Wer ist König David, dessen Gestalt im Lauf einer 3000-jährigen Wirkungsgeschichte häufig in Musik, Kunst und Literatur dargestellt wurde? Dessen Sieg über Goliath sprichwörtlich ist? Ein Alttestamentler und ein Psychoanalytiker antworten überraschend: Die Persönlichkeit Davids, wie die Samuelbücher sie schildern, ist heutigen, ihre Identität suchenden, mehr oder weniger aufgeklärten Menschen nicht fremd, sondern erstaunlich wesensverwandt. Und auch das Gottesbild der Daviderzählungen erweist sich bei näherer Betrachtung mitnichten als überholt, sondern als geradezu modern. Die beiden Autoren lesen den Bibeltext als eine Art Entwicklungs- und Bildungsroman, in dem Gott gleichsam die Rolle des Erziehers Davids (und der Leserschaft) einnimmt. In einem 'psychoanalytisch-theologischen Dialog' richtet sich der Blick auf die unbewussten Motivationen, die Leidenschaften und inneren Widerstände der Davidfigur, das andere Mal mehr auf die literarische Ausgestaltung und die historischen Hintergründe des biblischen Textes. Essayistisch geschrieben, entsteht so eine anregende, mitunter provozierende Interpretation der Erzählungen um König David.