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2 Kundenbewertungen

Über die Sehnsucht nach einem anderen Leben
Lynn putzt im Hotel Eden, und sie putzt gründlich. Immer länger bleibt sie in den Zimmern, gebannt von allem, was sie dort findet: Zettel, Bücher, Kulturbeutel. Zunächst ist Lynn vorsichtig, dann wird sie immer dreister. An einem Dienstag hört sie Schritte auf dem Flur und weiß sofort, sie werden haltmachen vor dem Zimmer, in dem sie längst nicht mehr stehen darf. Ihr bleibt nur ein Zufluchtsort: Lynn kriecht unters Bett und verbringt dort die Nacht. Mit dem Gast über ihr. Von nun an liegt sie jeden Dienstag unter den Betten der Gäste. Den…mehr

Produktbeschreibung
Über die Sehnsucht nach einem anderen Leben

Lynn putzt im Hotel Eden, und sie putzt gründlich. Immer länger bleibt sie in den Zimmern, gebannt von allem, was sie dort findet: Zettel, Bücher, Kulturbeutel. Zunächst ist Lynn vorsichtig, dann wird sie immer dreister. An einem Dienstag hört sie Schritte auf dem Flur und weiß sofort, sie werden haltmachen vor dem Zimmer, in dem sie längst nicht mehr stehen darf. Ihr bleibt nur ein Zufluchtsort: Lynn kriecht unters Bett und verbringt dort die Nacht. Mit dem Gast über ihr. Von nun an liegt sie jeden Dienstag unter den Betten der Gäste. Den Menschen nah und zugleich fern, wie unsichtbar.

2008 beim Bachmann-Wettbewerb ausgezeichnet.
Autorenporträt
Markus Orths, 1969 in Viersen geboren, studierte Philosophie, Romanistik und Englisch in Freiburg. Für seine Erzählungen wurde er mit dem Moerser Literaturpreis ausgezeichnet und gewann den Open Mike, einen der wichtigsten Literaturwettbewerbe für junge Schriftsteller. Für seinen Roman "Corpus" wurde ihm der Marburger Literaturpreis (Förderpreis) verliehen. Neben zahlreichen Stipendien, u. a. des Literarischen Colloquiums Berlin, wurde er zuletzt für "Das Zimmermädchen" mit dem Telekom Austria Preis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt ausgezeichnet. Markus Orths lebt in Karlsruhe.
Rezensionen
»Man wird an 'Das Zimmermädchen' denken, bei der nächsten Buchung eines Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels.« Hajo Steinert, Die Welt

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2008

Putziges Fräulein

In Klagenfurt, beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, wo Markus Orths mit einem Ausschnitt aus diesem Roman den zweiten Preis gewann, hieß es schon, man werde künftig kein Hotelzimmer mehr ohne mulmiges Gefühl betreten, könnte doch das Zimmermädchen Lynn unterm Bett lungern und spionieren. Die Idee des schmalen Romans ist hinreichend bedrohlich, ihre konsequente erzählerische Durchführung beachtlich. Die Leere Lynns, die sich an fremden Leben labt, frisst sich subtil unter die Haut. Seine Hauptfigur beschreibt Orths als gerade noch lebenspraktisch, stattet sie aber doch mit pathologischen Zügen aus. Mit der Mutter pflegt Lynn bedrückend inhaltslose Telefonpflichtgespräche; ihren Therapeuten unterhält sie mit erfundenen Träumen. Lynn philosophiert gern über "Dinge". Kein Wunder, denn täglich berührt sie während ihrer durch den Beruf legitimierten, aber doch nahtlos ins Zwanghafte übergleitenden Putzanfälle sehr viele davon: "Die Dinge, sagt sie, haben ihren eigenen Charakter. Immer ist uns die Hälfte verborgen. Die Flasche Sprudel, der Bleistift, die Lampe, alles sehen wir nur halb, nur von vorn, von schräg vorn, von oben, aber nie komplett, nie ganz." Trotzdem - und gerade hier liegt der Reiz dieser Erzählung - erliegt der Autor nur selten der Versuchung, die Dinge, die er durch Lynn vergrößert, unnötig aufzuladen. Schließlich, unterm Bett Stellung beziehend, verbindet sich das Voyeuristische auf irritierende Weise mit Lynns Sehnsucht nach Stille. Hier ist der Text mehr als nur die Geschichte einer Sucht: ein feiner Widerspruch. (Markus Orths: "Das Zimmermädchen". Roman. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2008. 138 S., geb., 16,90 [Euro].) hir

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Das ist ja mal eine originelle Hauptfigur, eine Putzfrau mit Putzzwang, den sie aber einfach fröhlich akzeptiert und durch das Naheliegendste bewältigt: putzend. Andreas Wirthensohn ist von dieser Erfindung Orths' zunächst geradezu bezaubert und folgt dem jungen Autor, der beim Bachmann-Wettbewerb auffiel auch bei weiteren Eigentümlichkeiten seiner Hauptperson: Sie legt sich unter die Hotelbetten der Gäste, belauscht sie, aber ohne Voyeurismus, mehr um sich ein Bbild von der Welt zu machen. Bis dahin hätte es Wirthensohn gereicht - aber die Geschichte geht weiter, wird zum kleinen Roman gedehnt und hier scheint sich der Autor dann doch etwas zu verheddern. Weniger wäre mehr gewesen. Aber man merkt, dass Wirthensohn dem Autor mehr zutraut und hofft, dass weitere Versuche folgen.

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»Das Zimmermädchen überzeugt als Spiegel unserer Ängste. Der Roman legt den Finger auf die Wunde der Dienstleistungsgesellschaft und zeigt, daß wir gesehen und gehört werden.« Meike Feßmann / Deutschlandradio Kultur»Die Idee des schmalen Buches ist bedrohlich, ihre konsequente erzählerische Durchführung beachtlich.« Frankfurter Allgemeine Zeitung»Vergessen wird man die urkomische und todtraurige Geschichte nicht. Man wird an Das Zimmermädchen denken, bei der nächsten Buchung eines Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels.« Hajo Steinert / Die Welt»In der Tat ist bewundernswert, mit welcher Beiläufigkeit Orths es schafft, Lynns suchtartiges Verlangen nach Nähe zu fremdem Leben plausibel, ja notwendig erscheinen zu lassen.« die tageszeitung»Ein genialer erzählerischer Kunstgriff, es geht nicht nur um Voyeurismus, sondern auch um das Rätsel, das wir uns selbst sind.« Nicole Henneberg / Frankfurter Rundschau»Markus Orths trifft sehr genau die Stimmung zwischen Sexualität und Verklemmtheit, zwischen Voyeurismus und Verlangen.« NDR Kulturjournal