Titel haben einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung von Kunstwerken. Sie vermitteln zwischen Darstellung und Betrachter, wirken gleichberechtigt und eröffnen zusätzliche Imaginationsräume für das Verständnis eines Werkes. Der moderne Bildtitel steht in der Tradition mittelalterlicher Tituli, seine Vorgeschichte reicht bis auf die Epigramme der griechischen Antike zurück. Dieses Buch berührt gleichermaßen Fragen der Literatur- wie Kunstwissenschaft: die Historie und Exegese des Titulus sowie seine gattungsspezifische Stellung zwischen Text und Bild. Die theoretischen Überlegungen des Paulinus von Nola und die Geburt des christlichen Titulus im 4. Jahrhundert werden dabei ebenso untersucht wie ausgewählte Beispiele der Kunstgeschichte - italienische Madonnen von Simone Martini bis Jacopo Bellini, deutsche und französische Handschriften, Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts oder burgundische Tapisserien aus dem Umkreis Karls des Kühnen. Die historische Entwicklung des Titulus, seine Bedeutung und sein Einfluss auf die Rezeption der Kunstwerke betreffen über das Mittelalter hinaus auch spätere Epochen und Medien.