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Bis heute sind das Vichy-Regime, sein Protagonist Marschall Pétain und die Kollaboration mit Nazi-Deutschland in Frankreich Gegenstand heftigster Debatten: über die Entwicklung dieses Regimes aus der Dritten Republik, über seinen inneren Zusammenhang, seine politische Legitimität und seine moralische Qualität. Marc Olivier Baruch informiert knapp und präzise über die Zeit vom Juni 1940 bis zum August 1944, die wegen ihrer Verflechtung mit unserer eigenen Geschichte auch für deutsche Leser von besonderem Interesse ist.

Produktbeschreibung
Bis heute sind das Vichy-Regime, sein Protagonist Marschall Pétain und die Kollaboration mit Nazi-Deutschland in Frankreich Gegenstand heftigster Debatten: über die Entwicklung dieses Regimes aus der Dritten Republik, über seinen inneren Zusammenhang, seine politische Legitimität und seine moralische Qualität. Marc Olivier Baruch informiert knapp und präzise über die Zeit vom Juni 1940 bis zum August 1944, die wegen ihrer Verflechtung mit unserer eigenen Geschichte auch für deutsche Leser von besonderem Interesse ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.2001

Dunkelste Stunden

VICHY. Auf die vernichtende Niederlage und die Teilung Frankreichs im Sommer 1940 folgte die hastige Gründung des autoritären État français in der unbesetzten Zone, an dessen Spitze Marschall Philippe Pétain stand. Seine erste Entscheidung, die Bitte um sofortigen Waffenstillstand, und sein wichtigstes Faustpfand, das Angebot der Kollaboration, bildeten ein untrennbares Paar. Während Franco nicht bereit war, seine Neutralität aufzugeben, schlug das Regime von Vichy den von der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnten Weg der Kollaboration ein, um in der von den Deutschen aufgezwungenen neuen europäischen Ordnung die Souveränität und Einheit Frankreichs zu retten. Marc Olivier Baruch stellt in seiner Studie klar, was damals nicht gesehen wurde oder nicht gesehen werden wollte, daß nämlich Zugeständnisse der nationalsozialistischen Führung niemals ernsthaft geplant waren. Das Spiel einer gleichberechtigten Kollaboration war von Anfang an eine Illusion. Nach der deutschen Besetzung der "freien Zone" im November 1942 hatte sich Vichy in einer Mischung aus Unbeweglichkeit, Mattigkeit und Radikalisierung selbst überlebt. Der sich auflösende Staat, der mit äußerster Grausamkeit und deutscher Unterstützung sowohl gegen die jüdische Bevölkerung als auch gegen die Résistance vorging, bescherte dem besetzten Frankreich seine dunkelsten Stunden. Der État français wurde zum Instrument einer Politik der Ausgrenzung und Unterdrückung, die in der französischen Geschichte ihresgleichen sucht. Baruch faßt den derzeitigen Stand der Forschung über die Zeit von Juni 1940 bis August 1944 in seiner um wenige Quellen ergänzten Darstellung, einer Kurzfassung der bereits 1997 erschienenen Dissertation, knapp und präzise zusammen. Die historischen Fakten sind weitgehend geklärt, dennoch ist man auch heute noch "weit von einer endgültigen Bewertung dieses Regimes entfernt". Die Fragen nach Natur und politischer Klassifikation des Regimes von Vichy sowie nach Bewertung der Kollaboration sind weiter offen. Die jüngsten Prozesse gegen Klaus Barbie, Paul Touvier und Maurice Papon machten dies deutlich. Dabei täte eine sachbetonte Betrachtung auf der Grundlage der Quellen not. Baruch leistet dazu seinen Beitrag. (Marc Olivier Baruch: Das Vichy-Regime. Frankreich 1940-1944. Übersetzt von Birgit Martens-Schöne. Reclam, Stuttgart 2000. 224 Seiten, 12,- Mark.)

RALPH ERBAR

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Ralph Erbar leistet das Buch von Marc Olivier einen wichtigen Beitrag zur sachlichen Diskussion über die "politische Klassifikation des Regimes von Vichy" sowie die "Bewertung der Kollaboration". Baruch fasst nach Meinung des Rezensenten "knapp und präzise" den aktuellen Forschungsstand zusammen und unterstreicht auf inhaltlicher Ebene, dass von Seiten der Nationalsozialisten niemals mit Zugeständnissen als Gegenleistung für die Kollaboration zu rechnen gewesen wären. Ein wichtiger Beitrag zur Forschung, die allerdings nach Meinung des Rezensenten noch durch viele solcher Beiträge vorangetrieben werden muss. Baruch scheint mit seinem Buch jedoch einen guten Anfang gemacht zu haben.

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"Das Bändchen, bestens ausgestattet mit Quellentexten, mit Dokumenten, Schaubildern, Illustrationen und einem ausführlichem Namensverzeichnis vermittelt ein unschätzbares Basiswissen (...)." -- Badische Zeitung