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Für drei Wochen will Nicola bei ihrer Freundin in Melbourne wohnen, um sich einer alternativen Krebstherapie zu unterziehen; das Zimmer steht bereit. Doch Helen trifft es völlig unvorbereitet - wie desolat Nicolas Zustand ist, wie kräftezehrend ihre Pflege, wie barbarisch die Bedingungen jener obskuren Therapie, wie wundergläubig ihre todkranke Freundin und vor allem, mit welch hilflosem, unbändigem Zorn sie selbst auf all dies reagiert. Mit entwaffnender Wahrhaftigkeit beschreibt Helen Garner diese unerträgliche Situation, in der Freundschaft, Verantwortung, ja ein Leben auf dem Spiel stehen.…mehr

Produktbeschreibung
Für drei Wochen will Nicola bei ihrer Freundin in Melbourne wohnen, um sich einer alternativen Krebstherapie zu unterziehen; das Zimmer steht bereit. Doch Helen trifft es völlig unvorbereitet - wie desolat Nicolas Zustand ist, wie kräftezehrend ihre Pflege, wie barbarisch die Bedingungen jener obskuren Therapie, wie wundergläubig ihre todkranke Freundin und vor allem, mit welch hilflosem, unbändigem Zorn sie selbst auf all dies reagiert. Mit entwaffnender Wahrhaftigkeit beschreibt Helen Garner diese unerträgliche Situation, in der Freundschaft, Verantwortung, ja ein Leben auf dem Spiel stehen. Doch sie setzt der Verzweiflung ein Maß an kluger Menschlichkeit und beherztem Witz entgegen, die "Das Zimmer" zu einer bewegenden und tröstlichen, auf wunderbare Weise heilsamen Lektüre machen.
Autorenporträt
Garner, Helen
Helen Garner wurde 1942 im australischen Geelong geboren. Zu ihrem Werk zählen Romane und Kurzgeschichten sowie Sachbücher. Mit »Das Zimmer« eroberte Garner die internationalen Bestsellerlisten und wurde vielfach ausgezeichnet.

Falkner, Gerhard
Gerhard Falkner, geboren 1951, zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Gegenwart. Er veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände, u.a. »Hölderlin Reparatur«, für den er 2009 den Peter-Huchel-Preis erhielt, und zuletzt »Ignatien« (2014). Für seine Novelle »Bruno« wurde ihm 2008 der Kranichsteiner Literaturpreis verliehen. Nach Aufenthalten in der Villa Massimo/Casa Baldi und der Akademie Schloss Solitude war er 2013 der erste Fellow für Literatur in der neugegründeten Kulturakademie Tarabya in Istanbul und 2014 Stipendiat in der Villa Aurora in Los Angeles. Seine Romane »Apollokalypse« (2016) und »Romeo oder Julia« (2017) standen auf der Long- bzw. Shortlist des Deutschen Buchpreises und wurden von der Kritik gefeiert. Gerhard Falkner lebt in Berlin und Bayern. Bio 2: für Übersetzungen: Gerhard Falkner, einer der vielseitigsten und wichtigsten zeitgenössischen Autoren Deutschlands, übersetzt seit vielen Jahren gemeinsam mit der freischaffenden Künstlerin Nora Matocza aus dem Englischen, u.a. Werke von Anne Michaels, Tom Drury und Mark Z. Danielewski.

Matocza, Nora
Die literarische Übersetzerin und Freischaffende Künstlerin Nora Matocza übersetzt seit vielen Jahren gemeinsam mit Gerhard Falkner, einem der vielseitigsten und wichtigsten zeitgenössischen Autoren Deutschlands, aus dem Englischen, u.a. Werke von Anne Michaels, Tom Drury und Mark Z. Danielewski.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2009

Zimmer ohne Aussicht

Über den Tod hinaus: Der ergreifende Roman der Australierin Helen Garner erzählt die Geschichte zweier Freundinnen, die um das Leben kämpfen.

Es ist ein heikles Thema, das sich Helen Garner ausgesucht hat. Es geht in ihrem neuen Roman um Krebs, es geht um Nicola, deren Körper von den Metastasen schon zerfressen ist, und um Helen, die sich bereit erklärt, die todkranke Freundin drei Wochen lang bei sich aufzunehmen. So kündigt es der Klappentext an - und man denkt nicht nur augenblicklich "um Himmels willen", man zögert unweigerlich, die Seiten umzublättern. So sehr drückt einen allein die Erwartung des ganzen Elends schon nieder. Aber dann kommt alles anders.

Und man kommt nicht weg von diesem Buch. So schön erzählt ist die schaurige Geschichte von den beiden Freundinnen, die im Haus der vierundsechzig Jahre alten Helen im australischen Melbourne um das Leben kämpfen. Nicola ist dorthin gereist, weil sie sich im "Theodore Institute" der Stadt einer alternativen Heilungsmethode unterziehen will. Helen hat ihr ein Zimmer hergerichtet und begleitet die Freundin in eine Praxis, wo Nicola gleich zur "Ozontherapie" unter einer riesigen Ganzkörperhaube verschwindet. Sie unterzieht sich außerdem einer "Vitamin-C-Kur", von der die Sprechstundenhilfe behauptet, sie würde alle Krebszellen einfach "aus dem Körper spülen".

Aber für Nicolas Körper gilt das nicht. In der Nacht kommen die Schmerzen wieder und der Schweiß. Helen wird ganze Nächte lang damit beschäftigt sein, die tropfnasse Bettwäsche zu wechseln und frischgepressten Orangensaft bereitzuhalten. Sie wird standhaft versuchen, Nicola von den Vorzügen starker Schmerzmittel und der westlichen Schulmedizin zu überzeugen. Aber Nicola will davon nichts hören. "Weil das die letzte Stufe vor dem Tod ist."

Und so schleicht sich zur Ohnmacht und zur Müdigkeit allmählich die Wut ins Haus. "Ich hatte immer geglaubt, dass die Sorge das Gefühl sei, das am stärksten an einem zehrt. Jetzt erkannte ich, dass es der Zorn war", sagt die Ich-Erzählerin Helen. Der Zorn auf Nicolas Festhalten an einem Glauben, der zu nichts führt, treibt Helen an den Rand des Wahnsinns, vor dem sie sich nur zu schützen weiß, indem sie der Freundin den Spiegel vors Gesicht hält. "Du musst dich bereitmachen", sagt sie zu ihr. Und hinter diesen Satz kommen beide nicht mehr zurück. Aber das alles bedeutet nicht, dass sich der Roman lesen würde wie das Tagebuch einer Sterbenden. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, und deswegen ist das Werk der australischen Autorin Helen Garner auch so bemerkenswert. Es ist ihre Art, auf die Welt zu blicken, die dem schmalen Buch einen Ton verleiht, den sein Inhalt nicht vermuten lassen würde.

Wie sie zum Beispiel ihre Protagonistin Helen noch ein paar Geranien am Fensterbrett des Zimmers der Freundin anbringen lässt, damit der Blick der kranken Frau nicht sofort auf den alten, grauen Lattenzaun fällt. Wie sich Helen gleich nach der Ankunft mit der abgemagerten, frierenden Nicola ins Bett legt, um sie mit dem eigenen Körper zu wärmen. Wie in dem Garten hinterm Haus immer weiter Rucola, Kürbis und Bohnen wachsen. Wie es Helen Garner durch diese Aufmerksamkeit für das scheinbar Bedeutungslose gelingt, eine Atmosphäre tiefen Friedens zu schaffen und ein Gegengewicht zu bilden zu der Todesangst, gegen die Nicola ebenso naiv wie hilflos kämpft - das ist einfach sehr gut.

Außerdem ist das Buch beachtlich, weil seine Helden ja solche sind, die man in der Literatur (und auch im Film) sonst meist vergeblich sucht. Wer wagt es schon, einen ganzen Roman nur mit Frauen jenseits der sechzig zu bestreiten? Mit Frauen, die in der Gesellschaft einfach nicht mehr wahrgenommen werden und die darüber selbst gelernt haben, ihr "Spiegelbild zu meiden". Natürlich hat es auch Männer gegeben in den Leben der beiden Damen, aber mehr als ihre Namen (wenn überhaupt) erfährt der Leser von ihnen nicht. Das aber ist bei Garner weder besonders traurig, noch ist es ein Grund zu Freude. Es ist einfach so.

Und deswegen ist "Das Zimmer" sicherlich ein Buch über den Tod. Es ist aber noch mehr ein Buch über Freundschaft. Über die Freundschaft zwischen zwei alten Frauen, die viel wahrhaftiger sind als andere in dem, was sie tun. Sie lieben sich von Herzen, sie lästern von Herzen, sie streiten. Sie sind aufrichtig in ihrer Loyalität, im Zweifel und auch im Verrat. Sie sind im Leben angekommen. Und das ist hier viel wichtiger als der Tod.

LENA BOPP

Helen Garner: "Das Zimmer". Roman. Aus dem Englischen von Nora Matocza und Gerhard Falkner. Berlin Verlag, Berlin 2009, 174 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Einfach lesen!" -- Christine Westermann

"Das Buch erreicht, auch literarisch, ein Format, das sich angenehm unterscheidet von der üblichen Bewältigungsliteratur.Wir verdanken der australischen Autorin einen bemerkenswerten kleinen Roman, der durch seine Ehrlichkeit und Menschlichkeit bezaubert." -- SWR

"Dieser ergreifende Roman ist eine Aufforderung, nichts mehr zu vertagen, nichts den Sehnsüchten auf eine diffuse Zukunft zu überlassen. Er verkörpert schlicht den Imperativ zu leben." -- Deutschlandradio