Moderne Kunst sieht ja nicht selten aus, als wäre sie das Ergebnis eines Unfalls gewesen, aber das ist nicht das Thema von Vera Wucherers Buch. Auch hier geht es um Unfälle mit Kunst, aber eben die ungewollten. Geballte Zerstörung auf jeder Seite. Täter sind selbsternannte Restauratoren, eifrige
Putzfrauen oder Hausmeister, unvorsichtige Besucher und überschwängliche Sammler. Eine unbedachte…mehrModerne Kunst sieht ja nicht selten aus, als wäre sie das Ergebnis eines Unfalls gewesen, aber das ist nicht das Thema von Vera Wucherers Buch. Auch hier geht es um Unfälle mit Kunst, aber eben die ungewollten. Geballte Zerstörung auf jeder Seite. Täter sind selbsternannte Restauratoren, eifrige Putzfrauen oder Hausmeister, unvorsichtige Besucher und überschwängliche Sammler. Eine unbedachte Bewegung und die Kunst ist weg, wobei ich mich nicht selten gefragt habe: Na und? Eine mit ranzigem Fett beschmierte Badewanne hat in sauberem Zustand sicher den höheren Nutzwert, auch wenn ich Beuys seinen persönlichen „Hurtz“-Moment gönne.
Manchmal machen die Katastrophen ein Werk erst berühmt oder sogar bedeutend. So wie der „restaurierte“ Monchichi-Jesus auf dem Titelblatt. Er holte eine kleine Gemeinde in der spanischen Provinz Zaragoza erst auf die touristische Landkarte, denn heute besuchen Tausende den Kunstunfall und zahlen bereitwillig für ein Selfie mit dem Monchichi. Andere Beispiele im Buch haben Versicherungen und Gerichte beschäftigt und Ai Weiwei geriet sogar mit den Naturgesetzen in Konflikt: Eine seiner Holzskulpturen folgte den Regeln der Gravitation und kollabierte mit Grandezza. Aber große Künstler erkennt man daran, dass sie nie aufgeben: „It’s not a bug, it’s a feature“. So wurde eben ein Haufen Bretter zum gefeierten Kunstwerk.
Vera Wucherers Auswahl ist abwechslungsreich, wenn auch nicht immer überraschend, da viele ihrer Beispiele eine hohe mediale Breitenwirkung hatten. Auch sind ihre Darlegungen nicht ganz so launig verfasst, wie ich es mir gewünscht hätte, sondern eher sachlich und informativ gehalten. Die Quintessenz ist oft: Mach’s Beste draus! Kein Schaden ist in der Kunstwelt so groß, dass nicht noch irgendwer Profit draus schlagen könnte - was einem auch zu denken geben darf.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)