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Für viele ehemalige DDR-Bürger ist der Geruch, der einem frisch geöffneten Westpaket entströmte, untrennbar mit Weihnachten verbunden. Aber auch im Westen hatte das "Päckchen nach drüben" mit den dafür nötigen Besorgungen einen festen Platz im Jahreslauf. Der Inhalt dieser Sendungen prägte das Bild vom jeweils anderen Staat entscheidend: Markenjeans und Nivea riefen weitere Konsumwünsche hervor, und die Gegengeschenke wie Weihnachtspyramiden und Christstollen zeigten das Bemühen um angemessenen Dank. Das Westpaket war zudem ein Politikum. Während die Ökonomen in der DDR private Geschenke in…mehr

Produktbeschreibung
Für viele ehemalige DDR-Bürger ist der Geruch, der einem frisch geöffneten Westpaket entströmte, untrennbar mit Weihnachten verbunden. Aber auch im Westen hatte das "Päckchen nach drüben" mit den dafür nötigen Besorgungen einen festen Platz im Jahreslauf.
Der Inhalt dieser Sendungen prägte das Bild vom jeweils anderen Staat entscheidend: Markenjeans und Nivea riefen weitere Konsumwünsche hervor, und die Gegengeschenke wie Weihnachtspyramiden und Christstollen zeigten das Bemühen um angemessenen Dank.
Das Westpaket war zudem ein Politikum. Während die Ökonomen in der DDR private Geschenke in ihre volkswirtschaftlichen Bilanzen einrechneten, rief man im Westen dazu auf, man solle die "Brüder und Schwestern im Osten nicht vergessen". Zoll und Staatssicherheit fanden dabei reichlich Arbeit. Der Warenfluß wurde genauestens kontrolliert, schließlich sollten keine"subversiven Materialien" die Grenze passieren.
Das Buch beschreibt diesen deutsch-deutschen Paketaustausch aus östlich erund westlicher Perspektive. Die Herausgeber haben zahlreiche Paketpacker befragt, deren Erinnerungen die freundlichen, skurrilen, aber auch bedrückenden Seiten der privaten Paketkommunikation wieder aufleben lassen. Ergänzt durch literarische Texte und zahlreiche Abbildungen schnürten sie ein informatives und unterhaltsames Lesepaket.
Autorenporträt
Christian Härtel: Jahrgang 1966, 1988-90 Ausbildung zum Fotografen an der Berufsfachschule des Lette-Vereins in Berlin, 1991-97 Studium der Germanistik und Publizistik an der Freien Universität Berlin, Frühjahr 1998 Forschungsaufenthalt als DAAD-Stipendiat an der Hoover Institution, Stanford University, Kalifornien; seit Oktober 1998 Lektor im Ch. Links Verlag.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2000

Beargwöhnt

PAKETBEZIEHUNGEN. Dem Westpaket pflegte ein Ostpaket zu folgen. Das Ostpaket ist jedoch längst nicht so bekannt geworden wie das Westpaket. Denn es wurde nicht gesellschaftlich organisiert, es hatte keine Versorgungslücken zu schließen, es war auch kein Wirtschaftsfaktor. Es roch auch nicht so verführerisch. Es war eine private Geste. Wem mit Geschenken geholfen wurde, der wollte sich bedanken. Das Westpaket war wie der ganze Westen perfektioniert, das Ostpaket blieb eine unbeholfene Angelegenheit. Dabei wurde es von den "Organen" in der DDR kaum minder beargwöhnt. Als die Mutter der nach West-Berlin übergesiedelten Ute J. einen selbstgebackenen Stollen in den Westen schicken wollte und ihn mit einem Handtuch umwickelte, damit er auf der langen Reise nicht austrocknete, kam das Paket zurück. Immerhin mit einer Begründung: Gebrauchte Textilien dürften nicht aus der DDR in die BRD ausgeführt werden. Sabine F. aus Dresden hatte ein DDR-Kinderbuch für Zweijährige in den Westen geschickt. Die Verwandten dort hatten es bereits und wollten das Buch Sabine F. zurückgeben. Das Buch kam nie an: "Druckerzeugnisse dürfen nicht in die DDR eingeführt werden." Solche absurden und doch wahren Geschichten werden in dem Buch "Das Westpaket" erzählt, das selbst wie ein Geschenkpaket daherkommt, bunt und voller Überraschungen. Es hätte allerdings nicht so dick werden können, wäre es wirklich nur um die politische, wirtschaftliche und kulturelle Geschichte des Westpaketes und, am Rande, des Ostpaketes gegangen. Die Autoren widmen sich allen Wegen, auf denen Westwaren in den Osten gelangten, also auch den "Intershops" in der DDR und dem Warenversand über "Genex". (Christian Härtel, Petra Kabus : Das Westpaket. Geschenksendung, keine Handelsware. Ch. Links Verlag, Berlin 2000. 280 Seiten, Abbildungen, 39,80 Mark.)

F.P.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Es gehört zu den ganz großen Vorzügen dieses Sammelbandes, neben die verhalten fußnotengesättigten wissenschaftlichen Arbeiten sprachwitzige und situationsadäquate, aber auch nachdenklich stimmende feuilletonistische Beiträge und Briefabdrucke zu setzen. Die Autoren und Herausgeber werden so dem Thema gerechter, indem sie dem Leser neben der strukturierenden und theoretisch-gesellschaftlichen Analyse das dahinter stehende"Persönliche"zu vermitteln verstehen." (Das Parlament, 6./13.10.00)

"Da gleichermaßen Satire als auch akribische Dokumentation im Wechselspiel zum Zuge kommen, gerät der umfangreiche Band äußerst kurzweilig." (Märkische Allgemeine Zeitung, 30.9./1.10.00)

"Petra Kabus und Christian Härtel haben ein schönes Buch gezaubert, zum Erinnern, zum Schmunzeln, zum Wundern. Und wie erfrischend lebendig die Geschichte des ehemals zweigeteilten Landes doch erzählt werden kann!" (Neues Deutschland, 18.10.00)

"Absurde und doch wahre Geschichten werden in dem Buch"Das Westpaket"erzählt, das selbst wie ein Geschenkpaket daherkommt, bunt und voller Überraschungen." (F.A.Z., 6.11.00)

"Eines der amüsantesten politischen Bücher zum Thema deutschland hüben und drüben." (Deutschland Radio, 10.11.00)

""Das Westpaket"ist eine unerwartet aufregende Sammlung. Es nimmt die privaten und politischen Aspekte gleichermaßen ernst - nur so ist Geschichte zu verstehen." (Financial Times Deutschland, 17.11.00)

"Selten hält man als erwartungsfroher Leser ein Buch in Händen, dessen Form und Inhalt so sinnfällig aufeinander abgestimmt sind, wie das bei diesem"Westpaket"der Fall ist." (Das Historisch-Politische Buch, 49. Jg., 2001 (Heft 6))…mehr