Sie sind ein glückliches Paar. Ada und Yves haben sich für ein Kind entschieden, doch fürchten sie die Unvereinbarkeit von Liebe, Karriere und Erziehung. Deshalb nehmen sie am Prestigeprojekt des Weißen Schlosses teil, wo Leihmütter Kinder fremder Eltern austragen und aufziehen, alles sozusagen Bio und Fair Trade. Elternschaft ist hier Beruf, überwacht und gelenkt von einem alles kontrollierenden Apparat. Der Nachwuchs kann jederzeit besucht werden. Über neun Monate zeigt der Roman die beiden auf dem Weg zum eigenen Kind, folgt den Veränderungen ihres Selbstbilds und ihrer Beziehung. Im Stile von Kazuo Ishiguros »Alles, was wir geben mussten« stellen sich wichtige Fragen unserer Zeit in eigener Versuchsanordnung: Ab wann ist Bindung ein Verlust von Freiheit? Was ist Familie? Sind die tradierten Rollenbilder von Mutter und Vater verhandelbar? Spielerisch erreicht »Das Weiße Schloss« eine stilistische Größe sowie eine gedankliche Tiefe voller literarischer Verweise und Fragestellungen und wird so zu einem fulminanten Gewebe von transzendenter Leuchtkraft.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Kathleen Hildebrand wird nicht glücklich mit Christian Dittloffs Versuchsanordnung in Romanform. Wie ein junges Paar Kinderwunsch und Freiheitsdrang unter einen Hut bekommt, schildert der Autor laut Rezensentin utopisch, dystopisch als verschärfte Vision des Optimierungswahns. Das Leben als ästhetische Projekt, wie es der Autor entwirft, lässt für Hildebrand allerdings jede Menge Fragen offen und zeigt die Figuren allzu hermetisch und abstrakt, sodass Hildebrand nicht in sie hineinfindet. Dass der Autor über das Individuelle hinaus das große Ganze verhandeln will und Exkurse aus der Fortpflanzungstechnologie einflicht, lässt die Rezensentin hingegen kalt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein bedrückender Roman in kühlem Ton geschrieben, der viele Fragen zu Gesellschaft, Familie und Elternliebe aufwirft.« Westdeutsche Allgemeine 20190124