In "De Profundis" (Aus der Tiefe) entfaltet Oscar Wilde eine eindringliche Analyse seines Inneren und eine subtile Reflexion über Liebe, Verlust und Selbstfindung. Originally als langer Brief an seinen ehemaligen Geliebten Lord Alfred Douglas verfasst, verbindet Wilde autobiografische Elemente mit eindrucksvoller dichterischer Sprache. Der Text ist durchzogen von lyrischen Gedanken und philosophischen Überlegungen, die den Leser in die Tiefen seiner Gefühlswelt und den Schmerz seiner Isolation in der Haft entführen, während er sich mit seiner eigenen Identität auseinandersetzt und das Dasein in seinen verschiedenen Facetten hinterfragt. Oscar Wilde, ein herausragender Vertreter des ästhetischen Theoretikers und der viktorianischen Literatur, war bekannt für seinen scharfen Wit und seine tiefgründigen Betrachtungen über Kunst und Leben. Die Themen in "De Profundis" lassen sich im Kontext von Wildes persönlichem Schicksal und seinem überaus schmerzlichen Fall von gesellschaftlicherAkzeptanz einordnen. Seine Erfahrungen im Gefängnis und die Auseinandersetzung mit seiner Homosexualität prägten diesen bewegenden Text, der als eine der bedeutendsten Schriften seiner letzten Lebensjahre gilt. Jeder Leser, der sich für Fragen der Seele und der menschlichen Erfahrung interessiert, findet in "De Profundis" eine ehrliche und berührende Erzählung, die sowohl tragisch als auch erhebend ist. Wildes meisterhafte Verarbeitung seiner inneren Konflikte und sein Streben nach geistiger und emotionaler Erlösung machen dieses Werk zu einer zeitlosen Lektüre, die Herzen und Köpfe berührt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.07.2024Er ist so wild
in seinem Herzen
Ein Dandy entdeckt die Demut – und den Kummer als „Urform und Prüfstein aller großen Kunst“. Allein schon das macht Oscar Wildes berühmten Brief „De Profundis“, den er aus dem Gefängnis von Reading an seinen vormaligen Geliebten Lord Alfred Douglas schrieb, zu einem besonderen und biografisch faszinierenden Stück Prosa. Aber auch stilistisch, historisch und allgemein menschlich ist diese künstlerische (Selbst-)Reflexion und Rekapitulation eines Lebens groß und bewegend. Wilde schrieb den Brief 1897 am Ende seiner zweijährigen Haft. Verurteilt wegen homosexueller „Unzucht“, hatte er Einzelverwahrung und harte Zwangsarbeit durchlitten. Es war ein Absturz in die tiefste Tiefe, aus der heraus „De Profundis“ erschallt, Psalm 130 und vieles mehr aus der Bibel zitierend. „Aus der Tiefe“ heißt auf gut Deutsch die so geschmeidige wie griffige Neuübersetzung von Mirko Bonné. Ein guter Grund zum Erst- oder Wiederlesen. Das geht zu Herzen: Wilde at heart.
CHRISTINE DÖSSEL
Oscar Wilde:
Aus der Tiefe.
Roman. Aus dem
Englischen übersetzt
von Mirko Bonné.
Hanser, München 2023.
368 Seiten, 38 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
in seinem Herzen
Ein Dandy entdeckt die Demut – und den Kummer als „Urform und Prüfstein aller großen Kunst“. Allein schon das macht Oscar Wildes berühmten Brief „De Profundis“, den er aus dem Gefängnis von Reading an seinen vormaligen Geliebten Lord Alfred Douglas schrieb, zu einem besonderen und biografisch faszinierenden Stück Prosa. Aber auch stilistisch, historisch und allgemein menschlich ist diese künstlerische (Selbst-)Reflexion und Rekapitulation eines Lebens groß und bewegend. Wilde schrieb den Brief 1897 am Ende seiner zweijährigen Haft. Verurteilt wegen homosexueller „Unzucht“, hatte er Einzelverwahrung und harte Zwangsarbeit durchlitten. Es war ein Absturz in die tiefste Tiefe, aus der heraus „De Profundis“ erschallt, Psalm 130 und vieles mehr aus der Bibel zitierend. „Aus der Tiefe“ heißt auf gut Deutsch die so geschmeidige wie griffige Neuübersetzung von Mirko Bonné. Ein guter Grund zum Erst- oder Wiederlesen. Das geht zu Herzen: Wilde at heart.
CHRISTINE DÖSSEL
Oscar Wilde:
Aus der Tiefe.
Roman. Aus dem
Englischen übersetzt
von Mirko Bonné.
Hanser, München 2023.
368 Seiten, 38 Euro.
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»Seine brillantesten Bücher, funkelnd vor Epigrammen, machen ihn zum scharfsinnigsten Rhetoriker des vorigen Jahrhunderts.« James Joyce