"Solche Geschichten gibt's, zu Hauf. Ingenieur gewesen, Job verloren, Frau verloren, auf der Straße gelandet": Ein ganz alltägliches Schicksal vielleicht, doch wen es trifft, der kann daran zerbrechen. So geht es Darius Kopp, dem IT-Experten, der erst seine Stelle verliert, dann die große Liebe seines Lebens. Denn Flora, seine Frau, hat sich das Leben genommen, und seitdem weiß Darius Kopp nicht mehr, wie er weiter existieren soll. Schließlich setzt er sich in seinen Wagen, reist erst nach Ungarn, wo Flora aufgewachsen ist, und dann einfach immer weiter. Unterwegs liest er in ihrem geheimen Tagebuch, das er nach ihrem Tod gefunden hat, und erfährt, wie ungeheuer gefährdet Floras Leben immer war - und dass er von alldem nicht das Geringste mitbekommen hatte.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2015Gehen, ging,
gewonnen
Sperrige Kandidaten haben sehr
gute Chancen auf den Buchpreis
Seit 2005 wird am Vorabend der Frankfurter Buchmesse der Deutsche Buchpreis „an den besten Roman in deutscher Sprache“ vergeben. Dass er vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ins Leben gerufen wurde, hat den Preis von Beginn an dem Verdacht ausgesetzt, vor allem ein Marketinginstrument zu sein, eine Bestsellermaschine, für die der beste Roman der mit den meisten Verkaufschancen ist. Nun hat sich der Preis im Jahrzehnt seines Bestehens in der Tat als Marketinginstrument bewährt. Der nach dem Vorbild des Booker Prize aufgebaute Spannungsbogen von der Longlist (zwanzig Titel) über die Shortlist (sechs Titel) bis hin zur Verleihungszeremonie, die in der Bekanntgabe des Preisträgers in Anwesenheit aller anderen Shortlist-Kandidaten kulminiert, sorgt in den Auslagen der Buchhandlungen wie in der Berichterstattung über Literatur dafür, dass die ausgewählten Titel über Wochen hinweg erhöhte Aufmerksamkeit genießen.
Dass aber am Ende der Titel das Rennen macht, der im jeweiligen Herbst die besten Verkaufschancen hat und dass im Zweifelsfall der sperrige gegenüber dem leichter konsumierbaren Kandidaten auf der Strecke bleibt, darauf sollte man gerade nicht wetten. In Terézia Moras Roman „Das Ungeheuer“, der 2013 gewann, teilte ein schwarzer Strich die Buchseiten und verlangte die konzentrierte Parallellektüre der Erzählstränge. Und in diesem Jahr hat die Jury Ulrich Peltzers Roman „Das bessere Leben“ auf die Shortlist gesetzt, der den überschaubaren Plot verweigert und die Lebenskrisen seiner in der globalen Finanzwelt agierenden Charaktere mit den Mitteln des Bewusstseinsromans darstellt. Und auch ein unförmiger Ich-Roman, der seinem mäandernden Titel alle Ehre macht, hat es auf die Shortlist geschafft, Frank Witzels „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“. Würde der Preis so funktionieren, wie bei der Gründung vorausgesagt, die Spannung wäre dahin: Jenny Erpenbecks Roman „Gehen, ging, gegangen“, der einen alternden Altphilologen mit DDR-Hintergrund auf die Flüchtlinge im Berlin des Jahres 2014 treffen lässt, ist das Buch zur Stunde. Die Preisverleihungszeremonie im Frankfurter Römer war am Montagabend bei Andruck dieser Ausgabe noch nicht beendet.
LOTHAR MÜLLER
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
gewonnen
Sperrige Kandidaten haben sehr
gute Chancen auf den Buchpreis
Seit 2005 wird am Vorabend der Frankfurter Buchmesse der Deutsche Buchpreis „an den besten Roman in deutscher Sprache“ vergeben. Dass er vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ins Leben gerufen wurde, hat den Preis von Beginn an dem Verdacht ausgesetzt, vor allem ein Marketinginstrument zu sein, eine Bestsellermaschine, für die der beste Roman der mit den meisten Verkaufschancen ist. Nun hat sich der Preis im Jahrzehnt seines Bestehens in der Tat als Marketinginstrument bewährt. Der nach dem Vorbild des Booker Prize aufgebaute Spannungsbogen von der Longlist (zwanzig Titel) über die Shortlist (sechs Titel) bis hin zur Verleihungszeremonie, die in der Bekanntgabe des Preisträgers in Anwesenheit aller anderen Shortlist-Kandidaten kulminiert, sorgt in den Auslagen der Buchhandlungen wie in der Berichterstattung über Literatur dafür, dass die ausgewählten Titel über Wochen hinweg erhöhte Aufmerksamkeit genießen.
Dass aber am Ende der Titel das Rennen macht, der im jeweiligen Herbst die besten Verkaufschancen hat und dass im Zweifelsfall der sperrige gegenüber dem leichter konsumierbaren Kandidaten auf der Strecke bleibt, darauf sollte man gerade nicht wetten. In Terézia Moras Roman „Das Ungeheuer“, der 2013 gewann, teilte ein schwarzer Strich die Buchseiten und verlangte die konzentrierte Parallellektüre der Erzählstränge. Und in diesem Jahr hat die Jury Ulrich Peltzers Roman „Das bessere Leben“ auf die Shortlist gesetzt, der den überschaubaren Plot verweigert und die Lebenskrisen seiner in der globalen Finanzwelt agierenden Charaktere mit den Mitteln des Bewusstseinsromans darstellt. Und auch ein unförmiger Ich-Roman, der seinem mäandernden Titel alle Ehre macht, hat es auf die Shortlist geschafft, Frank Witzels „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“. Würde der Preis so funktionieren, wie bei der Gründung vorausgesagt, die Spannung wäre dahin: Jenny Erpenbecks Roman „Gehen, ging, gegangen“, der einen alternden Altphilologen mit DDR-Hintergrund auf die Flüchtlinge im Berlin des Jahres 2014 treffen lässt, ist das Buch zur Stunde. Die Preisverleihungszeremonie im Frankfurter Römer war am Montagabend bei Andruck dieser Ausgabe noch nicht beendet.
LOTHAR MÜLLER
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2013Erinnerung einer Liebe
Stimmen des Todes und der Gegenwart: Terézia Mora erzählt in "Das Ungeheuer" ihren letzten Roman weiter
Menschen? "Sie sind einfach ein roher Haufen", sagt die eine der beiden Frauen, die sich gerade in der Arztpraxis kennengelernt und sich gegenseitig ihre Angststörungen gestanden haben. "Sie sind Schweine", bringt es die andere auf den Punkt. Und fragt, was Flora, ihre Leidensgenossin, denn unternehme, wenn sie den Schweinen begegne? "Ich versuche, sie auf der Stelle durch Güte und Verständnis zu heilen", sagt Flora, "und wenn das nicht gelingt, und meistens gelingt es nicht, breche ich in Tränen aus und laufe nach Hause." Die andere lacht.
Floras bipolare Störung äußert sich in Angstattacken und Aggressionen, sie wird mit Medikamenten gelindert und von Unfreundlichkeiten der Umgebung genährt. Davon gibt es reichlich. Das wiedervereinigte Berlin der neunziger Jahre, in das die mittellose junge Ungarin kommt, ist kein besonders kuscheliger Ort, Flora schlägt sich als Kellnerin oder Aushilfsdolmetscherin durch, lässt sich in einer Filmproduktionsfirma ausnutzen und verbringt immer wieder ganze Tage in ihrer Wohnung, weil sie es nicht bis vor die Tür schafft. In ihrem Tagebuch notiert sie trotzig angesichts der erdrückenden Bosheit ihrer Umgebung: "Ich werde euch überleben."
Als Darius Kopp, der Mann, mit dem Flora neun Jahre zusammen war, diesen Satz viel später liest, denkt er: "Von wegen." Denn Flora hat sich einige Monate zuvor erhängt.
Terézia Moras Roman "Das Ungeheuer" kann man als Roadmovie lesen, denn er schildert auf mehr als sechshundert Seiten, wie Darius als selbsternannter "Dario de la Mancha" Floras Spuren durch halb Europa folgt, ihr Heimatdorf und ihre Schule besucht und sich irgendwann in Armenien wiederfindet, bevor er sich auf den Heimweg macht. Oder als Krankengeschichte, denn Floras Aufzeichnungen, ihre Tagebuchnotizen, Erinnerungen und Exzerpte zu ihrem Leiden nehmen - nur durch eine Linie auf jeder Seite vom Roadmovie getrennt - den übrigen Raum in diesem Roman ein.
Oder aber man liest "Das Ungeheuer" als Dialog zwischen der oberen und der unteren Seitenhälfte, zwischen der Gegenwart des Witwers und der Stimme der Toten. "Du bist die Liebe meines Lebens", so endete Terézia Moras 2009 erschienener Roman "Der einzige Mann auf dem Kontinent", an den "Das Ungeheuer" inhaltlich anschließt, und so wie Darius damals verzweifelt um Flora kämpfte, ohne die Signale ihrer Krankheit wahrzunehmen, geschweige denn sie einordnen zu können, so ist nun auch der Leser des Vorgängerromans von dem Ausmaß frappiert, den Floras bipolare Störung angenommen hatte. Es zeigt sich in diesem Roman in ihren Notizen. Wenn sie schreibt: "Alle leben so. Nur ich begreife es nicht" - ist das schon beängstigend? Wenn auf den Vorsatz "Und ich werde tapfer sein" sofort der Nachsatz kommt: "Tapfer sein ist scheiße"? Wann fängt das an, von welchem Punkt aus steuert Flora auf den einsamen Tod im Wald zu?
Darius aber, der die in Floras Muttersprache abgefassten kurzen Texte ins Deutsche übersetzen lässt und unterwegs liest, muss feststellen, dass das gemeinsame Leben der Liebenden darin so gut wie keine Rolle spielt. Flora, so stellt sich nach ihrem Tod heraus, war längst weit weg gedriftet, dorthin, wo er sie nicht erreichen konnte. Und wenn der Anfang dieses Romans mit dem des Vorgängers wörtlich übereinstimmt, so ist der Sinn dieser Sätze doch ein ganz anderer: Was einst als erotische Begegnung beglückend wirklich war, ist nun der ängstlich bewahrte Rest eines Traums, der für den Erwachenden die Situation nur noch schwerer zu ertragen macht.
Das ändert sich am Ende dieses Romans. Das Band zwischen Darius und der erinnerten Flora lockert sich, ihre anfangs geradezu körperliche Präsenz in seinem Auto, in Cafés und Hotelzimmern wird durchscheinender, die Gesprächspartnerin, die verständnisvoll lächelt, aber zu keiner substantiellen Auskunft bereit ist, hat langsam ausgedient. Natürlich spielt dabei Kopps wachsende Einsicht in die Distanz eine Rolle, die schon zu Floras Lebzeiten zwischen ihm und der "Liebe seines Lebens" bestand.
Sicher trägt die Erfahrung dazu bei, dass Flora nicht dadurch näher zu kommen ist, indem er mit der Vergangenheit seiner verstorbenen Frau vertrauter wird. So wie ein im Internet entdecktes Foto der Schülerin nicht mit Floras eigener, im Tagebuch festgehaltener Erinnerung an die Schulzeit in Übereinstimmung gebracht werden kann. Und gerade an solchen Stellen des Romans frappiert Terézia Moras ungeheure Stilsicherheit aufs Neue. Indem sie stets auf dem feinen Grat zwischen Konvention und Überraschung bleibt und dabei jedem Protagonisten in jeder Lage eine glaubwürdige Stimme verleiht, liest man diesen Roman mit Empathie und Distanz.
Das kommt nicht zuletzt Floras Krankengeschichte zugute: Niemand hat in den letzten Jahren die feinen Schattierungen zwischen Unrast und schierer Panik so hartnäckig und so artistisch ausgeleuchtet wie Mora, und wie dies bei Darius Kopp aussieht, konnte man dem Vorgängerbuch entnehmen. Schließlich muss er akzeptieren, dass Flora nicht zu helfen war, jedenfalls nicht durch ihn. Wie sollte es auch sonst für ihn weitergehen?
TILMAN SPRECKELSEN
Terézia Mora: "Das Ungeheuer". Roman. Luchterhand, 684 Seiten, 22,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Stimmen des Todes und der Gegenwart: Terézia Mora erzählt in "Das Ungeheuer" ihren letzten Roman weiter
Menschen? "Sie sind einfach ein roher Haufen", sagt die eine der beiden Frauen, die sich gerade in der Arztpraxis kennengelernt und sich gegenseitig ihre Angststörungen gestanden haben. "Sie sind Schweine", bringt es die andere auf den Punkt. Und fragt, was Flora, ihre Leidensgenossin, denn unternehme, wenn sie den Schweinen begegne? "Ich versuche, sie auf der Stelle durch Güte und Verständnis zu heilen", sagt Flora, "und wenn das nicht gelingt, und meistens gelingt es nicht, breche ich in Tränen aus und laufe nach Hause." Die andere lacht.
Floras bipolare Störung äußert sich in Angstattacken und Aggressionen, sie wird mit Medikamenten gelindert und von Unfreundlichkeiten der Umgebung genährt. Davon gibt es reichlich. Das wiedervereinigte Berlin der neunziger Jahre, in das die mittellose junge Ungarin kommt, ist kein besonders kuscheliger Ort, Flora schlägt sich als Kellnerin oder Aushilfsdolmetscherin durch, lässt sich in einer Filmproduktionsfirma ausnutzen und verbringt immer wieder ganze Tage in ihrer Wohnung, weil sie es nicht bis vor die Tür schafft. In ihrem Tagebuch notiert sie trotzig angesichts der erdrückenden Bosheit ihrer Umgebung: "Ich werde euch überleben."
Als Darius Kopp, der Mann, mit dem Flora neun Jahre zusammen war, diesen Satz viel später liest, denkt er: "Von wegen." Denn Flora hat sich einige Monate zuvor erhängt.
Terézia Moras Roman "Das Ungeheuer" kann man als Roadmovie lesen, denn er schildert auf mehr als sechshundert Seiten, wie Darius als selbsternannter "Dario de la Mancha" Floras Spuren durch halb Europa folgt, ihr Heimatdorf und ihre Schule besucht und sich irgendwann in Armenien wiederfindet, bevor er sich auf den Heimweg macht. Oder als Krankengeschichte, denn Floras Aufzeichnungen, ihre Tagebuchnotizen, Erinnerungen und Exzerpte zu ihrem Leiden nehmen - nur durch eine Linie auf jeder Seite vom Roadmovie getrennt - den übrigen Raum in diesem Roman ein.
Oder aber man liest "Das Ungeheuer" als Dialog zwischen der oberen und der unteren Seitenhälfte, zwischen der Gegenwart des Witwers und der Stimme der Toten. "Du bist die Liebe meines Lebens", so endete Terézia Moras 2009 erschienener Roman "Der einzige Mann auf dem Kontinent", an den "Das Ungeheuer" inhaltlich anschließt, und so wie Darius damals verzweifelt um Flora kämpfte, ohne die Signale ihrer Krankheit wahrzunehmen, geschweige denn sie einordnen zu können, so ist nun auch der Leser des Vorgängerromans von dem Ausmaß frappiert, den Floras bipolare Störung angenommen hatte. Es zeigt sich in diesem Roman in ihren Notizen. Wenn sie schreibt: "Alle leben so. Nur ich begreife es nicht" - ist das schon beängstigend? Wenn auf den Vorsatz "Und ich werde tapfer sein" sofort der Nachsatz kommt: "Tapfer sein ist scheiße"? Wann fängt das an, von welchem Punkt aus steuert Flora auf den einsamen Tod im Wald zu?
Darius aber, der die in Floras Muttersprache abgefassten kurzen Texte ins Deutsche übersetzen lässt und unterwegs liest, muss feststellen, dass das gemeinsame Leben der Liebenden darin so gut wie keine Rolle spielt. Flora, so stellt sich nach ihrem Tod heraus, war längst weit weg gedriftet, dorthin, wo er sie nicht erreichen konnte. Und wenn der Anfang dieses Romans mit dem des Vorgängers wörtlich übereinstimmt, so ist der Sinn dieser Sätze doch ein ganz anderer: Was einst als erotische Begegnung beglückend wirklich war, ist nun der ängstlich bewahrte Rest eines Traums, der für den Erwachenden die Situation nur noch schwerer zu ertragen macht.
Das ändert sich am Ende dieses Romans. Das Band zwischen Darius und der erinnerten Flora lockert sich, ihre anfangs geradezu körperliche Präsenz in seinem Auto, in Cafés und Hotelzimmern wird durchscheinender, die Gesprächspartnerin, die verständnisvoll lächelt, aber zu keiner substantiellen Auskunft bereit ist, hat langsam ausgedient. Natürlich spielt dabei Kopps wachsende Einsicht in die Distanz eine Rolle, die schon zu Floras Lebzeiten zwischen ihm und der "Liebe seines Lebens" bestand.
Sicher trägt die Erfahrung dazu bei, dass Flora nicht dadurch näher zu kommen ist, indem er mit der Vergangenheit seiner verstorbenen Frau vertrauter wird. So wie ein im Internet entdecktes Foto der Schülerin nicht mit Floras eigener, im Tagebuch festgehaltener Erinnerung an die Schulzeit in Übereinstimmung gebracht werden kann. Und gerade an solchen Stellen des Romans frappiert Terézia Moras ungeheure Stilsicherheit aufs Neue. Indem sie stets auf dem feinen Grat zwischen Konvention und Überraschung bleibt und dabei jedem Protagonisten in jeder Lage eine glaubwürdige Stimme verleiht, liest man diesen Roman mit Empathie und Distanz.
Das kommt nicht zuletzt Floras Krankengeschichte zugute: Niemand hat in den letzten Jahren die feinen Schattierungen zwischen Unrast und schierer Panik so hartnäckig und so artistisch ausgeleuchtet wie Mora, und wie dies bei Darius Kopp aussieht, konnte man dem Vorgängerbuch entnehmen. Schließlich muss er akzeptieren, dass Flora nicht zu helfen war, jedenfalls nicht durch ihn. Wie sollte es auch sonst für ihn weitergehen?
TILMAN SPRECKELSEN
Terézia Mora: "Das Ungeheuer". Roman. Luchterhand, 684 Seiten, 22,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Unvergesslich bleiben Rainer Moritz nicht nur das Personal in diesem neuen, an seinen Vorgänger anknüpfenden Roman von Terézia Mora. Was das Buch für Moritz so gegenwärtig macht, sind sein experimenteller Charakter und Moras Sprachgefühl. Wie die Autorin den Text zweiteilt, um die Entfremdung, aber auch die Überschneidungen im Leben eines Paares kenntlich zu machen, wie sie die Register wechselt und den Rhythmus variiert - all das scheint Moritz meisterhaft gelungen und geeignet, das Thema Entfremdung zu illustrieren. Die Herausforderung der "doppelten" Lektüre nimmt der Rezensent dafür gerne an.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine wahrhaftige Liebesgeschichte" Felicitas von Lovenberg / FAZ
"In ihrem unvergleichlich kühlen, brillanten und originellen Stil erzählt Terézia Mora auf avancierte und bewegende Weise von der dunklen Seite in uns selbst."