Elli und Sascha verstehen sich auch ohne Worte. Meistens sind sie zusammen auf Achse, denken sich Geschichten aus und inszenieren Witze als Hörspiele. Elli liebt Saschas Heiterkeit und seine unerschöpfliche Phantasie. Doch andere haben damit Probleme, in der Schule gilt Sascha als verhaltensauffällig. Und bald stellt sich heraus, dass irgendwas in seinem Kopf nicht wie bei anderen funktioniert. Die Ärzte nennen es ADHS. Von nun an schluckt Sascha Tabletten. Er wird ruhiger und eckt nicht mehr so oft an. Die Erwachsenen sind froh, weil er jetzt nicht mehr so zappelig ist und konzentriert lernt. Aber Elli ist enttäuscht, denn Sascha hat kaum noch Zeit für sie, und wenn, dann ist er müde und lustlos. Es ist, als hätte er zusammen mit den Tabletten sein Lachen verschluckt. Erst als Sascha keine Tabletten mehr braucht, können sie wieder richtig zusammen spielen. Und Elli hat ihren Freund wieder.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2008Tablettennot
Eine Freundschaft in Gefahr
Hilfe - ein Problembuch für Kinder: Anja Tuckermann legt eine Geschichte um ein Kind mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom vor, doch alle Befürchtungen sind grundlos. Kein Rührstück erwartet die Leser von "Das verschluckte Lachen", sondern eine sensible Sicht auf eine Freundschaft zweier zehnjähriger Kinder, Elli und Sascha, die je mit einem großen Problem in ihrem Leben kämpfen. Bei Sascha ist es, was die Ärzte ADHS nennen. Er ist unkonzentriert, wild, "verhaltensauffällig" - und dass er voller guter Ideen steckt, weiß nur seine Freundin Elli.
Sie selbst kämpft mit der Einsamkeit, denn sie lebt bei ihrem Vater, der als Fernfahrer oft tagelang fern von zu Hause ist und sie allein zurücklässt. Für die Schule erfindet das Mädchen Ausflüchte aus Sorge vor dem Jugendamt, aber ihre Ängste lassen sich nicht überlisten. Schlimm wird es, als Sascha, der auch Ellis Nachbar und mit seiner Familie einziger Fluchtpunkt ist, mit Tabletten behandelt wird - er verändert sich, wird zum Gegenteil von zappelig: antriebslos, müde und flau. Die Freundschaft droht an den Tabletten zu zerbrechen. Sie tut es dann doch nicht, aber gut und schön ist alles damit keineswegs, trotz eines positiv gestimmten Endes, das über die Untiefen der ADHS-Problematik doch etwas rasch hinweggleitet. Aber nicht um eine medizinische Debatte geht es hier, sondern um die schmerzliche Erfahrung von Kindern, dass Erwachsene und ihre Sicht der Dinge auch nicht immer helfen können.
TILMANN LAHME
Anja Tuckermann: "Das verschluckte Lachen".
Roman. Sauerländer Verlag, Düseldorf 2007.
111 S., geb., 10,90 [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Freundschaft in Gefahr
Hilfe - ein Problembuch für Kinder: Anja Tuckermann legt eine Geschichte um ein Kind mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom vor, doch alle Befürchtungen sind grundlos. Kein Rührstück erwartet die Leser von "Das verschluckte Lachen", sondern eine sensible Sicht auf eine Freundschaft zweier zehnjähriger Kinder, Elli und Sascha, die je mit einem großen Problem in ihrem Leben kämpfen. Bei Sascha ist es, was die Ärzte ADHS nennen. Er ist unkonzentriert, wild, "verhaltensauffällig" - und dass er voller guter Ideen steckt, weiß nur seine Freundin Elli.
Sie selbst kämpft mit der Einsamkeit, denn sie lebt bei ihrem Vater, der als Fernfahrer oft tagelang fern von zu Hause ist und sie allein zurücklässt. Für die Schule erfindet das Mädchen Ausflüchte aus Sorge vor dem Jugendamt, aber ihre Ängste lassen sich nicht überlisten. Schlimm wird es, als Sascha, der auch Ellis Nachbar und mit seiner Familie einziger Fluchtpunkt ist, mit Tabletten behandelt wird - er verändert sich, wird zum Gegenteil von zappelig: antriebslos, müde und flau. Die Freundschaft droht an den Tabletten zu zerbrechen. Sie tut es dann doch nicht, aber gut und schön ist alles damit keineswegs, trotz eines positiv gestimmten Endes, das über die Untiefen der ADHS-Problematik doch etwas rasch hinweggleitet. Aber nicht um eine medizinische Debatte geht es hier, sondern um die schmerzliche Erfahrung von Kindern, dass Erwachsene und ihre Sicht der Dinge auch nicht immer helfen können.
TILMANN LAHME
Anja Tuckermann: "Das verschluckte Lachen".
Roman. Sauerländer Verlag, Düseldorf 2007.
111 S., geb., 10,90 [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Keine Angst, beruhigt Tilmann Lahme all jene potenziellen Leser, die hier ein "Problembuch" erwarten. Anja Tuckermann erzähle zwar von einem Kind mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, aber nie so, dass die Krankheit die Geschichte in den Hintergrund rückt. In der geht es um zwei Zehnjährige, deren Freundschaft durch die Erkrankung in Gefahr gerät. Das ist feinfühlig gemacht, findet Lahme, auch wenn das gutgestimmte Ende ihm ADHS dann doch etwas zu harmlos erscheinen lässt. Aber letztlich gehe es ja nicht um irgendwelche Krankheiten, sondern um die kindliche Erkenntnis, dass auch die Erwachsenen nicht allmächtig sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH