Diese Parodie auf das Menschengeschlecht ist Stichwortgeber für eine Art von groteskem "Bühnenstück", und das Gelächter der Autorin ist hinter den Kulissen zu hören.
Die Illustrationen begleiten das Leben von Francis Mausbock von der Wiege bis zur Bahre. Damit wird gleichzeitig die Geschichte aller Mausbocks erzählt, denn alle Mausbocks heißen Francis, ob sie weiblich sind oder männlich, mehr noch: sie scheinen sich alle gleich zu verhalten: denn im Mausbockschen Universum ist es vor allem wichtig, die Regeln zu beherrschen - Lebensregeln, die darauf zielen, den anderen zu bekämpfen, auszutricksen und zu übervorteilen. Wie das im einzelnen aussehen kann, zeigt eine Bilderfolge, die sich von der ersten bis zur letzten Seite durch das Heft zieht, und die vor allem von Angst, Gier und Schuld handelt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Die Illustrationen begleiten das Leben von Francis Mausbock von der Wiege bis zur Bahre. Damit wird gleichzeitig die Geschichte aller Mausbocks erzählt, denn alle Mausbocks heißen Francis, ob sie weiblich sind oder männlich, mehr noch: sie scheinen sich alle gleich zu verhalten: denn im Mausbockschen Universum ist es vor allem wichtig, die Regeln zu beherrschen - Lebensregeln, die darauf zielen, den anderen zu bekämpfen, auszutricksen und zu übervorteilen. Wie das im einzelnen aussehen kann, zeigt eine Bilderfolge, die sich von der ersten bis zur letzten Seite durch das Heft zieht, und die vor allem von Angst, Gier und Schuld handelt.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungMord erfreut das Herz
A.L. Kennedy betätigt sich als Sprachrohr der "Familie Mausbock"
Sippen wie die Mausbocks hat es eigentlich immer schon gegeben, Schriftstellerinnen wie A.L. Kennedy nicht. Und so darf man sich nicht wundern, wenn ihre Art von Familiensaga ganz anders ausfällt, als man das sonst gewohnt ist. Zum einen umfaßt sie gerade mal dreißig statt Hunderte von Seiten, wimmelt von Unholden statt Sympathieträgern, kommt ohne Liebe, ohne Gott und ohne Zärtlichkeit aus. Dafür hat Rotraut Susanne Berner dieses Psychogramm einer Schreckensfamilie in Stichpunkten von A wie Albtraum bis Z wie Zukunft mit hilfreichen Verweisen - "Verzweiflung: Eine Art Entspannung. Außerdem ein sicheres Anzeichen intellektuellen Fortschritts bei jungen Mausbocks" - wunderbar garstig illustriert.
Mordend, stehlend, Flüche ausstoßend und einander die Pest an den Hals wünschend, ziehen die Mausbocks dank des einundzwanzigsten "Tollen Hefts" der Büchergilde Gutenberg nun nicht mehr nur durch die schottische Heimat von A.L. Kennedy, die von jeher ein Herz für gestörte, verwirrte und aus der Art geschlagene Charaktere hat. Ursprünglich, so erfahren wir, hieß die Familie Mausbox nach den leeren Boxen, in denen eine alte Tante ihr Vermögen aufbewahrte. Doch nach ihrem Tod fanden sich darin nur tote, geldscheinvollgefressene Mäuse. Der Gruppenschock dieser Entdeckung war gewissermaßen die Geburtsstunde des Clans: "Danach war die Familie nicht mehr dieselbe. Oder genauer gesagt: sie waren viel mehr sie selbst als vorher."
"Das Wörterbuch der Familie Mausbock", ein Nachschlagewerk für Illusionslose und solche, die es werden wollen, besticht durch eine Schwärze, die nur an guten Tagen mit Humor verwechselt werden kann. Stichworte wie "Ängste", "Geld", "Mord" oder "Sex" werfen Schlaglichter auf Denken, Verhalten und Erziehung der Mausbocks. Ehe? "Eine Art Waffenstillstand im Schlafzimmer ohne das segensreiche Eingreifen der UN-Friedenstruppen." Geld? Sollte "nicht klimpern, sondern rascheln" und erfreut das Herz fast so sehr wie "Mord", an den die Mausbocks mindestens so oft denken wie an "Sex": "Ein guter Ersatz für Konversation. Oder eine gute Art, Fremde kennenzulernen. Oder ein kleines Wort für etwas zutiefst Unangenehmes mit ungeheuren und unvorstellbar grausigen Folgen." Spätestens da sind wir mitten im A. L.-Kennedy-Universum gelandet und bemerken, daß jeder Verweis direkt zu einer ihrer Geschichten oder Romane führt, auch wenn "Schuld" ein den Mausbocks angeblich unbekanntes Konzept ist. Der tröstlichste Eintrag ist der vorletzte. "Wohin es dich bringt: Nirgendwohin." Nur einmal wird die Autorin weich - fast: "Hände: Woran wir einander halten, wobei wir wünschen, unsere Arme wären länger."
Nach dieser erbaulichen Lektüre ist man bestens gerüstet, um das von Rotraut Susanne Berner entworfene "Mausbox-Spiel" in Angriff zu nehmen, ein "geselliges Würfel-Spiel auf Leben und Tod". Wer auf einem roten Feld landet, zieht eine Schicksalskarte. Diese schickt einen in die Kirche, zum Psychiater, zum Banküberfall oder ins Bordell, um den eigenen "Mausbock"-Verwandtschaftsanteil zu überprüfen. Das Spiel ist zu Ende, wenn alle Teilnehmer tot sind.
FELICITAS VON LOVENBERG
A.L. Kennedy: "Das Wörterbuch der Familie Mausbock". Aus dem Englischen übersetzt von Ingo Herzke. Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 2004. 32 S., br., 16,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
A.L. Kennedy betätigt sich als Sprachrohr der "Familie Mausbock"
Sippen wie die Mausbocks hat es eigentlich immer schon gegeben, Schriftstellerinnen wie A.L. Kennedy nicht. Und so darf man sich nicht wundern, wenn ihre Art von Familiensaga ganz anders ausfällt, als man das sonst gewohnt ist. Zum einen umfaßt sie gerade mal dreißig statt Hunderte von Seiten, wimmelt von Unholden statt Sympathieträgern, kommt ohne Liebe, ohne Gott und ohne Zärtlichkeit aus. Dafür hat Rotraut Susanne Berner dieses Psychogramm einer Schreckensfamilie in Stichpunkten von A wie Albtraum bis Z wie Zukunft mit hilfreichen Verweisen - "Verzweiflung: Eine Art Entspannung. Außerdem ein sicheres Anzeichen intellektuellen Fortschritts bei jungen Mausbocks" - wunderbar garstig illustriert.
Mordend, stehlend, Flüche ausstoßend und einander die Pest an den Hals wünschend, ziehen die Mausbocks dank des einundzwanzigsten "Tollen Hefts" der Büchergilde Gutenberg nun nicht mehr nur durch die schottische Heimat von A.L. Kennedy, die von jeher ein Herz für gestörte, verwirrte und aus der Art geschlagene Charaktere hat. Ursprünglich, so erfahren wir, hieß die Familie Mausbox nach den leeren Boxen, in denen eine alte Tante ihr Vermögen aufbewahrte. Doch nach ihrem Tod fanden sich darin nur tote, geldscheinvollgefressene Mäuse. Der Gruppenschock dieser Entdeckung war gewissermaßen die Geburtsstunde des Clans: "Danach war die Familie nicht mehr dieselbe. Oder genauer gesagt: sie waren viel mehr sie selbst als vorher."
"Das Wörterbuch der Familie Mausbock", ein Nachschlagewerk für Illusionslose und solche, die es werden wollen, besticht durch eine Schwärze, die nur an guten Tagen mit Humor verwechselt werden kann. Stichworte wie "Ängste", "Geld", "Mord" oder "Sex" werfen Schlaglichter auf Denken, Verhalten und Erziehung der Mausbocks. Ehe? "Eine Art Waffenstillstand im Schlafzimmer ohne das segensreiche Eingreifen der UN-Friedenstruppen." Geld? Sollte "nicht klimpern, sondern rascheln" und erfreut das Herz fast so sehr wie "Mord", an den die Mausbocks mindestens so oft denken wie an "Sex": "Ein guter Ersatz für Konversation. Oder eine gute Art, Fremde kennenzulernen. Oder ein kleines Wort für etwas zutiefst Unangenehmes mit ungeheuren und unvorstellbar grausigen Folgen." Spätestens da sind wir mitten im A. L.-Kennedy-Universum gelandet und bemerken, daß jeder Verweis direkt zu einer ihrer Geschichten oder Romane führt, auch wenn "Schuld" ein den Mausbocks angeblich unbekanntes Konzept ist. Der tröstlichste Eintrag ist der vorletzte. "Wohin es dich bringt: Nirgendwohin." Nur einmal wird die Autorin weich - fast: "Hände: Woran wir einander halten, wobei wir wünschen, unsere Arme wären länger."
Nach dieser erbaulichen Lektüre ist man bestens gerüstet, um das von Rotraut Susanne Berner entworfene "Mausbox-Spiel" in Angriff zu nehmen, ein "geselliges Würfel-Spiel auf Leben und Tod". Wer auf einem roten Feld landet, zieht eine Schicksalskarte. Diese schickt einen in die Kirche, zum Psychiater, zum Banküberfall oder ins Bordell, um den eigenen "Mausbock"-Verwandtschaftsanteil zu überprüfen. Das Spiel ist zu Ende, wenn alle Teilnehmer tot sind.
FELICITAS VON LOVENBERG
A.L. Kennedy: "Das Wörterbuch der Familie Mausbock". Aus dem Englischen übersetzt von Ingo Herzke. Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 2004. 32 S., br., 16,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als "Nachschlagewerk für Illusionslose und solche die es werden wollen" beschreibt Rezensentin Felicitas von Lovenberg dieses "erbauliche" Buch, das sie durch eine Schwärze bestach, die sie nur an "guten Tagen" mit Humor verwechseln würde. Das schmale Buch über den seltsamen Clan der Mausbocks wimmelt ihren Informationen zufolge "von Unholden statt Sympathieträgern", es komme ohne Liebe, ohne Gott und ohne Zärtlichkeiten aus. Schnell fand sich die Rezensentin mitten im A.L. Kennedy-Universum und sah jeden Verweis im Buch direkt zu einer ihrer Geschichten oder Romane führen. Auch die Zeichnungen gefallen ihr ausgesprochen gut, besonders das "Mausbock-Spiel", ein geselliges Würfelspiel auf Leben und Tod.
© Perlentaucher Medien GmbH
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