2021 jährt sich der Todestag von Franz von Defregger zum 100. Mal. Aus diesem Anlass würdigen die Tiroler Landesmuseen den österreichisch-bayerischen Maler mit einer raumgreifenden Retrospektive. Bei Defregger denkt man in erster Linie an Gemälde, die den bäuerlichen Lebensalltag in idealisierter
Idylle darstellen. Hinzu kommen Histo-rienbilder, die dem Tiroler Befreiungskampf von 1809 gewidmet…mehr2021 jährt sich der Todestag von Franz von Defregger zum 100. Mal. Aus diesem Anlass würdigen die Tiroler Landesmuseen den österreichisch-bayerischen Maler mit einer raumgreifenden Retrospektive. Bei Defregger denkt man in erster Linie an Gemälde, die den bäuerlichen Lebensalltag in idealisierter Idylle darstellen. Hinzu kommen Histo-rienbilder, die dem Tiroler Befreiungskampf von 1809 gewidmet waren. Doch neben diesen populären Motivbereichen existiert auch ein „anderer unbekannter Defregger“, der nicht dem breiten Publikumsgeschmack verpflichtet war. Diese Werke, die der Öffentlichkeit bis heute meist verborgen geblieben waren, werden nun erstmals präsen-tiert. Mit Gemälden, Skizzen, Zeichnungen und Fotografien macht die Ausstellung mit beiden Seiten der Künstlerpersönlichkeit bekannt.
Im Hirmer Verlag ist der umfangreiche und reich illustrierte Begleitkatalog zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Im Essayteil mit seinen zehn Textbeiträgen geht es vor allem um die kunstgeschichtliche Einordnung von Defregger und seines Werkes. Der „Münchner Malerfürst“ polarisiert heute immer noch, dabei war sein Werk eine Gratwanderung zwischen Moderne und Tradition. Die Kunst um 1900 war nicht nur durch avantgardistische Künstler (so häufig der Eindruck) bestimmt, sonder auch durch Maler der Gründerzeit. Defreggers Historienbilder waren dabei hochpolitische Gemälde. Die Abwertung als „Bauernmaler“ führte ebenfalls zu vielen Missverständnissen. Auch die posthume missbräuchliche Rezeption seiner Bilder durch die Nationalsoz. Jahrzehnte später ist ihm nicht anzulasten. Beleuchtet wird auch Defreggers Malen gegen den Zeitgeist und sein Interesse an anderen Kulturen.
Im Katalogteil werden die Ausstellungsstücke in verschiedenen thematischen Kapiteln vorgestellt – von Defreggers Studienzeit bis zum Akademieprofessor, von den Historiengemälden mit ihrer politischen Aufladung bis hin zu den unbekannten weiblichen Akten. Im umfangreichen Anhang findet man u.a. die Kurzbiografien der AutorenInnen.