Wie wird wissenschaftliches Wissen vor dem Hintergrund seiner zunehmenden ökonomischen und politischen Bedeutung in modernen Gesellschaften im Social Web an der Schnittstelle klassischem Wissenschaftsjournalismus und Laienkommunikation vermittelt und ausgehandelt? Die vorliegende Studie geht dieser Frage nach und bedient sich dazu des Beispiels der aktuell wissenschaftlichen, politischen, ethischen und für viele Menschen sehr persönlich relevanten Debatte um Reproduktionsmedizin, die anhand einer systematischen Literaturrecherche aufgearbeitet wird. Mit einer qualitativen und quantitativen Framing-Analyse von journalistischen Onlineangeboten auf fünf Nachrichtenportalen und entsprechenden Leserkommentaren werden Zusammenhänge und Unterschiede zwischen beiden Kommunikationsformaten überprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass der Schwerpunkt der Medienberichte auf der ereignisorientierten Darstellung politischer Konflikte oder der Aufbereitung von wissenschaftlichem Expertenwissen liegt. Obwohl Leser von der thematischen Einordnung durch Journalisten beeinflusst werden, stellen sie in ihren Kommentaren alltagsweltliche Fragen mehr in den Vordergrund. Dabei nutzen sie interaktive Funktionen in erster Linie zur reinen Meinungsäußerung und seltener zu Aushandlungsprozessen oder zum Austausch persönlicher Erfahrungen. Obwohl sie das öffentliche Informationsangebot über das Thema Reproduktionsmedizin erweitern, bleibt eine Kluft zwischen unwidersprochenem Expertenwissen und Laienkommunikation.