St. Oswald's ist eine vornehme Privatschule für Jungen, in der Traditionen bewahrt werden. Auch von Roy Straitley, letzter Lateinlehrer und mit Mitte Sechzig eigentlich schon im Pensionsalter. Von den Kollegen wird der altmodische Straitley bisweilen belächelt, doch seine Schüler verehren ihn. Das
neue Schuljahr beginnt wie immer, doch dann häufen sich die unangenehmen Vorfälle. Gegenstände…mehrSt. Oswald's ist eine vornehme Privatschule für Jungen, in der Traditionen bewahrt werden. Auch von Roy Straitley, letzter Lateinlehrer und mit Mitte Sechzig eigentlich schon im Pensionsalter. Von den Kollegen wird der altmodische Straitley bisweilen belächelt, doch seine Schüler verehren ihn. Das neue Schuljahr beginnt wie immer, doch dann häufen sich die unangenehmen Vorfälle. Gegenstände verschwinden, Hausmeister und Lehrer werden in Skandale verwickelt, böse Gerüchte und anonyme Anrufe machen die Runde, eine Lehrerin verletzt sich, ein Schüler verschwindet schließlich sogar. Nur Straitley ahnt allmählich, dass keine Schülerstreiche hinter den Vorfällen stecken. Tatsächlich hat sich jemand in die Schule eingeschlichen, der bereits vor fünfzehn Jahren für einen Skandal sorgte. Damals war derjenige ein Kind, das unbedingt dazugehören wollte und die Schule abgöttisch liebte. Heute nimmt derjenige erbitterte Rache mit nur einem Ziel - St. Oswald's zu zerstören ...
Eine unbescholtene Eliteschule, ein unglückliches Kind und eine späte Rache führt Joanne Harris zu einem gekonnten Thriller zusammen, der weniger durch Action als vielmehr durch Subtilität besticht. Der eine Handlungsstrang dreht sich um den "Maulwurf", der sich eingeschlichen hat, um immer schlimmere Skandale zu verursachen und der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Vor fünfzehn Jahren wollte derjenige unbedingt zur vornehmen Eliteschule gehören, wo sein Vater Hausmeister war. Das Kind erschuf sich ein Doppelleben, als "Julian Pinchback" mit gestohlener Uniform in jeder freien Minute in St. Oswald's unterwegs. Es entdete in einer Katastrophe und heute will sich "Julian" dafür rächen, dass er nie zu St. Oswald's gehören durfte.
Der andere Handlungsstrang wird aus der Perspektive Roy Straitleys erzählt, der langsam aber sicher ahnt, dass jemand gezielte Anschläge auf St. Oswald's verübt und den Täter ganz richtig unter ihnen vermutet. Für ordentliche Spannung ist gesorgt - angefangen bei der Frage nach dem Ende von Julian Pinchbecks Doppelleben, das Schicksal seines Vaters, das zwar ab und zu angedeutet aber erst später aufgeklärt wird, Straitleys Ahnungen, die sich immer weiter verdächtigen und die Art der Anschläge, die mit Streichen beginnen und in stärksten Verleumnungen münden.
Es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, dass "Julian Pinchbeck" und Roy Straitley abwechselnd aus der Ich-Perspektive berichten und durch diese Methode braucht es eine Weile, bis man sich in das Buch eingefühlt hat. Das Hauptmanko besteht aber darin, dass gegen Ende bei der Lüftung von "Julians" Identität eine Überraschung präsentiert wird, die gar nicht nötig gewesen wäre.
Ein ungewöhnlicher Thriller über eine Eliteschule und späte Rache, der durch interessante Charaktere und Spannung bis zum Schluss lebt. Negativ fällt nur die etwas übertriebene Wendung am Schluss auf, die von der eigentlichen Stärke der Handlung abkenkt.