SEIBT
Pause vom
Wichtigtun
Wer für ein entspanntes Zwischen-den-Seiten-Versinken im Urlaub nicht genug Ruhe hat, wegen Kindern oder Weltschmerz oder beidem, neigt zum Kitsch. Möglichst doppelbödig und gebrochen sollte die Urlaubslektüre sein, aber bitte auch: tröstend. Ein solches Buch ist „Panikherz“, die Autobiografie von Benjamin von Stuckrad-Barre. Der schrieb zuletzt in „Noch wach?“ zum Beispiel, „MEINUNGSFREIHEIT“ bedeute eben auch „Deinungsfreiheit“, haha, aber weil es codiert um einen wichtigen Ex-Kumpelfreund des Autors ging, musste man das leider auch lesen. Was, fragte man sich bei der halbwachen Noch-Wach-Lektüre, würde Udo zu den geschilderten und schreiberisch performierten Wichtigtuereien sagen, Udo Lindenberg, die heimliche Hauptfigur, der wahre Freund, das schnodderig-cool säuselnde Erlösungs-Du von „Panikherz“? Besonders schön liest sich das Buch, wenn man es hört – also ihn, den Autor im Hörbuch, wie er seinen Udo imitiert, mit so viel Zärtlichkeit, dass man daraus mehr als ein Buch hätte machen können.
PHILIPP BOVERMANN
Urlaub im
Unterholz
Nein, handlich ist dieses Buch nicht und deshalb vielleicht eine ungewöhnliche Empfehlung für Sommer, Reisen, Rucksack, Strand. „Die verlorenen Wörter“ ist ein großformatiger, von der Künstlerin Jackie Morris farbig illustrierter Prachtband. Nicht dick, aber hoch, sperrig, und gerade deshalb vermittelt es schon physisch, was Robert Macfarlanes Gedichte wollen: erinnern, sich bemerkbar machen, Vergissmeinnicht rufen. Macfarlane, einer der Großen des Nature Writing, beschwört Naturnamen, die, so seine Sorge, aus dem Wortschatz der nachwachsenden Generationen verschwinden: Brombeere, Natter, Kastanie, Heidekraut, Otter, Wiesel, Star. Zu jedem steht hier ein Gedicht, toll aus dem Englischen übertragen von Daniela Seel, das längst nicht nur naturromantisch ist, sondern lautmalerisch, widerständig, witzig, wehmütig: „Natter ist, wie Natter zischt.“ Ein Buch, das den Blick fürs Kleine schärft, fürs Übersehene.
KATHLEEN HILDEBRAND
Flimmernd in
griechischer Hitze
Drei Schwestern, ein Dorf in der Nähe von Athen. Es sind die späten 1930er-Jahre, die Sommer sind lang und sie sind heiß, die Ziegen müssen gemolken werden, genauso dringend müssen die Schwestern ihre Zukunft diskutieren, die ihnen eigentlich so deutlich vorgezeichnet ist. Maria will heiraten, Infanta und Erzählerin Katerina träumen, es ihrer berüchtigten Großmutter gleichzutun, die einst mit einem Musiker durchbrannte. Schwer zu glauben, dass die griechische Autorin Margarita Liberaki „Drei Sommer“ schon 1946 veröffentlichte, denn diese Coming-of-Age-Geschichte ist voller schnellen Witzes und stürmischer Figuren, flirrend vor Sehnsucht. Kein bisschen kitschig, auch wenn das Cover anderes vermuten lässt.
CHRISTIANE LUTZ
Süchtig nach
der Sehnsucht
Diese Sommerdämmrigkeit, wenn die Sonne auf den Kopf knallt, die Menschen und Schirme vor den Augen zu flimmern beginnen, und sich das eigene Dasein allmählich im Schweiß auflöst, passt wie kein anderer Zustand zum Roman der israelischen Schriftstellerin Zeruya Shalev. Darin erzählt sie von einer jungen Frau, die eine Liebesbeziehung mit einem älteren Mann beginnt, die niemanden glücklich macht, nicht sie, nicht den Mann, nicht den Leser, aber die mit so viel Erotik, Schwung und Kommata geschrieben ist, dass man trotz aller Abgründe, trotz Kopfschüttel-Reflex mitgerissen wird in die Sehnsüchte eines jungen Lebens. Die Sehnsucht wird zur Sucht, von der die Protagonistin Ja’ara nicht mehr loskommt, „weil alles, was weniger war als das, mich nicht mehr begeistern würde“. Flirrend, unerhaben und poetisch rasen die Seiten vorbei und wie am Ende eines guten Sommers fragt man am Ende dieses Buchs: Was, schon vorbei?
MARLENE KNOBLOCH
Horror in
Hollywood
Im Los Angeles der Achtzigerjahre geht ein Serienkiller um. Der junge Bret Ellis, der gerade mit seinem Erstlingswerk „Unter Null“ begonnen hat, glaubt, diesen Killer in seinem neuen Mitschüler auf der Buckley Highschool erkannt zu haben – dem so dämonischen wie rasend gut aussehenden Robert Mallory. Für den Schriftsteller Bret Easton Ellis schließt sich mit diesem gewaltigen (auch gewaltig dicken) Roman ein Kreis: Fast 40 Jahre nach seinem gefeierten Debüt kehrt er zurück an den Ort des Geschehens, zu den Rich Kids von Beverly Hills, zu Kokain, Mercedes-Cabrios und innerer Leere, dem Soundtrack der Achtziger, zu homosexuellen und (irre lustlosen) heterosexuellen Begegnungen. Von einer Handlung kann nicht die Rede sein, das macht aber nichts, denn der Roman entwickelt einen dunklen Sog, der Thriller-Potenzial hat. All dies selbstverständlich mit klirrender Kälte erzählt. Fazit: Selten hat man so gerne viel Zeit mit wahnsinnig unangenehmen Menschen verbracht.
TANJA REST
Philosophieren
in der Sonne
Es ist eines der großen Missverständnisse, dass es unmöglich ist, etwas Anspruchsvolleres zu lesen, während einem im Urlaub die Sonne den Verstand ansengt. Bei philosophischen Büchern zum Beispiel, in denen es ja darum geht, neu und anders zu denken, kann es manchmal sogar ideal sein. In seinem letzten Buch „Pragmatismus als Antiautoritarismus“ plädiert der 2007 verstorbene amerikanische Philosoph Richard Rorty dafür, die Suche nach dem Unbedingten und Erhabenen von der Suche nach Gerechtigkeit und Glück streng zu trennen. Man darf ihn sich dabei aber auf keinen Fall als Kulturkämpfer vorstellen, von denen es gerade ja ein paar zu viele gibt, sondern eher als menschenfreundlichen Skeptiker, von denen es nie genug geben kann.
JENS-CHRISTIAN RABE
Bei höchstem
Wellengang
„Ein Schiff wird kommen, in welchem Schiffer sind, die du kennst.“ Diesen Trost bietet ein Geist, der Schlangenmann, vor 4500 Jahren einem ägyptischen Schiffbrüchigen auf einer unbekannten Insel. Der britische Historiker David Abulafia zitiert den alten Papyrustext in seiner monumentalen Weltgeschichte der Ozeane. Blendend geschrieben, ein Füllhorn des Wissens und durchweg spannend trotz seiner mehr als 1000 Seiten, wurde es deutsches Wissenschaftsbuch 2022. Abulafia vermeidet die übliche eurozentrische Sicht der Seefahrt und entwirft ein Bild vom Meer, das trotz aller Kriege die Kulturen weniger trennt als vielmehr verbindet. Dafür steht auch die Geschichte vom Schlangenmann samt Happy End: „Du umarmst deine Kinder und küsst deine Frau und siehst dein Haus wieder – sie sind das Beste von allem.“ Ideal für den Urlaub am Meer und viel Lesezeit – allerdings müssen Freunde des Analogen den ziegelsteinschweren Wälzer an den Strand schleppen.
JOACHIM KÄPPNER
Pip Williams:
Die Sammlerin der verlorenen Wörter;
aus dem Englischen von Christiane Burkhardt. Diana Verlag, 2022,
528 Seiten, 22 Euro.
Illustration: Lennart Menkhaus c/o kombinatrotweiss.de / Instagram: @lennartmenkhaus, @kombinatrotweiss_illustration
Sally Schmitt:
Six California
Kitchens. Chronicle Books, San Francisco 2022, 352 Seiten, 33,99 Euro.
Manja Präkels:
„Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?“ Essays. Verbrecher Verlag, Berlin 2022.
192 Seiten, 19 Euro.
Rin Usami:
Idol in Flammen. Roman. Aus dem Japanischen von
Luise Steggewentz. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023.
128 Seiten, 18 Euro.
Don Winslow:
„City of Dreams“.
Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch.
Harper Collins,
Hamburg, 2023.
368 Seiten, 24 Euro.
Emilie Pine:
Botschaften an mich selbst. Essays.
Aus dem Englischen von Cornelia Röser.
Btb, München 2022. 224 Seiten, 11 Euro.
Andrzej Bobkowski: Hinter dem
Wendekreis. Aus dem Polnischen von
Ron Mieczkowski.
Die Andere Bibliothek, Berlin 2023.
384 Seiten, 44 Euro.
Yves Ravey:
Taormina. Aus dem Französischen von Holger Fock und
Sabine Müller.
Liebeskind,
München 2023.
112 Seiten, 20 Euro.
Dori Pinto:
Der Mond über
Jerusalem. Roman.
Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Kein und Aber,
Zürich 2022,
336 Seiten, 25 Euro.
Cordelia Edvardson: Gebranntes Kind
sucht das Feuer. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein.
Carl Hanser Verlag, München 2023.
145 Seiten, 22 Euro.
Der ewige Brunnen. Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten. Herausgegeben von
Dirk von Petersdorff.
C.H. Beck Verlag,
München 2023.
1167 Seiten, 28 Euro.
Emily St. John Mandel: Das Meer der
endlosen Ruhe. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. Ullstein Verlag,
Berlin 2023. 288 Seiten, 23 Euro. Erscheint
auf Deutsch am
27. Juli 2023.
Uwe Neumahr:
Das Schloss der
Schriftsteller.
Sachbuch. C.H. Beck, München 2023.
304 Seiten, 26 Euro.
Carlo Emilio Gadda:
Die grässliche Bescherung in der Via Merulana.
Krimi. Aus dem
Italienischen von Toni
Kienlechner.
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2023. 352 Seiten,
26 Euro.
Benjamin von Stuckrad-Barre: Panikherz.
Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016.
576 Seiten, 22,99 Euro.
Robert Macfarlane und Jackie Morris:
Die verlorenen
Wörter. Aus dem Englischen von
Daniela Seel.
Matthes & Seitz,
Berlin 2018.
134 Seiten, 38 Euro.
Margarita Liberaki: Drei Sommer. Roman. Aus dem Griechischen von Michaela
Prinzinger. Arche
Literatur Verlag,
Hamburg 2021.
388 Seiten, 24 Euro.
Zeruya Shalev:
Liebesleben.
Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2001.
384 Seiten, 12 Euro.
Bret Easton Ellis:
The Shards. Roman. Aus dem Englischen von Stephan Kleiner. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023.
736 Seiten, 28 Euro.
Richard Rorty:
Pragmatismus als
Antiautoritarismus.
Aus dem Englischen
von Joachim Schulte. Suhrkamp, Berlin 2023. 454 Seiten, 34 Euro.
David Abulafia:
Das unendliche
Meer. Sachbuch. Aus dem Englischen von Michael Bischoff und Laura Su Bischoff. Fischer Verlag,
Frankfurt 2021. 1168
Seiten, 68 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de