Examensarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprache: Deutsch, Abstract: "Das Wort hat der Herr Bundeskanzler/die Frau Bundeskanzlerin" - mit dieser standardisierten Formulierung, die seit der ersten Regierungserklärung von KONRAD ADENAUER im Jahr 1949 unverändert blieb, erteilt der Bundestagspräsident im Plenum des Deutschen Bundestags dem neugewählten Bundeskanzler1 das Wort. Nach seiner offiziellen Amtsaufnahme tritt der Regierungschef an das Rednerpult und verliest seine Regierungserklärung vor dem vollbesetzten Bundestag. Neben sämtlichen Bundestagsabgeordneten sind ebenso alle wichtigen Medienvertreter vor Ort, damit die nun folgende Rede live im Fernsehen übertragen und am nächsten Tag in den Zeitungen kommentiert werden kann. Was der Bundeskanzler in den kommenden Minuten zur geplanten Regierungspolitik sagen wird, wird in erheblichem Maße die vor ihm liegende Legislaturperiode bestimmen. Kaum eine politische Rede des Kanzlers erringt deshalb mehr Aufmerksamkeit. "Regierungserklärungen werden hierzulande wie Evangelien angekündigt, und das Publikum wird darauf eingestimmt, den Propheten eines neuen Zeitalters zu hören"2, schrieb 1998 ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung als Reaktion auf die damalige Regierungserklärung von GERHARD SCHRÖDER. Wird die Antrittsrede den hohen Erwartungen der Bundestagsabgeordneten, der Medien, der Bürger und dem Ausland entsprechen? Jede einzelne Formulierung dieser Rede wird im Nachhinein analysiert und beurteilt werden. Die Regierungsarbeit der nächsten vier Jahre wird an dieser ersten Erklärung, die auch als "Visitenkarte der Regierung"3 bezeichnet wird, gemessen und noch Jahrzehnte später wird man sich ausgewählter Passagen erinnern. Die Wortwahl dieser Rede wird demzufolge mit besonderer Bedachtsamkeit abgestimmt. Obwohl die Regierungserklärung nicht allein der Feder des Bundeskanzlers entstammt, kann sie doch als Zeugnis politischer Sprache gelten, deren Analyse Gegenstand dieser Staatsexamensarbeit sein wird. Gleichwohl die Regierungserklärung zu den wichtigsten Textsorten der politischen Sprache zählt, ist eine sprachwissenschaftliche Untersuchung mehrerer Antrittsreden im Vergleich bisher nur unzureichend vorgenommen worden. Als Teil eines Grenzgebiets zwischen der Politikwissenschaft und der Germanistik finden sich entsprechende Publikationen in beiden Disziplinen.
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