Mit dem Begriff des tragischen Charakters beschreibt Léon Wurmser, wie Menschen infolge existenzieller Traumatisierungen ihr Erleben und Denken absolut setzen, um die eigene Verletzlichkeit zu verbergen. Anhand detaillierter Fallbeispiele aus seiner psychoanalytischen Praxis beschreibt er die konflikthaften Verstrickungen, die das Leben und die Beziehungen der Betroffenen beherrschen, und die Herausforderungen, die sich daraus für die psychotherapeutische Behandlung ergeben. Wurmser vertritt in seinen Analysen konsequent den psychoanalytischen Grundsatz von der umfassenden Bedeutung der Konflikte in unser aller Leben, in Gesellschaft und Kultur. Dies bedeutet für ihn jedoch nicht, dass alle Konflikte und Verstrickungen des tragischen Menschen prinzipiell unlösbar sind: Traumata sind zwar unauslöschlich, nicht aber notwendigerweise die traumatischen Folgeprozesse.