Joan Didions Prosa gehört zum Besten, was es im heutigen Amerika gibt. Sie schreibt über berühmt-berüchtigte Leute (Janis Joplin, Nancy Reagan, Doris Lessing), über die Frauenbewegung und die Black Panthers, über Hollywood und amerikanische Monumente wie die kalifornische Gouverneursvilla oder das Museum von Paul Ghetty. In allem beschwört sie die Reste des amerikanischen Traums, der auch im Scheitern nichts von seiner Faszinationskraft eingebüßt hat.
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Tobias Rüther empfiehlt die aus Magazinen wie Esquire oder Life stammenden Essays von Joan Didion in der Übersetzung von Antje Ravic Strubel. Niemand schreibt wie die aus besten Kreisen stammende Autorin diese "Spätnachmittags-auf-einer-amerikanischen-Veranda-Prosa", versichert Rüther, niemand vermittelt so gekonnt Distanz, wenn er "ich" sagt. "Wir" sind da nie mitgemeint. Ein Effekt, dem Rüther gerade in diesem Buch und in der ebenfalls von Antje Ravíc Strubel übersetzten Essaysammlung "Slouching Towards Bethlehem" immer wieder begegnet. Dass dadurch Kritik an sozialen Unterschieden ebenso deutlich vernehmbar wird wie die Entfremdung der Autorin von der modernen Welt, das scheint dem Rezensenten, der Didion für eine "brillante" Beobachterin und Analytikerin hält, als ausgemacht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die amerikanische Autorin Joan Didion hat es wie keine andere geschafft, hinter die Geheimnisse unserer Zeit zu schauen.« Tobias Rüther Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220828