So komme ich auch gleich zu meinem einzigen Kritikpunkt – das Buch ist einfach zu lang. Gerade die ersten 400 Seiten ziehen sich ziemlich hin und da hätte man manches straffen können, weil dort wird die Geschichte nicht wirklich vorangetrieben. Anfangs gibt es zwar eine schöne Einführung der Figuren
und Häuser und wer mit wem und darauf wird immer wieder Bezug genommen und manches scheint sich zu…mehrSo komme ich auch gleich zu meinem einzigen Kritikpunkt – das Buch ist einfach zu lang. Gerade die ersten 400 Seiten ziehen sich ziemlich hin und da hätte man manches straffen können, weil dort wird die Geschichte nicht wirklich vorangetrieben. Anfangs gibt es zwar eine schöne Einführung der Figuren und Häuser und wer mit wem und darauf wird immer wieder Bezug genommen und manches scheint sich zu wiederholen. Hier hätte man ruhig etwas wegkürzen können und später auch – es wären durchaus 300 Seiten weniger drin gewesen. Und auch weil die ersten 400 Seiten eine kleine Hürde sind. Hat man diese aber überwunden, bekommt man eine sehr schöne Fantasygeschichte zu lesen. Also wo andere Bücher von der Seitenzahl her schon enden, fängt ‘Kushiel – Das Zeichen‘ erst an.
Allerdings sollte man hier keinen typischen Fantasy-Roman mit Orks, Elfen, Drachen und Magier erwarten, denn die sucht man hier vergebens. Viel mehr findet man sich in einem alternativen Europa des 16. oder 17. Jahrhunderts. Also gibt es Könige, Adlige, Ritter, Schlösser und die diversen Häuser, die zum Teil auch im Klinsch und ihre Intrigen führen. Da muss man auch aufmerksam lesen, sonst steigt man da irgendwann nicht mehr durch und dann kann es schnell langweilig werden. Bei anderer Fantasyliteratur kann man mal geistig abschweifen, hier sollte man dies nicht tun, weil irgendwann ist man raus und dann entgeht einem auch eine schöne Geschichte.
Alternativ in ‘Kushiel‘ ist auch die Religion, für die wohl das Christentum als Vorlage diente, denn Kushiel und seine Gefährten sind so was wie gefallene Engel und auch diese verführten die Menschen, aber im positiven Sinne, denn der Grundsatz ist “Liebe, wie es dir gefällt”. Und geliebt wird hier reichlich und Kushiels Anhänger auf besondere Art und Weise. Diese gewinnen Lust aus Schmerz und da wird schnell klar, dass es sich hier um BDSM-Spielarten handelt. Die Portion Erotik, die man hier bekommt, ist nicht so was wo der Stallknecht mal eben mit der Magd im Heu verschwindet oder sich ein Adliger in Hurenhäusern vergnügt, sondern es geht um freiwillige Unterwerfung und eben den Lustgewinn durch Schmerzen. Anfangs dachte ich noch, dass es ganz nett ist mit den soften BDSM-Spielchen, aber dann kam auch so etwas wie Cutting, und das sind dann doch schon die härten Spielweisen. Es wird also ein breites Spektrum abgesteckt, aber es geht nie in Exploitation über. Also die Erotik ist nicht so explizit wie in anderen Werken, die sich auch mit dieser Thematik befassen, aber es ist auch nicht verklärt. Man kommt da schon auf seine Kosten, aber auch Leser, die sonst nichts mit diesen Spielarten anfangen können oder über so was lesen wollen, werden nicht abgeschreckt. Denn das Ganze passiert in wenigen Sätzen und dann liegt es halt am eigenen Kopfkino, mit welchen Bildern man es sich ausfüllt.
Zu erwähnen wäre noch, dass es sich hier um den Debüt-Roman von Jacqueline Carey handelt, denn vorher schrieb sie nur ein paar Kurzgeschichten. ‘Das Zeichen‘ ist auch der erste Band einer Trilogie, die glücklicherweise komplett bei Egmont Lyx erschienen ist. Es gab wohl schon mal eine andere Veröffentlichung des ersten Bandes, aber die war zweigeteilt und es kam nicht so gut bei den Lesern an, und dann sah der damalige Verlag von weiteren Veröffentlichungen zu ‘Kushiel‘ ab. Aber nun bekommt man den zweiten Band ‘Der Verrat‘ und als dritten Band ‘Die Erlösung‘ und auch die werden zu einem späteren Zeitpunkt von mir reviewt. Dies kann allerdings dauern, denn mein Bedarf an Fantasy/Erotik ist erst einmal gedeckt und so werde ich in anderen Genren wildern.
Abschließend sei gesagt, dass ‘Kushiel – Das Zeichen‘ trotz Startschwierigkeiten ein interessanter und spannender Erotik-Fantasy-Roman ist, der mal andere Wege als der gewöhnlichen Fantasy beschreitet. Wer da mal Lust drauf hat, sollte hier einen Blick riskieren. Von mir gibt es eine klare Empfehlung.