Die Frage von Krieg und Frieden begleitet die christliche Theologie seit ihren Anfängen. Jeder Antwortversuch musste sich im Horizont von biblischer Offenbarung, menschlicher Vernunft und praktischem Handeln bewegen. Dies gilt auch für den Entwurf des spanischen Jesuiten Francisco Suárez (1548-1617), dessen Denken nicht nur wegen seines Einflusses auf die Rechts- und Staatsphilosophie bis heute wertgeschätzt wird. In gleichem Maße darf er als Theologe par excellence gelten, der das Bemühen der natürlichen Vernunft nie losgelöst von ihrem Ziel und Ursprung, der lex divina, verstanden hat. Dies gilt auch für seine Beurteilung des Krieges, den Suárez – vor allem in seinen Folgen – als nicht gottgewollt bestimmt. Dass die Kriegslehre (De bello) im Traktat De caritate enthalten ist, unterstreicht die Bedeutung des christlichen Liebesethos für seine Theologie ebenso wie für seine politische Ethik.