Der Verfasser beschreibt und analysiert die Entwicklung der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in großen Zusammenhängen zwischen 1517 und 1939. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts schien es, als würde Polen evangelisch werden. Fürst Janusz III untersagte die Verbreitung der lutherischen Lehre in Wort und Schrift und verweigerte den "Häretikern" das Niederlassungsrecht in Polen. 1581 zerstörten fanatisierte Katholiken den Bau einer lutherischen Kirche und erst 1781 konnte die erste lutherische Kirche in Warschau gebaut werden. Pastor Kneifel berichtet von den Lutheranern, die ihren Glauben nicht in der Öffentlichkeit praktizieren konnten, sondern nur in ihren Wohnungen. Deshalb wurden sie als "Geheimlutheraner" bezeichnet. Die Lage der deutschen Lutheraner in Wilna, der Hauptstadt des Großfürstentums Litauen, das mit Polen durch Personalunion verbunden war, stand im Zeichen dauernder Konflikte mit den Andersgläubigen. Brandenburg-Preußen hatte als Schutzmacht des polnischen Protestantismus einen starken Einfluss, büßte ihn aber zur Zeit der sächsischen Könige August II (1697-1733) und August III (1733-1763) fast völlig ein. Ab ca. 1750 rodeten die deutschen Kolonisten Wälder, entwässerten Sümpfe und Moore. In ihren Siedlungen sorgten sie dafür, dass eine Kirche, Schule und ein Pfarrhaus gebaut wurden. Pastor Kneifel berichtet über das Evangelische Konsistorium von 1782-1939, das Evangelische Lehrerseminar in Warschau zwischen 1866-1936 und die Evangelisch-Theologische Fakultät in Warschau zwischen 1921 und 1939 und den Katholizismus in Polen. Weiter beschreibt er die Konsistorialpräsidenten und die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche zwischen 1886 und 1939. In der Kirche gab es zwei Strömungen: eine Gruppe unter Leitung von Bischof Dr. Julius Bursche wollte eine Assimilierung aller deutschen Gemeindeglieder. Eine andere Gruppe setzte sich weiterhin für die deutsche Sprache in Kirchen und Schulen ein und forderte aber auch die Gemeindeglieder auf, loyale polnische Staatsbürger zu sein.
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