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In den 1940er-Jahren spielt sich im Vinschgau eine Tragödie ab: Fast über Nacht werden die Dörfer Graun und Reschen durch ein staatliches Stauseeprojekt unter Wasser gesetzt. Als der Elektrokonzern Montecatini das Becken, in dem die Dörfer stehen, erstmals probeweise und ohne Vorwarnung flutet, leben die meisten Menschen noch in ihren Häusern. Ihrer Lebensgrundlage beraubt, verlassen die Einwohner Haus und Hof und ziehen in die hastig neu errichteten Dörfer oder weiter fort. Wer keine Bleibe hat, wird übergangsweise in Baracken untergebracht. "Das versunkene Dorf" erkundet die Ereignisse rund…mehr

Produktbeschreibung
In den 1940er-Jahren spielt sich im Vinschgau eine Tragödie ab: Fast über Nacht werden die Dörfer Graun und Reschen durch ein staatliches Stauseeprojekt unter Wasser gesetzt. Als der Elektrokonzern Montecatini das Becken, in dem die Dörfer stehen, erstmals probeweise und ohne Vorwarnung flutet, leben die meisten Menschen noch in ihren Häusern. Ihrer Lebensgrundlage beraubt, verlassen die Einwohner Haus und Hof und ziehen in die hastig neu errichteten Dörfer oder weiter fort. Wer keine Bleibe hat, wird übergangsweise in Baracken untergebracht.
"Das versunkene Dorf" erkundet die Ereignisse rund um die Seestauung und spürt den menschlichen Schicksalen nach: Wie sind die "Hinausgewässerten" mit Ungerechtigkeit, Heimatverlust und Neuanfang zurechtgekommen? Was bleibt, ist der Turm im See: Für die einen ein Kuriosum mit touristischem Potenzial, für die Vertriebenen ein Mahnmal, das sie täglich an ihren Verlust erinnert.
Autorenporträt
Georg Lembergh, aufgewachsen in Tirol, Fotodesignstudium in Dortmund, lebt in Wien und Tirol und arbeitet als freischaffender Fotograf und Filmemacher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2020

Ein Kirchturm schaut aus dem See

Zwei Dörfer, drei Seen, fruchtbare Weiden und Äcker. Und dann verschwindet die Gegend unter Wassermassen, bis nur noch ein Kirchturm aus den Fluten ragt. Die Strafe Gottes für Hochmut, Geiz oder Gottlosigkeit? So würde eine alpenländische Sage das Schicksal der Ortschaften Graun und Reschen erklären. Die Geschichte aber geht anders, wie wir in dem Bildband "Das versunkene Dorf" erfahren: Mit historischen Fotos, Bildern von heute und informativen Texten berichten die Autoren von der Entstehung des Reschen-Stausees im Vinschgau. Schon Mussolini plante, Alto Adige energiewirtschaftlich zu nutzen. Konkretisiert wurde das Kraftwerksprojekt 1949, als man die Seen probeweise staute. Spätestens jetzt wusste die Bevölkerung, die mit beschämend kleinen Entschädigungen abgespeist werden sollte, dass Widerstand zwecklos war. Am 9. Juli 1950 feierte man die letzte Heilige Messe, ehe die Gebäude von Graun und Reschen gesprengt wurden und die Ruinenreste im Wasser versanken. Allein der Turm von St. Katharina blieb als Mahnmal erhalten. Die Autoren des Buchs sind den Spuren der früheren Ansiedlungen gefolgt und haben mit "Aussigwassrten", wie man die Vertriebenen nennt, gesprochen. "Entweder du gehst oder du ersäufst", hieß es damals. Wirtschaftliche Interessen erstickten die Hoffnungen der zutiefst erschütterten Dorfbewohner. Die Erinnerung zeigt sich bis heute auch in der Wirklichkeit: mit einem Schuh, den die Wellen angespült haben, oder einer verrosteten Schere, die unter der Wasseroberfläche schimmert.

aber

"Das versunkene Dorf" von Georg Lembergh und Brigitte Maria Pircher. Edition Raetia, Bozen 2019. 256 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 28 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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