Die praktisch-diakonischen und sozialethischen Traditionen der Hugenotten bewirkten im Berliner Refuge zunächst eine ungeheure kreative Dynamik im Bereich der Flüchtlingsselbsthilfe wie auch der gemeindlichen Armen- und Krankenfürsorge. Die Spezifika des dann weiter entwickelten präventiven Armenwesens (Waisenhaus und Armenschule) wurden besonders ersichtlich am Widerstand gegen den versuchten Zugriff von Staat und Manufakturwesen auf die Kinder. In Berlin, wo die gemeindliche Armenversorgung der deutschen Kirchengemeinden zum Teil zum Erliegen gekommen war und die städtische bzw. staatliche Armenfürsorge (noch) nicht über eine effektive Leistungsfähigkeit und ein ausreichendes Netz verfügte, entlastete diese an die französische. Gemeinde angebundene Diakonie nicht nur den Staat, sondern kam vor allem den Betroffenen selbst zu Gute und sicherte dem hugenottischen Mikrokosmos das Überleben. Erst ab ca. 1760 bildeten sich, bedingt durch den fortgeschrittenen Assimilationsprozess und die Reaktionen darauf, verstärkt Disziplinierungstendenzen heraus. Weitere Schlagwort3: Evangelische Theologie, Kirchengeschichte