Das Regierungssystem der BRD
Kommunikation ist das Nervensystem der Politik und Sprache das zentrale Instrument des Politikers. Mit der politischen Rede kann er machtvoll agieren oder scheitern. Regierungserklärungen sind deshalb nicht nur wichtige Zeugnisse der Zeitgeschichte, sondern spannende Dokumente des Regierens. Wie entsteht eine Große Regierungserklärung? Wie sieht der Kampf um Worte aus? Wie nutzt der Kanzler die politische Rede als Führungsinstrument? Die Große Regierungserklärung zu Beginn einer neuen Kanzlerschaft ist Visitenkarte und zentrales Führungsinstrument des Kanzlers gegenüber Partei, Fraktion, Koalitionspartner und der Öffentlichkeit. Wie der Kampf um Worte hinter den Kulissen geführt wird und aus Worten schließlich Taten werden, wird in diesem Buch erstmals, nach umfangreichen Recherchen und Gesprächen mit den politischen Akteuren, für die Großen Regierungserklärungen von Konrad Adenauer bis Gerhard Schröder untersucht. Die systematische Analyse schließt eine Forschungslücke im Bereich der modernen Regierungslehre: Handelnde Akteure werden mit den systemischen Bedingungen des Regierungsalltags am Beispiel der Redeplanung konfrontiert.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Kommunikation ist das Nervensystem der Politik und Sprache das zentrale Instrument des Politikers. Mit der politischen Rede kann er machtvoll agieren oder scheitern. Regierungserklärungen sind deshalb nicht nur wichtige Zeugnisse der Zeitgeschichte, sondern spannende Dokumente des Regierens. Wie entsteht eine Große Regierungserklärung? Wie sieht der Kampf um Worte aus? Wie nutzt der Kanzler die politische Rede als Führungsinstrument? Die Große Regierungserklärung zu Beginn einer neuen Kanzlerschaft ist Visitenkarte und zentrales Führungsinstrument des Kanzlers gegenüber Partei, Fraktion, Koalitionspartner und der Öffentlichkeit. Wie der Kampf um Worte hinter den Kulissen geführt wird und aus Worten schließlich Taten werden, wird in diesem Buch erstmals, nach umfangreichen Recherchen und Gesprächen mit den politischen Akteuren, für die Großen Regierungserklärungen von Konrad Adenauer bis Gerhard Schröder untersucht. Die systematische Analyse schließt eine Forschungslücke im Bereich der modernen Regierungslehre: Handelnde Akteure werden mit den systemischen Bedingungen des Regierungsalltags am Beispiel der Redeplanung konfrontiert.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2002Groß in der Selbsteinschätzung
Sieben Regierungserklärungen von Adenauer bis Schröder
Karl-Rudolf Korte (Herausgeber): "Das Wort hat der Herr Bundeskanzler". Eine Analyse der großen Regierungserklärungen von Adenauer bis Schröder. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002. 479 Seiten, 34,90 Euro.
Die "großen Regierungserklärungen" der Jahre 1949 bis 1998: Als "groß" bezeichnet man die Erklärungen, mit denen ein neu gewählter Kanzler die Umrisse seiner künftigen Politik vorstellt. Mit Ausnahme der Kanzler Erhard und Kiesinger haben bisher alle früheren Kanzler wiederholt solche "großen Regierungserklärungen" abgegeben, Adenauer und Kohl vier, Brandt zwei und Schmidt drei. Der vorliegende Band druckt in einem zweiten Teil jedoch jeweils nur die Erklärungen zu Beginn der ersten Amtszeit ab, diskutiert aber in dem erläuternden Teil - weniger ausführlich - auch einige der späteren.
Für den uninformierten Leser dürfte der Bericht über die langwierigen Vorbereitungen der Redetexte unter Hinzuziehung von Mitarbeitern des Kanzleramts, Redeschreibern "von außen" und gelegentlicher Zuarbeit von seiten der Politikwissenschaft oder Ökonomie aufschlußreich sein. Die unterschiedliche Dauer der jeweiligen Vorbereitung wird auch durch eine Graphik illustriert. Jedem der sieben Kanzler werden wenig mehr als zwanzig Seiten der Beschreibung dieser Vorarbeit einschließlich einer Skizze der Zeitumstände gewidmet. Damit kann der Leser nicht viel anfangen. Er weiß jetzt, welche Ministerien, welche Beamte im Kanzleramt und welche professionellen Redenschreiber jeweils mitgewirkt haben. Er wird sich vielleicht wundern, daß selbst der selbstbewußte und autoritäre Adenauer sich "zuarbeiten" ließ und wie alle anderen keineswegs seine Reden allein geschrieben hat.
Mit der Nennung der Ressorts und der Namen hat man freilich nicht viel gewonnen. Interessant wäre es erst, wenn man erführe, welche Argumente und Vorschläge von den einzelnen Personen ausgegangen sind und wie viele von ihnen in den endgültigen Text eingegangen sind. Das Buch bietet viele Namen, aber wer nicht schon konkrete Vorstellungen mit ihnen verbinden kann, hat wenig damit gewonnen. Eine wirklich aufschlußreiche Analyse und Dokumentation müßte wenigstens eine Auswahl der vorbereitenden Texte mitteilen, das wäre freilich für alle sieben Kanzler auf 267 Seiten nicht zu bewältigen. Wer sich für die Unterschiede der Rhetorik interessiert, wäre gewiß auch neugierig, zu erfahren, inwieweit stilistische Eigenarten der Redner entweder schon von Redeschreibern - wie zum Beispiel Klaus Harpprecht für Willy Brandt - oder durch nachträgliche Korrekturen der Redner selbst hineingebracht worden sind. All das erfährt man nicht. Das Buch läßt den Leser des ersten Kommentarteils hungrig zurück.
Die Lektüre der Dokumentation der sieben "großen Regierungserklärungen" von Adenauer bis Schröder erweist sich letztlich als weitaus spannender als die sorgfältigen, aber formal bleibenden Analysen. Daß mit Kanzlerreden sowohl die eigene Fraktion als auch die des Koalitionspartners und meist auch die Opposition und nicht zuletzt "die Menschen draußen im Lande" - wie Politiker zu sagen pflegen - angesprochen werden sollen, ist keine neue Erkenntnis. Je nach der Lage im Parlament und in der eignen Mehrheitsfraktion werden die Akzente sich unterscheiden, aber auch das konnte man bei einigem Nachdenken von vornherein erraten. Die detaillierte, einer einzigen Regierungserklärung gewidmete Analyse mit umfassender Dokumentation, die offenbar auf Grund des zugänglichen Archivmaterials möglich ist, würde weit aufschlußreicher sein als dieser fleißig komponierte Sammelband, an dem einschließlich des Herausgebers Karl Rudolf Korte dreizehn Politologen mitgearbeitet haben.
IRING FETSCHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sieben Regierungserklärungen von Adenauer bis Schröder
Karl-Rudolf Korte (Herausgeber): "Das Wort hat der Herr Bundeskanzler". Eine Analyse der großen Regierungserklärungen von Adenauer bis Schröder. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002. 479 Seiten, 34,90 Euro.
Die "großen Regierungserklärungen" der Jahre 1949 bis 1998: Als "groß" bezeichnet man die Erklärungen, mit denen ein neu gewählter Kanzler die Umrisse seiner künftigen Politik vorstellt. Mit Ausnahme der Kanzler Erhard und Kiesinger haben bisher alle früheren Kanzler wiederholt solche "großen Regierungserklärungen" abgegeben, Adenauer und Kohl vier, Brandt zwei und Schmidt drei. Der vorliegende Band druckt in einem zweiten Teil jedoch jeweils nur die Erklärungen zu Beginn der ersten Amtszeit ab, diskutiert aber in dem erläuternden Teil - weniger ausführlich - auch einige der späteren.
Für den uninformierten Leser dürfte der Bericht über die langwierigen Vorbereitungen der Redetexte unter Hinzuziehung von Mitarbeitern des Kanzleramts, Redeschreibern "von außen" und gelegentlicher Zuarbeit von seiten der Politikwissenschaft oder Ökonomie aufschlußreich sein. Die unterschiedliche Dauer der jeweiligen Vorbereitung wird auch durch eine Graphik illustriert. Jedem der sieben Kanzler werden wenig mehr als zwanzig Seiten der Beschreibung dieser Vorarbeit einschließlich einer Skizze der Zeitumstände gewidmet. Damit kann der Leser nicht viel anfangen. Er weiß jetzt, welche Ministerien, welche Beamte im Kanzleramt und welche professionellen Redenschreiber jeweils mitgewirkt haben. Er wird sich vielleicht wundern, daß selbst der selbstbewußte und autoritäre Adenauer sich "zuarbeiten" ließ und wie alle anderen keineswegs seine Reden allein geschrieben hat.
Mit der Nennung der Ressorts und der Namen hat man freilich nicht viel gewonnen. Interessant wäre es erst, wenn man erführe, welche Argumente und Vorschläge von den einzelnen Personen ausgegangen sind und wie viele von ihnen in den endgültigen Text eingegangen sind. Das Buch bietet viele Namen, aber wer nicht schon konkrete Vorstellungen mit ihnen verbinden kann, hat wenig damit gewonnen. Eine wirklich aufschlußreiche Analyse und Dokumentation müßte wenigstens eine Auswahl der vorbereitenden Texte mitteilen, das wäre freilich für alle sieben Kanzler auf 267 Seiten nicht zu bewältigen. Wer sich für die Unterschiede der Rhetorik interessiert, wäre gewiß auch neugierig, zu erfahren, inwieweit stilistische Eigenarten der Redner entweder schon von Redeschreibern - wie zum Beispiel Klaus Harpprecht für Willy Brandt - oder durch nachträgliche Korrekturen der Redner selbst hineingebracht worden sind. All das erfährt man nicht. Das Buch läßt den Leser des ersten Kommentarteils hungrig zurück.
Die Lektüre der Dokumentation der sieben "großen Regierungserklärungen" von Adenauer bis Schröder erweist sich letztlich als weitaus spannender als die sorgfältigen, aber formal bleibenden Analysen. Daß mit Kanzlerreden sowohl die eigene Fraktion als auch die des Koalitionspartners und meist auch die Opposition und nicht zuletzt "die Menschen draußen im Lande" - wie Politiker zu sagen pflegen - angesprochen werden sollen, ist keine neue Erkenntnis. Je nach der Lage im Parlament und in der eignen Mehrheitsfraktion werden die Akzente sich unterscheiden, aber auch das konnte man bei einigem Nachdenken von vornherein erraten. Die detaillierte, einer einzigen Regierungserklärung gewidmete Analyse mit umfassender Dokumentation, die offenbar auf Grund des zugänglichen Archivmaterials möglich ist, würde weit aufschlußreicher sein als dieser fleißig komponierte Sammelband, an dem einschließlich des Herausgebers Karl Rudolf Korte dreizehn Politologen mitgearbeitet haben.
IRING FETSCHER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Iring Fetscher ist von diesem Sammelband, der 13 Kanzlerreden zwischen 1949 und 1998 analysiert und dokumentiert, ziemlich enttäuscht. Die Analysen des ersten Teils würdigt er zwar als "sorgfältig", findet jedoch, dass sie letztlich nicht viel hergeben. Der Rezensent meint, dass der Leser mit den vielen Namen, die an der Kanzlerrede beteiligt waren, nicht viel anfangen kann. Gern hätte er gewusst, welchen Anteil die genannten Personen an der jeweiligen Rede gehabt haben, und er hätte sich sehr für Entwürfe der Reden interessiert, über die er jedoch nichts erfahren hat. So bleibt der Leser nach der Lektüre hungrig zurück", kritisiert Fetscher. Der zweite Teil des Buches mit Dokumentationen gefällt ihm besser. Diese findet er "weitaus spannender" als die Analysen der Reden.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Der Sammelband ist nicht nur für Politikwissenschaftlicher und Zeithistoriker von Bedeutung, sondern auch interessierte Laien gewinnen verständliche Einblicke in spannende Dokumente des Regierens.'" Das Historisch-Politische Buch, 05/2005