Heimlich, still und leise sind die Autos aus der früheren DDR zu ernst zu nehmenden Klassikern gereift. Und das haben sie auch redlich verdient. Denn die Automobilhersteller der DDR produzierten bis in die 60er-Jahre hinein trotz Mangelwirtschaft und staatlicher Einschränkungen eine ganze Reihe sehr attraktiver Fahrzeuge, die keinen Vergleich mit der Westware scheuen mussten - wie dieser ungewöhnliche Band beweist. Eberhard Kittler hat hier die berühmtesten Automobilklassiker vor möglichst authentischer Kulisse in Szene gesetzt. Brillant fotografiert und mit einer Sorgfalt inszeniert, die auch vor originalen DDR-Nummernschildern nicht Halt macht, fahren hier die Wunschträume von gestern und vorgestern noch einmal zur Parade vor. Die Liste aus dem ostalgischen Raritätenkabinett ist ebenso bunt gemischt wie exklusiv, umfasst den EMW 327 ebenso wie die IFA F8-/F9-Typen, die Staatslimousinen Sachsenring P 240 ebenso wie diverse Wartburg- und Trabant-Modelle. Der unbestrittene Star ist allerdings der Melkus RS 1000, der Traumwagen mit Ferrari-Optik und Zweitakter-Herz - Ostalgie in seiner schönsten Form, selbst in den Überschriften der einzelnen Kapitel.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.10.2002GELESEN & GESEHEN
Das gedruckte Wort ist geduldig und bisweilen seiner Zeit eher hinterher. Ein Paradebeispiel ist die Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Da musste sich vieles aus dem Wirbel der alltäglichen Übung erst absetzen auf den ruhigen Grund des Verstehens. Erst dann war die Zeit für so manche überraschende Entdeckung reif. Auch die automobile Seite der Ost-Historie ist beileibe nicht so öde und trostlos, wie dies aus westlicher Sicht scheinen mag. Der Audi-Historiker Peter Kirchberg hat in einem sehr verdienstvollen Werk diesen Teil der Geschichte aus wirtschaftlicher, politischer und technischer Sicht beleuchtet, in dem er ein umfassendes Bild der DDR-Autoindustrie darstellte. (Peter Kirchberg: Plaste, Blech und Planwirtschaft, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 798 Seiten, 36 Euro).
Jetzt liegt aus dem Stuttgarter Motorbuch eine Betrachtung dieser Zeit aus Produktsicht vor. Verfasser ist der Autojournalist Eberhard Kittler, ein ausgewiesener Fachmann für das Thema. Entsprechend ist die Vielfalt der fundiert beschriebenen und hübsch fotografierten Autos: Neben den allseits bekannten Wartburg- (312, 353 W Tourist und Sport 313), Trabant- und IFA- Modellen, entdeckt man Pretiosen wie den Wartburg P610-Prototyp, der nie das Licht der Welt erblickte und durchaus spektakulär anzusehende Versuchsmuster wie den Wartburg 313/2 HS. Auch er blieb den Autofans in der DDR vorenthalten. Oder der repräsentative Sachsenring P 240, gebaut zwischen 1955 und 1959. Er war begehrtes Dienstfahrzeug von Führungskräften in volkseigenen Betrieben. Band2 erscheint im Frühjahr.
SZ
Eberhard Kittler: DDR Automobil-Klassiker, Band 1, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 160 Seiten, 26 Euro.
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Das gedruckte Wort ist geduldig und bisweilen seiner Zeit eher hinterher. Ein Paradebeispiel ist die Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Da musste sich vieles aus dem Wirbel der alltäglichen Übung erst absetzen auf den ruhigen Grund des Verstehens. Erst dann war die Zeit für so manche überraschende Entdeckung reif. Auch die automobile Seite der Ost-Historie ist beileibe nicht so öde und trostlos, wie dies aus westlicher Sicht scheinen mag. Der Audi-Historiker Peter Kirchberg hat in einem sehr verdienstvollen Werk diesen Teil der Geschichte aus wirtschaftlicher, politischer und technischer Sicht beleuchtet, in dem er ein umfassendes Bild der DDR-Autoindustrie darstellte. (Peter Kirchberg: Plaste, Blech und Planwirtschaft, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 798 Seiten, 36 Euro).
Jetzt liegt aus dem Stuttgarter Motorbuch eine Betrachtung dieser Zeit aus Produktsicht vor. Verfasser ist der Autojournalist Eberhard Kittler, ein ausgewiesener Fachmann für das Thema. Entsprechend ist die Vielfalt der fundiert beschriebenen und hübsch fotografierten Autos: Neben den allseits bekannten Wartburg- (312, 353 W Tourist und Sport 313), Trabant- und IFA- Modellen, entdeckt man Pretiosen wie den Wartburg P610-Prototyp, der nie das Licht der Welt erblickte und durchaus spektakulär anzusehende Versuchsmuster wie den Wartburg 313/2 HS. Auch er blieb den Autofans in der DDR vorenthalten. Oder der repräsentative Sachsenring P 240, gebaut zwischen 1955 und 1959. Er war begehrtes Dienstfahrzeug von Führungskräften in volkseigenen Betrieben. Band2 erscheint im Frühjahr.
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Eberhard Kittler: DDR Automobil-Klassiker, Band 1, Motorbuch Verlag, Stuttgart, 160 Seiten, 26 Euro.
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