In der Geschichte der Familie spiegelt sich die Geschichte des Bürgertums. Der außerordentliche Stellenwert, den die Familie in der bürgerlichen Gesellschaft einnimmt, kann als Indiz für die historische Entwicklung des Bürgertums angesehen werden und dokumentiert somit exemplarisch Aufstieg und Verfall bürgerlicher Wertvorstellungen, die das Familiendrama diskutiert. Die dramatische Auseinandersetzung mit dieser "epochalen Lebensform" vor ihrem sozialgeschichtlichen Hintergrund ist Thema dieser Arbeit. Die Spannweite dramatisch verarbeiteter familiärer Konfliktkonstellationen reicht von der Behandlung des Vater-Tochter-Konflikts im bürgerlichen Trauerspiel (von der Aufklärung bis zum Naturalismus) über die im Sturm und Drang thematisierte Brüderfeindschaft und die naturalistische Darstellung der Familie als alternativloser Repressionsgemeinschaft bis hin zur generellen Absage an das traditionelle Familienbild in den Dramen der Jahrhundertwende.