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Das Vermächtnis annehmen. Was bedeutet dies fast sechzig Jahre nach dem Holocaust? Viel wird in der Bundesrepublik seit Mitte der 90er Jahre öffentlich über Erinnerung und Gedenken debattiert. Doch selten reflektieren die Beteiligten den Ort, von dem aus sie sprechen. Welche Erinnerungen und Berabeitungsstrategien fließen in den Diskurs? Sind es die Erinnerungen jüdischer Überlebender und die ihrer Kinder? Sind es die Erinnerungen der Kinder von Tätern und Mitläufern? Was wird im (familien-)biografischen und kulturellen Erinnern ausgeblendet, zensiert, verschwiegen oder hervorgehoben? Die…mehr

Produktbeschreibung
Das Vermächtnis annehmen. Was bedeutet dies fast sechzig Jahre nach dem Holocaust? Viel wird in der Bundesrepublik seit Mitte der 90er Jahre öffentlich über Erinnerung und Gedenken debattiert. Doch selten reflektieren die Beteiligten den Ort, von dem aus sie sprechen. Welche Erinnerungen und Berabeitungsstrategien fließen in den Diskurs? Sind es die Erinnerungen jüdischer Überlebender und die ihrer Kinder? Sind es die Erinnerungen der Kinder von Tätern und Mitläufern? Was wird im (familien-)biografischen und kulturellen Erinnern ausgeblendet, zensiert, verschwiegen oder hervorgehoben?
Die Beiträge dieses Bandes sind in unterschiedlichen kulturellen Kontexten der USA und Deutschlands entstanden. Die unterschiedliche Herkunft derer, die sich mit dem Vermächtnis auseinandersetzen, soll nicht nivelliert werden. Beabsichtigt wird vielmehr, das Bewusstwerden darüber zu fördern, wie unterschiedlich die Auseinandersetzungen mit dem Erbe des Holocaust zwischen Überlebenden und Tätern und deren Nachkommen sind und sein müssen. Nicht nur in der deutschen Gesellschaft, sondern auch in der deutschen Kultur und ganz besonders in der Wissenschaft werden familienbiografische Verbindungen zum Holocaust immer noch ausgeblendet. Statt dessen wird historische "Objektivität" suggeriert. Das ist für Nachkommen der Überlebenden und Opfer undenkbar.
Die Beiträge spüren den Auseinandersetzungen um das Vermächtnis auf drei Ebenen nach: Erinnerung im nationalen, regionalen und familienbiografischen Kontext. Wie und wann wurden bestimmte Erinnerungsprozesse in den USA und Deutschland gefördert oder verhindert, mit welcher Leidenschaft oder gegen welche Widerstände, mit welchen Auslassungen und Tabuisierungen? Auch gegenwärtige gesellschaftliche Phänomene wie mangelnde kollektive Zivilcourage und zunehmende antidemokratische Gleichgültigkeit gegenüber Antisemitismus und rassistischer Gewalt können langfristig nur gelöst werden, wenn sich die Nachkommen der Täter und Opfer der oft schmerzlichen Suche nach ihrer eigenen historischen Herkunft umfassend stellen.
Autorenporträt
Brigitta Huhnke, Journalistin und Sozialwissenschaftlerin, Gastprofessorin an der Universität Klagenfurt. Themenschwerpunkte und Veröffentlichungen: öffentliche Ausgrenzungsdiskurse, Erinnerungskultur nach 1945 im internationalen Vergleich, historische Traumaforschung.