Dieser Zyklus aus vierundzwanzig Doppelsonetten liest sich wie eine Poetologie, arbeiten die Texte doch in geradezu systematischer Abfolge Fragen rund um das Schreiben von Lyrik heute ab. Der Zyklus eröffnet mit der Frage nach dem Ergründen des Geheimnisses der Worte, das für jeden beginnenden Dichter auf eigene Faust neu zu erkunden ist, stellt die Frage nach der Selbstbestimmung des Schreibenden im Umfeld so vieler großer Namen, die "es verstanden, sich in Wort und Klang hineinzufühlen" und der "Sprache ihrer Zeit" in Versen "Farben zu verleihen, die noch niemand vor ihnen gesehen hatte" und schildert beim Sichten der virtuosen Ergebnisse zeitgenössischer Dichtung die Beklommenheit, ob er auch berechtigt sei, in das Konzert dieser Stimmen einzutreten. Doch wenn der lyrische Sprecher im Spiegel "hohlwangig der Demut Fratze" sieht, wird schon aus dieser herrlich zupackenden Zurückweisung falscher Bescheidenheit deutlich, dass der Autor beharrliches Arbeiten mit erhobenem Haupt solch feiger Ergebung vorzieht. Und sukzessive, vor allem, nachdem der Autor die Frage der Kritiker und der Selbstkritik abgearbeitet hat, wird auch immer klarer, dass Gassen im Grunde gar keine groß, aber hohl tönende Poetologie erbauen, sondern schlicht die Summa aus fünfzig Jahren lyrischer Praxis ziehen will. Denn Poetologie, das ist Theorie, und Theorie abstrahiert von eben jener Wirklichkeitsnähe, die den wahren Dichter auszeichnet, denn nur "Rattenfänger brüsten sich, sie wüssten, wie mit derben Mitteln schwierigsten Problemen schnell und sicher zu begegnen wäre ... Dichtern aber sind verdächtig grade Wege schlicht verwehrt."
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