Anne Carson ist eine der große Lyrikerinnen der Gegenwart, eine Meisterin, deren oszillierende Kreativität weit ausgreift: von Gedicht zu Essay, von Oper zu Ballett findet sie Gesten, um die Gegenwart zu bannen. Sappho, Simone Weil, Monica Vitti - mit ihnen führt Anne Carson Telefonate: Stimmen und Ideen erreichen sie über eine Spanne von Jahrhunderten und auch nur Tagen. Ihre Fragen bringen alle Gewissheiten ins Wanken: das Selbst, die Form, die Identität, das Geschlecht. Im Erforschen dieser Fragen entsteht eine zartes und widerständiges Gewebe aus Bildern, Worten und Gedanken, das seit Jahrzehnten die Bewunderung der Leser und Dichter auf sich zieht: »unbestechlich« (The New York Times).
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Angela Schader holt weit aus für die deutsche Ausgabe des im Original 2005 publizierten Gedichtbandes der in Toronto geborenen Dichterin Anne Carson. Verschiedenen Themenkreisen der Autorin folgend, landet Schader bei der Mutter der Autorin und dem ohne Pathos verhandelten Abschied, dem Tod. Die mannigfachen Assoziationsräume der Texte durchschreitend, kommt Schader schließlich zu Vergleichen und Projektionen, die Carson zwischen antiken Rhetorikern und etwa Antonioni herzustellen sucht. Laut Schader gelingt dergleichen nicht immer. Sublim und überzeugend allerdings erscheint der Rezensentin zum Beispiel Carsons Verfremdung von Sapphos Eifersuchtsmotiv.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein poetisches Universum ganz eigener Art. [...] schöne Übersetzungen. Stuttgarter Zeitung 20150103