Ist es nicht das, was wir uns alle manchmal mehr oder weniger heimlich wünschen? Ein Lexikon um nachschlagen zu können, wie der Partner, man selbst und man gemeinsam als Paar funktioniert?
In insgesamt 193 Stichworten schildert David Levithan eine Beziehung mit Höhen und Tiefen, ohne dabei
allerdings zu versuchen, die Liebe selbst zu erklären. „love, n. Liebe, f. Das versuche ich gar nicht…mehrIst es nicht das, was wir uns alle manchmal mehr oder weniger heimlich wünschen? Ein Lexikon um nachschlagen zu können, wie der Partner, man selbst und man gemeinsam als Paar funktioniert?
In insgesamt 193 Stichworten schildert David Levithan eine Beziehung mit Höhen und Tiefen, ohne dabei allerdings zu versuchen, die Liebe selbst zu erklären. „love, n. Liebe, f. Das versuche ich gar nicht erst.“ (Seite 142).
Unchronologisch schildert der Ich-Erzähler anhand von Stichworten die Geschichte der beiden Liebenden von ihren Anfängen bis… ja, bis zum Schluss? Oder ist das Ende gar nicht das Ende?
Mit einer einfachen und trotzdem fast schon poetischen Sprache macht David Levithan es seinen Lesern leicht, im Buch anzukommen. Vermutlich könnte man an irgend einer beliebigen Stelle des Buches mit dem Lesen beginnen, denn letztlich hat man die meiste „Arbeit“ mit diesem Buch, nachdem man es ausgelesen hat und Puzzlestück für Puzzlestück zu einem Ganzen zusammen setzen muss. Wie dicht man damit an die im Kopf des Autors gesponnene Geschichte kommt, wird man letztlich allerdings wohl nicht erfahren. Vermutlich wird jeder die Geschichte lesen, die für ihn selbst gerade am besten passt. Obwohl das Buch nur wenige Seiten hat und auch noch längst nicht jede Seite voll bedruckt ist, kann man es schwer in einem Rutsch durchlesen, weil man immer wieder über einzelne Definitionen stolpert und Puzzlestückchen verschieben muss. Besonders gut gefallen hat mir die Melancholie, die sich durch das komplette Buch zog, ohne dabei zu schwer zu wiegen.
Erst beim Schreiben dieser Rezension wurde mir klar, dass ich mich gestern geirrt habe, als ich auf die Frage meiner Lebensgefährtin, wie mir das Buch gefallen würde, mit „Hm, geht so. Bisschen wenig Text für so viel Geld.“ antwortete. Es ist vielleicht wenig Text, der schwarz auf weiß die Seiten füllt; der Text zwischen den Zeilen gleicht das aber locker wieder aus. Deshalb vergebe ich auch sehr gute 4 von 5 Sternen an ein Buch, das mir wieder einmal gezeigt hat, dass die Geschichte nicht aufhört weil man das Buch zuschlägt. Die Geschichte lebt weiter und manchmal verlangt sie eben ein bisschen mehr Beschäftigung, als man ursprünglich dachte.
Zuletzt noch ein großes Lob an die wirklich gelungene Covergestaltung!
Zitate:
ineffable, adj. (unbeschreiblich, unsagbar, Adj.)
Am Ende werden diese Wörter nur ein schwacher Abglanz sein, bar aller Empfindungen, die sich in Worte nicht fassen lassen. Über Liebe zu schreiben ist letztlich so, als versuche man, das Leben selbst in ein Lexikon zu packen. Egal, wie viele Wörter es enthält, es werden nie genug sein. (Seite 125)
only, adj. (einzig, Adj.)
Das ist das Dilemma, oder? Wenn du Single bist, hast du Freud und Leid des nur ich. Bist du zu zweit, hast du Freud und Leid des nur ich. (Seite 159)
posterity, n. (Nachwelt, f.)
Ich versuche, mir nicht vorzustellen, wie wir gemeinsam alt werden, hauptsächlich deshalb, weil ich überhaupt nicht ans Älterwerden denken möchte. Beides – die Jahre-, die vergehen, und die Jahre, die wir gemeinsam haben – ist zu gewaltig, um sich damit zu befassen. Aber eines Morgens gab ich nach. Du hast noch geschlafen, und ich stellte mir dich vor, wie du immer älter würdest. Wie deine Haare ergrauten, die Haut faltig würde, dein Atem kürzer. Und ich dachte: Wenn das hier weitergeht, wenn es Bestand hat, dann werden, wenn ich sterbe, die Erinnerungen an mich das Größte sein, was ich je vollbracht habe. Deine Erinnerungen werden bleibendster Eindruck sein. (Seite 166)
reservation, n. (Vorbehalt, m., Einschränkung, f.)
Es gibt Phasen, da fürchte ich, mich längst verloren zu haben. Soll heißen, mein Ich ist so untrennbar an das Zusammensein mit dir gebunden, dass ich nicht länger existieren würde, falls wir uns trennten. Diesen Gedanken hebe ich mir für Momente tiefster Unzufriedenheit auf. Ich hatte nie beabsichtigt, so abhängig von jemandem zu werden. (Seite 174)