Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,6, Uniwersytet im. Adama Mickiewicza w Poznaniu (Moderne Sprachen und Literatur, Filologii Germanskiej), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhaltsangabe:Einleitung: Mir scheint, für das bessere Verständnis zwischen Ost- und Westdeutschen wäre manches gewonnen, wenn man begreifen würde, dass Staat und Gesellschaft nicht gleichzusetzen sind. Die DDR war kein monolithischer, sich über vierzig Jahre gleich bleibender Block. Im Verlauf ihrer Geschichte entwickelte sich immer mehr ein eigenständiges gesellschaftliches Leben, in dem ich alle Varianten von Verhaltensweisen beobachte von der absoluten Anpassung bis zur absoluten Gegnerschaft.
Diese Worte Christa Wolfs aus einem Gespräch anlässlich ihres 70. Geburtstags im Jahre 1999 weisen darauf hin, was dieser Autorin bedeutsam war und warum uns ihre Werke gerade im vereinten Deutschland Einblicke erlauben wie wenige andere. Ihre literarischenTexte bieten ein sehr viel authentischeres Gesellschaftsbild, als expositorische Texte aus der DDR-Zeit zu leisten vermögen, da diese in keiner Weise die Möglichkeit hatten, sich dem ideologischen Erwartungshorizont und der damit verbundenen Zensur zu entziehen. Diese Feststellung lässt unbestritten den Schluss zu, die Autorin Christa Wolf zu den bekanntesten und einer der beliebtesten Schriftstellerin der Nachkriegszeit aufzuführen. In der DDR war sie nicht nur eine angesehene Schriftstellerin, sondern auch eine der interessantesten und wichtigsten Persönlichkeiten im politischen und kulturellen Leben. Sie wurde sehr oft in ihrer Heimat wegen ihrer kritischen Haltung massiv kritisiert; nach der Wende wurde ihr öffentlich eine exorbitante Nähe zur Regierung der DDR vorgeworfen. Im Jahre 1989 wurde sie massiv vom westdeutschen Kritiker Marcel Reich-Ranicki angegriffen und von ihm als Staatsdichterin attackiert.
Christa Wolf stand damit im Jahre 1990 im Zentrum des so genannten deutsch-deutschen Kulturstreites. Es ist jedoch ein Indiz dafür, welche Bedeutung dieser Autorin im Kanon deutscher Literatur in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zukommt. Christa Wolf engagierte sich schon während des Wiedervereinigungsprozesses mit vielen Reden und hatte für eine sozialistische Alternative zur Bundesrepublik plädiert, was ihr von so mancher Seite verübelt wurde. Die Veröffentlichung ihres Werkes Was bleibt erregte jedoch grandioses Aufsehen. Die Presse der ehemaligen Bundesrepublik- zuvor meist äußerst positiv gegenüber den Werken der Autorin ging plötzlich zu einer extrem scharfen Kritik über. Der Inhalt des Buches behandelt etwas für den DDR-Staat nichts Ungewöhnliches: die Überwachung der Protagonistin durch die allgegenwärtige Stasi , den Staatssicherheitsdienst eine Tatsache, die dann im Jahre 1993 in einem Band des Luchterhand Verlages dokumentiert wurde. Dieses Thema war schon kurz nach der Wende eingehend in den deutschen Medien dargestelltund analysiert worden, also allgemein bekannt: Rund hunderttausend vollzeitige sowie etwa eine halbe Million nebenamtliche Mitarbeiter erlaubten eine fast lückenlose Kontrolle des autokratischen Staates über seine Bürger. Was also erregte die Gemüter?
Als ihr Werk Was bleibt schon zehn Jahre zuvor (1979) geschrieben kurz nach der Wende etwas überarbeitet auf den Markt kam, wurde in den ersten Rezensionen vor allem der Zeitpunkt der Veröffentlichung kritisiert. Ulrich Greiner verweist mit einer gewissen Selbstgerechtigkeit in der Zeitung Zeit darauf, dass die Veröffentlichung vor dem 09. November 1989, also vor dem Mauerfall, eine Sensation gewesen wäre, die sicherlich das Ende der Staatsdichterin Christa Wolf und vermutlich ihre Emigration zur Folge gehabt hätte . Auch wurde der Umstand gerügt, dass die Autorin das zehn Jahre alte Manuskript nach der Wende überarbeitet hat. Wa...
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Diese Worte Christa Wolfs aus einem Gespräch anlässlich ihres 70. Geburtstags im Jahre 1999 weisen darauf hin, was dieser Autorin bedeutsam war und warum uns ihre Werke gerade im vereinten Deutschland Einblicke erlauben wie wenige andere. Ihre literarischenTexte bieten ein sehr viel authentischeres Gesellschaftsbild, als expositorische Texte aus der DDR-Zeit zu leisten vermögen, da diese in keiner Weise die Möglichkeit hatten, sich dem ideologischen Erwartungshorizont und der damit verbundenen Zensur zu entziehen. Diese Feststellung lässt unbestritten den Schluss zu, die Autorin Christa Wolf zu den bekanntesten und einer der beliebtesten Schriftstellerin der Nachkriegszeit aufzuführen. In der DDR war sie nicht nur eine angesehene Schriftstellerin, sondern auch eine der interessantesten und wichtigsten Persönlichkeiten im politischen und kulturellen Leben. Sie wurde sehr oft in ihrer Heimat wegen ihrer kritischen Haltung massiv kritisiert; nach der Wende wurde ihr öffentlich eine exorbitante Nähe zur Regierung der DDR vorgeworfen. Im Jahre 1989 wurde sie massiv vom westdeutschen Kritiker Marcel Reich-Ranicki angegriffen und von ihm als Staatsdichterin attackiert.
Christa Wolf stand damit im Jahre 1990 im Zentrum des so genannten deutsch-deutschen Kulturstreites. Es ist jedoch ein Indiz dafür, welche Bedeutung dieser Autorin im Kanon deutscher Literatur in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zukommt. Christa Wolf engagierte sich schon während des Wiedervereinigungsprozesses mit vielen Reden und hatte für eine sozialistische Alternative zur Bundesrepublik plädiert, was ihr von so mancher Seite verübelt wurde. Die Veröffentlichung ihres Werkes Was bleibt erregte jedoch grandioses Aufsehen. Die Presse der ehemaligen Bundesrepublik- zuvor meist äußerst positiv gegenüber den Werken der Autorin ging plötzlich zu einer extrem scharfen Kritik über. Der Inhalt des Buches behandelt etwas für den DDR-Staat nichts Ungewöhnliches: die Überwachung der Protagonistin durch die allgegenwärtige Stasi , den Staatssicherheitsdienst eine Tatsache, die dann im Jahre 1993 in einem Band des Luchterhand Verlages dokumentiert wurde. Dieses Thema war schon kurz nach der Wende eingehend in den deutschen Medien dargestelltund analysiert worden, also allgemein bekannt: Rund hunderttausend vollzeitige sowie etwa eine halbe Million nebenamtliche Mitarbeiter erlaubten eine fast lückenlose Kontrolle des autokratischen Staates über seine Bürger. Was also erregte die Gemüter?
Als ihr Werk Was bleibt schon zehn Jahre zuvor (1979) geschrieben kurz nach der Wende etwas überarbeitet auf den Markt kam, wurde in den ersten Rezensionen vor allem der Zeitpunkt der Veröffentlichung kritisiert. Ulrich Greiner verweist mit einer gewissen Selbstgerechtigkeit in der Zeitung Zeit darauf, dass die Veröffentlichung vor dem 09. November 1989, also vor dem Mauerfall, eine Sensation gewesen wäre, die sicherlich das Ende der Staatsdichterin Christa Wolf und vermutlich ihre Emigration zur Folge gehabt hätte . Auch wurde der Umstand gerügt, dass die Autorin das zehn Jahre alte Manuskript nach der Wende überarbeitet hat. Wa...
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