Die Holocaustforschung ist in den vergangenen Jahren um Forschungsansätze ergänzt worden, die als komparativ-postkolonial beschrieben werden können. Sie untersuchen die Geschichte von Nationalsozialismus und Holocaust aus der Perspektive einer postkolonialtheoretisch geschulten vergleichenden Genozidforschung. Eine grundlegende Überzeugung dieser Ansätze ist, dass der Nationalsozialismus nur adäquat verstanden werden kann, wenn man ihn in Bezug zur europäischen, speziell deutschen, Kolonialgeschichte setzt. Dabei würden sich strukturelle und ideologische Parallelen und Gemeinsamkeiten aufzeigen, die die Forschung bisher ignoriert habe. Steffen Klävers untersucht in seiner Studie, welches heuristische Potential solcherlei Zugänge für die NS- und Holocaustforschung besitzen. Dabei geht er einerseits auf historische, aber auch erinnerungskulturelle und modernitätstheoretische Ansätze ein. Er rekonstruiert die Argumentationstechniken dieser Ansätze kritisch und problematisiert Punkte, an denen sie mit zentralen Erkenntnissen der NS- und Holocaustforschung brechen.
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"Wie konnte es geschehen, dass ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit (wieder) zu bagatellisieren oder sogar zu leugnen manchen als Mittel geeignet scheint, ein zweifelsohne von ihnen oder ihren Vorfahren erlittenes Unrecht zu thematisieren? Insofern wird man bei aller Unerträglichkeit solchen Vorgehens überlegen müssen, welche Versäumnisse in der Tat gegeben sind. Eine erste Basis dafür kann diese Untersuchung sein, die auf das Problem jedenfalls nachdrücklich und materialreich verweist."
Martin A. Hainz in: Literaturkritik (7.7.2019), https://literaturkritik.de/public/druckfassung_rez.php?rez_id=25830&p=6055
Martin A. Hainz in: Literaturkritik (7.7.2019), https://literaturkritik.de/public/druckfassung_rez.php?rez_id=25830&p=6055