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Urlaubsparadies oder Erdbebenhölle? Autor Philipp Lichterbeck macht alle Klischees über die Karibikinsel, auf der Kolumbus 1492 landete, vergessen und vermittelt uns durch seine Reiseerlebnisse ihr wahres Wesen. Er trifft auf Vodou-Priester und Hexenjäger, Zuckerrohrarbeiter oder Bildhauer, die aus Schrott und Men schenschädeln Kunstwerke montieren. Er beschreibt die Insel in mal witzigen, mal tragischen, mal abenteuerlichen Reisegeschichten, die seine große Sympathie für die Dominikanische Republik und Haiti zum Ausdruck bringen.

Produktbeschreibung
Urlaubsparadies oder Erdbebenhölle? Autor Philipp Lichterbeck macht alle Klischees über die Karibikinsel, auf der Kolumbus 1492 landete, vergessen und vermittelt uns durch seine Reiseerlebnisse ihr wahres Wesen. Er trifft auf Vodou-Priester und Hexenjäger, Zuckerrohrarbeiter oder Bildhauer, die aus Schrott und Men schenschädeln Kunstwerke montieren. Er beschreibt die Insel in mal witzigen, mal tragischen, mal abenteuerlichen Reisegeschichten, die seine große Sympathie für die Dominikanische Republik und Haiti zum Ausdruck bringen.
Autorenporträt
Philipp Lichterbeck, Jahrgang 1972, hat in Berlin, Spanien und Mexiko Lateinamerikanistik studiert und danach ein Volontariat beim Tagesspiegel absolviert. Heute lebt er als freier Journalist in Rio de Janeiro. Er hat zahlreiche Reportagen aus Lateinamerika und der Karibik veröffentlicht. Häufig pendelt er zwischen Brasilien und der Dominikanischen Republik, über die er einen Reiseführer geschrieben hat. Regelmäßig besucht er auch Haiti. Seine Texte erscheinen vor allem im "Tagesspiegel", aber auch in "Zeit" oder "FAZ".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine Menge Klischees hat der Autor in seinen Reisebeobachtungen aus Haiti und der Dominikanischen Republik festgehalten. Janek Schmidt verzeiht ihm das, ahnend, dass es nun einmal so ist, wie es ist. Touristen in der "Dom Rep" tragen nun mal Arschgeweih und Dosenbier. Pessimismus vermitteln Philipp Lichterbecks Beobachtungen dem Rezensenten aber vor allem in Sachen Aufbauhilfe. Lichterbeck lässt NGO-Kritiker zu Wort kommen und konstatiert kopfloses Hilfsmanagement. Darüber hinaus gewähren die 21 kurzen Geschichten Schmidt Einblicke ins Drogenmilieu, in den Sextourismus und die Arbeit der Prostituierten sowie die Unterschiede zwischen Dominikanern und Haitianern (die einen lieben Baseball, die anderen Fußball). So bahnbrechend erkenntnisbringend klingt das alles nicht, doch der Rezensent scheint's zu mögen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2013

Gäste mit hehren Zielen
Eine Insel, zwei Welten: Philipp Lichterbeck besucht in Haiti und der Dominikanischen Republik Orte, die Touristen meiden
Mystisch und surreal klingt der Name: Hispaniola. Mit ihren fast 20 Millionen Bewohnern ist sie die bevölkerungsreichste Karibikinsel, doch bekannt ist sie unter ihrer tatsächlichen Bezeichnung nicht. Das liegt vor allem daran, dass das Eiland in der Mitte durchtrennt ist in zwei ungleiche Teile: in den Elendsstaat Haiti im Westen und die Urlauberhochburg Dominikanische Republik im Osten. Über diese Unterschiede und weitere Hindernisse hat sich Philipp Lichterbeck hinweggesetzt, um die beiden so antagonistischen Länder einzufangen in einem Buch.
  Lichterbeck berichtet sonst als freier Journalist vor allem aus Brasilien, meist für den Tagesspiegel , wo er auch volontiert hat. Für sein Buch ist er über die Insel gereist, um von dort 21 kurze Geschichten mitzubringen. Diese handeln von den zunehmend gewaltbereiten Drogendealern in der dominikanischen Hafenstadt Barahona, von einem Hexenjäger, der sich mit Gebetssprüchen und Senfkörnern vor niederträchtigen Frauen zu schützen sucht, sowie von dem Schalke-Fan Andi, der nicht als Sextourist in der Karibik ist, wie er betont. Vielmehr suche er einen Austausch: „Jeder gibt dem anderen was er braucht, Geld gegen Liebe.“
  Besonders rege ist dieses Geschäft in Sosúa an der Nordküste, wo auch einige amerikanische GIs aus Afghanistan ihren Urlaub verbringen. Offenbar gibt es sogar US-Reiseveranstalter, die einen speziell auf Soldaten ausgerichteten Sex-Pauschalurlaub in dem Karibik-Ort anbieten. Auch Lichterbeck stürzt sich dort in die Recherche und trifft Luz, Falan und Claudia, die ihm ihre Welt erklären. Kürzlich hätten russische Freier Dominikanerinnen misshandelt und eingesperrt, aber vergessen, ihnen die Handys abzunehmen. So konnten die Frauen die Polizei rufen, die ihrerseits die Russen ausnahm und misshandelte.
  Dass die Strafverfolger aber auch mit den Prostituierten hart umgehen, erlebt Lichterbeck, als Falan von Polizisten angehalten wird. Da fühlt sich der Autor veranlasst, die junge Frau zunächst mit Bestechungsgeld aus den Händen der Polizisten zu befreien und dann nach Hause zu begleiten. Dort nimmt sie ihre farbigen Kontaktlinsen heraus und Lichterbeck versteigt sich zu der kryptischen Aussage: „Aus ihren blauen Augen werden schwarze Abgründe, in die man stürzen möchte.“
  Sein Besuch im westlichen Teil der Insel offenbart, wie unterschiedlich die beiden Länder auf Hispaniola sind. Während die Dominikaner in der Hängematte liegen und Domino spielen, seien die Haitianer ständig damit beschäftigt zu „ernten, graben, laufen, tragen“, stellt er fest. „Der Betriebsunterschied ist wie der zwischen einer Rinderherde und einem Ameisenhaufen.“ Und so gibt es viele Ungleichheiten, die dem Autor auffallen: Die Dominikaner spielen Baseball, die Haitianer Fußball; die einen tanzen Merengue und Bachata, die anderen Kompa und Rasin; die Haitianer zeigen sich stolz auf ihre schwarze Haut, die Dominikaner verleugnen das afrikanische Erbe und berufen sich auf „La Madre Patria“ Spanien. Sie gedenken auch an ihrem Unabhängigkeitstag, dem 27. Februar, anders als die restlichen Lateinamerikaner, nicht der Befreiung von Spanien, sondern der von Haiti.
  Doch trotz ihres Fleißes ist ihr Land extrem arm. Selbst in der Hauptstadt Port-au-Prince hatte schon vor dem Erdbeben im Januar 2010 nur jeder Zweite eine Toilette und jeder Vierte fließendes Wasser. Die Armut macht die Menschen anfällig für Krankheiten. Nach der Naturkatastrophe wurden die Haitianer auch noch von einer Cholera-Epidemie heimgesucht. Durch eine Nachlässigkeit nepalesischer UN-Soldaten, die beim Wiederaufbau halfen, gelangten Cholerabakterien in einen Fluss nahe Port-au-Prince. Innerhalb weniger Tage erkrankten 200 000 Menschen, Hunderte starben.
  Anlass zu Pessimismus geben aber auch Lichterbecks Begegnungen mit desillusionierten Aufbauhelfern. Vor allem der bekannte NGO-Kritiker Timothy Schwartz beschreibt bei einem Treffen mit dem Autor, wie kontraproduktiv viele westliche Hilfsansätze in Haiti sind. Neue Latrinen sind nach Regenfällen Brutstätten für Moskitos; Windräder werden errichtet, aber niemand kann sie warten. Zumindest scheinen einige Helfer mit hehren Zielen gekommen zu sein. Diesen Eindruck hat Lichterbeck von den Besuchern der Dominikanischen Republik indes nicht. Ihm fällt auf, dass hierher „fast nur Pauschalurlauber“ reisen, die er so beschreibt: Goldkettchen, Arschgeweih, Dosenbier. Er konstatiert resigniert: „Ja, es sind Stereotype, aber was soll man machen?“
JANEK SCHMIDT
Philipp Lichterbeck: Das Verlorene Paradies. Eine Reise durch Haiti und die Dominikanische Republik. Dumont Reiseverlag, Ostfildern 2013. 256 Seiten, 14,99 Euro.
Die einen spielen Baseball, die
anderen Fußball. Auch ihre Tänze
haben nichts miteinander gemein
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.06.2014

Zwei Seiten einer Insel

Es hilft alles nichts: Für Pauschalreisende ist die Dominikanische Republik ein "Urlaubsparadies ohne Geschichte". Aber nun will Phillip Lichterbeck gegen diese Vorstellung etwas tun. Lichterbeck, Jahrgang 1972, hat Lateinamerikanistik studiert und lebt als freier Journalist in Rio de Janeiro. Für das Buch ist er mehrere Monate durch die Dominikanische Republik und das erdbebenversehrte Haiti gereist. So entstand eine Abfolge von einundzwanzig Reportagen. Er trifft einen deutschen Aussteiger, der von Ufos faselt und sehr ernsthaft die Welt mit Weltraumwaffen retten will. Er schreibt über Sextourismus und Hexenexperten. Und er besucht in der Dominikanischen Republik das ehemalige, nun vor sich hin modernde Wohnhaus Trujillos, "Archetyp des lateinamerikanischen Militärdiktators". Das Buch ist in der neuen Reihe "Reiseabenteuer" erschienen. Wer leichte Urlaubsgeschichten erwartet, bekommt viel Besseres: seriösen Journalismus, unterhaltsam zu lesen. Die Episoden, die Lichterbeck beschreibt, zielen immer auf ein größeres Ganzes. So mündet eine Autofahrt in Fakten zum Thema Korruption und Bestechung; die Geschichte seines Versuchs, an einem Voodoo-Ritual teilzunehmen, erzählt die Schrecken der französischen Kolonialisation. Lichterbeck ist kein Alles-Versteher. Er hat sich das Fragen nie abgewöhnt. Seine Geschichten sind spannend erzählt, auch wenn es um unfrohe Zustände geht, vor allem im zweiten Teil, in Haiti: "Inferno, Terra incognita." Sogar Dominikaner reisten eher in die Vereinigten Staaten als ins Nachbarland, weiß er. Er berichtet von absurden politischen Maßnahmen, die etwa dazu führten, dass die Reisnation Haiti amerikanischen Reis importierte. Oft darf man aber auch herzlich lachen über skurrile Momente.

bär

"Das verlorene Paradies. Eine Reise durch Haiti und die Dominikanische Republik - Reportagen aus dem Alltag einer geteilten Insel" von Philipp Lichterbeck. Dumont Reiseverlag, Ostfildern 2013. 256 Seiten. Broschiert, 14,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Hier Traumstrände und All-Inclusive-Hotels. Dort grö ßte Armut. Philipp Lichterbeck hat Eindrücke gesammelt, mit Menschen gesprochen: 'Das verlorene Paradies' ist absolut lesenswert."

(Clever reisen!)

"...Lichterbeck zeigt zwei Länder ohne Schönfärberei, das Urlaubsparadies und die Alptraumnation. Oder, wie es auf der Rückseite des Covers heißt: Karibik, ungeschminkt. Nicht jeder findet sich da wieder. Vor allem jene nicht, die die Dominikanische Republik bisher nur in den All-inklusive-Bunkern erlebt haben. Aber für diese Urlauber ist dieses Werk auch gar nicht geschrieben. Allen anderen sei gesagt: Das Buch ist phantastisch. "

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