Jaime Deza arbeitet für eine Sondereinheit des britischen Geheimdienstes, darauf spezialisiert, die Gesichter seiner Mitmenschen zu dechiffrieren, um daraus ihr Handeln vorherzusagen.
Er kehrt von London nach Madrid zurück, um die eigene Familie zu beschützen und dabei auszuspionieren. Und er muss entdecken, dass uns Gewalt und Verrat, selbst an den Nächsten, eingeimpft sind wie ein Gift.
"Gift und Schatten und Abschied" ist eine philosophisch verspielte Spionagegeschichte, in der Javier Marías voll Spannung und Witz die großen Themen - Freiheit und Verantwortung, Wissen, Macht und Gewalt - erkundet. Und dabei einen kaleidoskophaften Blick auf ein Jahrhundert voller Irrungen und Verheerungen wirft. Es ist das fulminante, lang erwartete Finale seiner Trilogie, ein Gipfelwerk der Weltliteratur.
Er kehrt von London nach Madrid zurück, um die eigene Familie zu beschützen und dabei auszuspionieren. Und er muss entdecken, dass uns Gewalt und Verrat, selbst an den Nächsten, eingeimpft sind wie ein Gift.
"Gift und Schatten und Abschied" ist eine philosophisch verspielte Spionagegeschichte, in der Javier Marías voll Spannung und Witz die großen Themen - Freiheit und Verantwortung, Wissen, Macht und Gewalt - erkundet. Und dabei einen kaleidoskophaften Blick auf ein Jahrhundert voller Irrungen und Verheerungen wirft. Es ist das fulminante, lang erwartete Finale seiner Trilogie, ein Gipfelwerk der Weltliteratur.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2010Wie eine Schlange unter der Haut
Thriller, Melodram, Geisterbeschwörung und eine Krypta für die Toten des zwanzigsten Jahrhunderts: Mit dem dritten Band von "Dein Gesicht morgen" steigert Javier Marías diese Trilogie zu seinem unheimlichsten Meisterwerk.
Von Markus Gasser
Wir sind am Ende, und auf die Gefahr hin, dass wir von nun an mit dem Gift seiner Geschichte in uns werden leben müssen: jetzt, da alle tot sind, hat er keinen Grund mehr zu schweigen. Sir Peter Wheelers Tonfall wird düster, seine mineralischen Augen verwandeln sich in die Asche unvordenklicher Erschöpfung - in der einen Hand hält er ein Glas Sherry, wie eine Lanze in der anderen den Spazierstock, umlagert in seinem Oxforder Anwesen von Geschichtswerken, den Spionageromanen seines alten Freundes Ian Fleming und vom eigenen Tod. "Ich war damals sieben Jahre älter als sie und jetzt so viele mehr, ich sollte ihnen nicht noch weitere hinzufügen" - und dem Leser stockt, an der Seite des Erzählers Jacobo Deza, der Atem. Denn Wheeler hat sich nun doch entschlossen, das Geheimnis zu offenbaren um den frühen Tod seiner Frau Valerie 1946, als seine Gabe der Voraussicht versagte, über die auch sein Schützling Deza verfügt: Beide können an Sprache und Gebärden erkennen, wie sich einer künftig verhalten, welches "Gesicht morgen" er tragen wird - und sei es oft nur, um es für immer zu verlieren.
Was Wheeler zu erzählen hat, ist ein über Aberdutzende von Seiten galgengespannter Moment des Grauens, wie ihn kein Autor des Thrillergenres, zu dem "Dein Gesicht morgen" auch gehört, zuwege brächte, einfach weil er nicht Javier Marías ist: Der übersetzte die Geisterexperten Henry James und Nabokov ins Spanische, erlernte darüber das Schreiben und verehrt Proust wie Thomas Bernhard, ohne die Großmeister des Spannungsfachs von Frederick Forsyth bis John Le Carré je aus den Augen zu lassen. Seine an Millionenauflagen ermessbare Kraft gründet darin, immer eine Intrige spinnen, einen actionversierten Plot im Sinne Hollywoods ersinnen und ihn dann leichthin mit dem Spitzenanspruch des Modernismus verbinden zu können; und so wird "Dein Gesicht morgen", dieses starke Stück von drei Bänden und rund 1600 Seiten, mit Wheelers Eröffnung gleich sein Ende und dabei auch jener Blutfleck eine Erklärung finden, den Deza viele Jahre zuvor in einer mit Zigaretten, Whisky und Recherchen zum Spanischen Bürgerkrieg durchfieberten Nacht in Wheelers Haus entdeckte und zu entfernen versuchte, ohne dass der - gespenstisch - zur Gänze verschwand. Wheelers verspätete Beichte und der blasse Rand, der vom weggeriebenen Blut einst blieb, schließen den Keim der ganzen - auch der künftigen - Geschichte in sich, die die unserer Toten ist: Wie ein Gespenst jagen die Opfer des vergangenen Jahrhunderts allen Gestalten dieses Romans hinterher.
Von Gespenstern ist Javier Marías seit jeher besessen, und mit "Dein Gesicht morgen" hat er auch hierin den Höhepunkt seines Schaffens erreicht: Es verwundert nicht, dass er verkündet, keinen Roman mehr schreiben zu wollen. "Was ich leisten konnte, ist getan." Nach seinen beklagenswert unreifen Mehrfachdebüts - "Die Reise über den Horizont", "Der Gefühlsmensch", "Alle Seelen" - ließ er in seinen bisherigen Meisterwerken "Mein Herz so weiß", "Morgen in der Schlacht denk an mich" und "Als ich sterblich war" Gespensterheere an seinem Schreibtisch vorbeidefilieren und lächelte ihnen bestimmt und freundlich zu; und in "Dein Gesicht morgen" versammelt er beinah alle von ihm erfundenen Gestalten wie zum letzten Mal um sich: Deza - das Ich von "Alle Seelen" -, Clare Bayes, Toby Rylands, Lord Rymer, Isaac Custardoy und Juan Ranz.
Das Universum von Javier Marías ist, so hochliterarisch feinnervig, nuanciert und selbstreflektiert es sich auch immer gibt, archaisch wie ein film noir, wund von Angst und Schuld, gewalttätig und ganz demonstrativ voll der letzten, großen Dinge: Noch kein Leser wird sich darüber beklagt haben, von ihm nicht existentiell gefordert worden zu sein. Sein Schutzdämon Shakespeare, dessen Konterfei er während der Arbeit auf einem Button am Revers trägt wie einen Talisman, schenkt ihm die Titel für seine Romane, und durch die Gedankenwelt seiner Geschöpfe spuken die Stimmen aus "Macbeth", "Richard III." und "Heinrich IV." als Segen und Fluch. Wenn es bei Marías einmal nicht ums Ganze ging wie im "Schwarzen Rücken der Zeit", verirrte er sich in einer Melange aus schelmischem Understatement und humoristischer Arroganz, die seinen Erzählern glücklich fehlt. Bei kaum einem anderen europäischen Romancier der letzten zwei Jahrzehnte hat man so unbeschwert die Borgessche Weisheit studieren können, dass ein großer Schriftsteller immer ein Meister der Maske ist, die Maske sein wahres Gesicht und er sich selbst schon zu Lebzeiten ein Gespenst ist.
So musste ein Toter im Jenseits von "Als ich sterblich war" (dt. 1999) auch die ihm bis dahin unbekannten Momente seines Erdendaseins durchleben: die Nötigung seiner Mutter durch einen Franquisten ebenso wie die eigene Ermordung. Doch handgreiflich rächen kann sich ein Toter nicht mehr: Wenn wir, so lautet die einzige Moral, die Marías auszusprechen bereit ist, voneinander alles wüssten, brächten wir uns und einander wechselseitig um. Zu Beginn von "Mein Herz so weiß" (1996) schoss sich eine Frau ins Herz, da sie den Fluch nicht ertrug, dass ihr Gatte für ihrer beider Ehe seine erste Frau ermordet hatte, und in "Morgen in der Schlacht" fühlte sich der Erzähler Víctor Francés vom Geist jener Frau verfolgt, die knapp vorm Ehebruch in seiner Gegenwart starb, empfand sich schon als Personifikation des Todes, bis er erfuhr, dass der Ehemann der Toten fernab wiederum den Tod seiner Geliebten verschuldet hatte. In "Morgen in der Schlacht denk an mich" (1998) kamen die Geister bereits durchs Telefon und waren dem Horrorfilm damit um Jahre voraus: Es ist erstaunlich, dass Marías glaubte, uns überhaupt noch in Erstaunen versetzen zu können nach all diesen explosiven Anfangssätzen, Bernhardschen Spanien- und Kollegenschelten, blendenden Reflexionen und Aphorismen und Beschwörungsformeln, den extravaganten Plotwendungen und wilden Schlüssen, wie sie in der Literaturgeschichte so sonst nicht zu finden sind.
Doch er kann. Marías ist der Symphoniker unter den Romanciers: Nur die Grundzüge seines Plots und wenige Leitmotive vor Augen, schreibt er rasch, und so mühelos rasch muss man ihn auch lesen; dann treibt man sogar auf den Endlossätzen seiner legendären Abschweifungen wie auf Stromschnellen dahin, dem Abgrund eines neuen Handlungsschocks zu.
Der lauert in "Dein Gesicht morgen" schon im Auftakt: "Man sollte niemals etwas erzählen" - der Roman überfällt uns mit der Absage an alles, was folgt, und so paradox beginnt nur einer, der weiß, dass es diesmal ans äußerste Ende geht, über den Rand der bekannten Welt hinaus. Als Deza in der Nacht nach einer Party bei Wheeler das Fieber des Spanischen Bürgerkriegs erfasst hat, in dem franquistische Literaten etwa einen ihrer republikanischen Kollegen in Imitation eines Stierkampfs mit einer Lanze zu Tode quälten, ist er bereits in eine Falle geraten: Professor Wheeler, ein feingeistiger Hispanist, der als Agent des britischen Geheimdienstes nebenher alles miterlebte, was das vergangene Jahrhundert in Spanien, dann in Deutschland und im Kalten Krieg an Terror zu bieten hatte, rekrutiert ihn für eine Sondereinheit des MI 6, die der gewinnende und furchteinflößende Mediävist Bertram Tupra in London wie eine Kleinmafia führt; als der einen tumben Attaché der spanischen Botschaft in der Behindertentoilette einer Diskothek an den Rand des Todes bringt und Deza ihn dafür zu einer Rechtfertigung zwingt, zeigt Tupra ihm Folterszenen auf DVD, Erpressungsmaterial, gehortet gegen beteiligte Prominente, das die Qual des Attachés als geringes Übel und Rettung vor Schlimmerem erscheinen lässt und in Deza dennoch "eindringt wie eine Schlange unter die Haut". Und die Schlange beißt zu und verbreitet in Deza ihr "tödliches Gift".
Mit dem obszönen Macho-Liebhaber seiner Frau Luisa nämlich, Custardoy, verfährt er, wie Tupra es gern sähe; er ahnt sich mitschuldig am Lanzenmord eines Elton-John-verwandten Popstars, dessen "Gesicht morgen" er vorherzusagen wusste, und droht selbst sein eigenes inneres Gesicht nicht mehr zu kennen und zu Othellos "vergiftetem Schatten" Jago zu verkommen: "Ich bin nicht, der ich bin." Doch ehe Deza seinen Dienst bei Tupra quittiert, endgültig zu Luisa und den beiden Kindern nach Madrid zurückkehrt und sich mit der Aussicht abfinden muss, von Custardoy jederzeit heimgesucht zu werden, gibt ihm Wheeler sein Geheimnis mit auf den Weg: Seine Frau Valerie hatte für die "schwarze Propaganda" des britischen Geheimdienstes und zwecks Verunsicherung der Nazis an Himmler einen SS-Offizier und "heimlichen Vierteljuden" verraten, der daraufhin samt Familie im Massengrab eines Konzentrationslagers verschwand, und sich über dieser Schuld 1946 mit einem Jagdgewehr erschossen. Der rote Fleck aus jener Nacht könnte von Wheeler stammen, der, Blut hustend, an Lungenkrebs dahinstirbt, aber auch von Valerie, die in Wheelers Anwesen umgeht, da dieser ihr nicht mit seiner Gabe der Vorkenntnis beigestanden und sie nicht vor dem Suizid bewahrt hat: Gestern ist nie nur gestern, nichts lässt sich tilgen: Alles erneuert sich bloß ein ums andere Mal.
Um einen Lebenden zu begreifen, muss man wissen, wer dessen Tote sind. Seinen schönsten Essay widmete Javier Marías einst dem Film "The Ghost and Mrs. Muir" von Joseph L. Mankiewicz, bei dem man den Tod von Lucy Muir herbeisehnt, damit sie mit dem Geist Kapitän Greggs endlich zusammen sein kann. In "Dein Gesicht morgen" hat Marías seinem Vater Julián, seinem Paten Sir Peter Russell alias Wheeler, den Toten des zwanzigsten Jahrhunderts, auch den wehrlos alltäglichen Opfern des Todes, die uns so unendlich fehlen, ein Grabmonument geschaffen mit dem Wunsch, sie "mögen nun ruhen in den Seiten dieser Fiktion", auch damit das ewige innere Weinen in uns versiegt. In ihren Gräbern erzählen sie einander, so will es Marías, ihre Geschichten und warten auf den Tag, da sie von ihren Schuldigern Rechenschaft fordern. Die Einsicht, dass selbst die Täter zu Opfern werden können, hat dem Denker Marías jede Hoffnung auf ein erlöstes Morgen im Diesseits genommen. Der Romancier Marías aber erfüllt sich seinen größten Traum: die Welt "aus den Augen Gottes" zu betrachten, dem nicht die geringste Regung entgeht. Den Leser beschleicht das Gefühl - so unheimlich und sonderbar tröstlich zugleich -, bald auch selbst zu den Gespenstern von Marías zu gehören; er gedenkt unser vorab; und darin besteht am Ende die größte Leistung dieses fast schon ans Unwahrscheinliche grenzenden Meisterwerks.
Javier Marías: "Dein Gesicht morgen. 3: Gift und Schatten und Abschied". Roman. Aus dem Spanischen von Elke Wehr und Luis Ruby. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2010. 727 S., geb., 29,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Thriller, Melodram, Geisterbeschwörung und eine Krypta für die Toten des zwanzigsten Jahrhunderts: Mit dem dritten Band von "Dein Gesicht morgen" steigert Javier Marías diese Trilogie zu seinem unheimlichsten Meisterwerk.
Von Markus Gasser
Wir sind am Ende, und auf die Gefahr hin, dass wir von nun an mit dem Gift seiner Geschichte in uns werden leben müssen: jetzt, da alle tot sind, hat er keinen Grund mehr zu schweigen. Sir Peter Wheelers Tonfall wird düster, seine mineralischen Augen verwandeln sich in die Asche unvordenklicher Erschöpfung - in der einen Hand hält er ein Glas Sherry, wie eine Lanze in der anderen den Spazierstock, umlagert in seinem Oxforder Anwesen von Geschichtswerken, den Spionageromanen seines alten Freundes Ian Fleming und vom eigenen Tod. "Ich war damals sieben Jahre älter als sie und jetzt so viele mehr, ich sollte ihnen nicht noch weitere hinzufügen" - und dem Leser stockt, an der Seite des Erzählers Jacobo Deza, der Atem. Denn Wheeler hat sich nun doch entschlossen, das Geheimnis zu offenbaren um den frühen Tod seiner Frau Valerie 1946, als seine Gabe der Voraussicht versagte, über die auch sein Schützling Deza verfügt: Beide können an Sprache und Gebärden erkennen, wie sich einer künftig verhalten, welches "Gesicht morgen" er tragen wird - und sei es oft nur, um es für immer zu verlieren.
Was Wheeler zu erzählen hat, ist ein über Aberdutzende von Seiten galgengespannter Moment des Grauens, wie ihn kein Autor des Thrillergenres, zu dem "Dein Gesicht morgen" auch gehört, zuwege brächte, einfach weil er nicht Javier Marías ist: Der übersetzte die Geisterexperten Henry James und Nabokov ins Spanische, erlernte darüber das Schreiben und verehrt Proust wie Thomas Bernhard, ohne die Großmeister des Spannungsfachs von Frederick Forsyth bis John Le Carré je aus den Augen zu lassen. Seine an Millionenauflagen ermessbare Kraft gründet darin, immer eine Intrige spinnen, einen actionversierten Plot im Sinne Hollywoods ersinnen und ihn dann leichthin mit dem Spitzenanspruch des Modernismus verbinden zu können; und so wird "Dein Gesicht morgen", dieses starke Stück von drei Bänden und rund 1600 Seiten, mit Wheelers Eröffnung gleich sein Ende und dabei auch jener Blutfleck eine Erklärung finden, den Deza viele Jahre zuvor in einer mit Zigaretten, Whisky und Recherchen zum Spanischen Bürgerkrieg durchfieberten Nacht in Wheelers Haus entdeckte und zu entfernen versuchte, ohne dass der - gespenstisch - zur Gänze verschwand. Wheelers verspätete Beichte und der blasse Rand, der vom weggeriebenen Blut einst blieb, schließen den Keim der ganzen - auch der künftigen - Geschichte in sich, die die unserer Toten ist: Wie ein Gespenst jagen die Opfer des vergangenen Jahrhunderts allen Gestalten dieses Romans hinterher.
Von Gespenstern ist Javier Marías seit jeher besessen, und mit "Dein Gesicht morgen" hat er auch hierin den Höhepunkt seines Schaffens erreicht: Es verwundert nicht, dass er verkündet, keinen Roman mehr schreiben zu wollen. "Was ich leisten konnte, ist getan." Nach seinen beklagenswert unreifen Mehrfachdebüts - "Die Reise über den Horizont", "Der Gefühlsmensch", "Alle Seelen" - ließ er in seinen bisherigen Meisterwerken "Mein Herz so weiß", "Morgen in der Schlacht denk an mich" und "Als ich sterblich war" Gespensterheere an seinem Schreibtisch vorbeidefilieren und lächelte ihnen bestimmt und freundlich zu; und in "Dein Gesicht morgen" versammelt er beinah alle von ihm erfundenen Gestalten wie zum letzten Mal um sich: Deza - das Ich von "Alle Seelen" -, Clare Bayes, Toby Rylands, Lord Rymer, Isaac Custardoy und Juan Ranz.
Das Universum von Javier Marías ist, so hochliterarisch feinnervig, nuanciert und selbstreflektiert es sich auch immer gibt, archaisch wie ein film noir, wund von Angst und Schuld, gewalttätig und ganz demonstrativ voll der letzten, großen Dinge: Noch kein Leser wird sich darüber beklagt haben, von ihm nicht existentiell gefordert worden zu sein. Sein Schutzdämon Shakespeare, dessen Konterfei er während der Arbeit auf einem Button am Revers trägt wie einen Talisman, schenkt ihm die Titel für seine Romane, und durch die Gedankenwelt seiner Geschöpfe spuken die Stimmen aus "Macbeth", "Richard III." und "Heinrich IV." als Segen und Fluch. Wenn es bei Marías einmal nicht ums Ganze ging wie im "Schwarzen Rücken der Zeit", verirrte er sich in einer Melange aus schelmischem Understatement und humoristischer Arroganz, die seinen Erzählern glücklich fehlt. Bei kaum einem anderen europäischen Romancier der letzten zwei Jahrzehnte hat man so unbeschwert die Borgessche Weisheit studieren können, dass ein großer Schriftsteller immer ein Meister der Maske ist, die Maske sein wahres Gesicht und er sich selbst schon zu Lebzeiten ein Gespenst ist.
So musste ein Toter im Jenseits von "Als ich sterblich war" (dt. 1999) auch die ihm bis dahin unbekannten Momente seines Erdendaseins durchleben: die Nötigung seiner Mutter durch einen Franquisten ebenso wie die eigene Ermordung. Doch handgreiflich rächen kann sich ein Toter nicht mehr: Wenn wir, so lautet die einzige Moral, die Marías auszusprechen bereit ist, voneinander alles wüssten, brächten wir uns und einander wechselseitig um. Zu Beginn von "Mein Herz so weiß" (1996) schoss sich eine Frau ins Herz, da sie den Fluch nicht ertrug, dass ihr Gatte für ihrer beider Ehe seine erste Frau ermordet hatte, und in "Morgen in der Schlacht" fühlte sich der Erzähler Víctor Francés vom Geist jener Frau verfolgt, die knapp vorm Ehebruch in seiner Gegenwart starb, empfand sich schon als Personifikation des Todes, bis er erfuhr, dass der Ehemann der Toten fernab wiederum den Tod seiner Geliebten verschuldet hatte. In "Morgen in der Schlacht denk an mich" (1998) kamen die Geister bereits durchs Telefon und waren dem Horrorfilm damit um Jahre voraus: Es ist erstaunlich, dass Marías glaubte, uns überhaupt noch in Erstaunen versetzen zu können nach all diesen explosiven Anfangssätzen, Bernhardschen Spanien- und Kollegenschelten, blendenden Reflexionen und Aphorismen und Beschwörungsformeln, den extravaganten Plotwendungen und wilden Schlüssen, wie sie in der Literaturgeschichte so sonst nicht zu finden sind.
Doch er kann. Marías ist der Symphoniker unter den Romanciers: Nur die Grundzüge seines Plots und wenige Leitmotive vor Augen, schreibt er rasch, und so mühelos rasch muss man ihn auch lesen; dann treibt man sogar auf den Endlossätzen seiner legendären Abschweifungen wie auf Stromschnellen dahin, dem Abgrund eines neuen Handlungsschocks zu.
Der lauert in "Dein Gesicht morgen" schon im Auftakt: "Man sollte niemals etwas erzählen" - der Roman überfällt uns mit der Absage an alles, was folgt, und so paradox beginnt nur einer, der weiß, dass es diesmal ans äußerste Ende geht, über den Rand der bekannten Welt hinaus. Als Deza in der Nacht nach einer Party bei Wheeler das Fieber des Spanischen Bürgerkriegs erfasst hat, in dem franquistische Literaten etwa einen ihrer republikanischen Kollegen in Imitation eines Stierkampfs mit einer Lanze zu Tode quälten, ist er bereits in eine Falle geraten: Professor Wheeler, ein feingeistiger Hispanist, der als Agent des britischen Geheimdienstes nebenher alles miterlebte, was das vergangene Jahrhundert in Spanien, dann in Deutschland und im Kalten Krieg an Terror zu bieten hatte, rekrutiert ihn für eine Sondereinheit des MI 6, die der gewinnende und furchteinflößende Mediävist Bertram Tupra in London wie eine Kleinmafia führt; als der einen tumben Attaché der spanischen Botschaft in der Behindertentoilette einer Diskothek an den Rand des Todes bringt und Deza ihn dafür zu einer Rechtfertigung zwingt, zeigt Tupra ihm Folterszenen auf DVD, Erpressungsmaterial, gehortet gegen beteiligte Prominente, das die Qual des Attachés als geringes Übel und Rettung vor Schlimmerem erscheinen lässt und in Deza dennoch "eindringt wie eine Schlange unter die Haut". Und die Schlange beißt zu und verbreitet in Deza ihr "tödliches Gift".
Mit dem obszönen Macho-Liebhaber seiner Frau Luisa nämlich, Custardoy, verfährt er, wie Tupra es gern sähe; er ahnt sich mitschuldig am Lanzenmord eines Elton-John-verwandten Popstars, dessen "Gesicht morgen" er vorherzusagen wusste, und droht selbst sein eigenes inneres Gesicht nicht mehr zu kennen und zu Othellos "vergiftetem Schatten" Jago zu verkommen: "Ich bin nicht, der ich bin." Doch ehe Deza seinen Dienst bei Tupra quittiert, endgültig zu Luisa und den beiden Kindern nach Madrid zurückkehrt und sich mit der Aussicht abfinden muss, von Custardoy jederzeit heimgesucht zu werden, gibt ihm Wheeler sein Geheimnis mit auf den Weg: Seine Frau Valerie hatte für die "schwarze Propaganda" des britischen Geheimdienstes und zwecks Verunsicherung der Nazis an Himmler einen SS-Offizier und "heimlichen Vierteljuden" verraten, der daraufhin samt Familie im Massengrab eines Konzentrationslagers verschwand, und sich über dieser Schuld 1946 mit einem Jagdgewehr erschossen. Der rote Fleck aus jener Nacht könnte von Wheeler stammen, der, Blut hustend, an Lungenkrebs dahinstirbt, aber auch von Valerie, die in Wheelers Anwesen umgeht, da dieser ihr nicht mit seiner Gabe der Vorkenntnis beigestanden und sie nicht vor dem Suizid bewahrt hat: Gestern ist nie nur gestern, nichts lässt sich tilgen: Alles erneuert sich bloß ein ums andere Mal.
Um einen Lebenden zu begreifen, muss man wissen, wer dessen Tote sind. Seinen schönsten Essay widmete Javier Marías einst dem Film "The Ghost and Mrs. Muir" von Joseph L. Mankiewicz, bei dem man den Tod von Lucy Muir herbeisehnt, damit sie mit dem Geist Kapitän Greggs endlich zusammen sein kann. In "Dein Gesicht morgen" hat Marías seinem Vater Julián, seinem Paten Sir Peter Russell alias Wheeler, den Toten des zwanzigsten Jahrhunderts, auch den wehrlos alltäglichen Opfern des Todes, die uns so unendlich fehlen, ein Grabmonument geschaffen mit dem Wunsch, sie "mögen nun ruhen in den Seiten dieser Fiktion", auch damit das ewige innere Weinen in uns versiegt. In ihren Gräbern erzählen sie einander, so will es Marías, ihre Geschichten und warten auf den Tag, da sie von ihren Schuldigern Rechenschaft fordern. Die Einsicht, dass selbst die Täter zu Opfern werden können, hat dem Denker Marías jede Hoffnung auf ein erlöstes Morgen im Diesseits genommen. Der Romancier Marías aber erfüllt sich seinen größten Traum: die Welt "aus den Augen Gottes" zu betrachten, dem nicht die geringste Regung entgeht. Den Leser beschleicht das Gefühl - so unheimlich und sonderbar tröstlich zugleich -, bald auch selbst zu den Gespenstern von Marías zu gehören; er gedenkt unser vorab; und darin besteht am Ende die größte Leistung dieses fast schon ans Unwahrscheinliche grenzenden Meisterwerks.
Javier Marías: "Dein Gesicht morgen. 3: Gift und Schatten und Abschied". Roman. Aus dem Spanischen von Elke Wehr und Luis Ruby. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2010. 727 S., geb., 29,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eine gewaltige Hymne auf das Werk des Autors Javier Marias ist Markus Gassers Besprechung von Marias' jüngstem und eigener Auskunft nach letztem Roman "Gift und Schatten und Abschied". ("Was ich leisten konnte, ist getan", wird der Autor zitiert.) Mit dem vorliegenden Band ist die "Dein Gesicht morgen"-Trilogie abgeschlossen, und Gasser macht keinen Hehl daraus, dass er sie für eine der ganz großen Leistungen moderner Romanliteratur hält. Es geht darin ums Jahrhundert und seine Verbrechen im Ganzen, es gehen darin jede Menge Gespenster um, Shakespeare überdies und sichtbar wird so das Gespenstische des Zeitalters insgesamt. Etwas konkreter: Der Protagonist und Erzähler Jacobo Deza - bekannt schon aus dem früheren Roman "Alle Seelen" - wird von einem Literaturprofessor namens Wheeler für den Geheimdienst MI 6 rekrutiert. Beide verfügen sie über die übersinnliche Fähigkeit, den Menschen von heute die Dinge, die sie morgen tun, abzulesen. Nach Art eines Spannungsromans entfaltet, so Gasser, seine Jahrhundertgeschichte, und überragt durch Anspielungsreichtum und literarisches Können doch alles, was im Genre je leistbar ist. Heraus komme dabei eine "literarische Sinfonie", ja, ein "fast schon ans Unwahrscheinliche grenzendes Meisterwerk".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Dein Gesicht morgen ist kein vollkommener Roman, aber was ist Vollkommenheit gegen die Kühnheit, mit der Marías in die unheimlichsten Abgründe der menschlichen Natur leuchtet? ... Dein Gesicht morgen erzählt davon, wie die Gewalt in das eigene Bewusstsein und das eigene Leben eindringt und wie man sie dann verdrängt, verwandelt, verarbeitet und weiterlebt. Aber auch davon, wie man von der Gewalt wie von einem Virus infiziert wird.
Ijoma Mangold, Die Zeit, 1.7.2010""Dein Gesicht morgen" ist der Gipfel einer Romankunst, die man reflexiv, analytisch, hypertroph oder auch diabolisch nennen könnte, denn hier scheint das bloße Phantasieren einer Tat schon ihre Erfüllung in sich zu tragen. Wie das Virus die Ansteckung. ... Und je mehr er geschrieben hat, desto stärker schlingen sich seine Bücher um die eigenen literarischen Motive, nehmen sie auf und variieren sie, so wie auch seine süchtig machenden Methaphern sich selbst umkreisen. ... Das ist es, was Javier Marías von guter Literatur fordert. Szenen, die ihn verlocken, ein anderes Reich zu betreten. Wie ein Streichholz, das in einem dunklen Zimmer aufflammt."Paul Ingendaay, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 14.3.2010"Ein gutes Buch ist eine Falle. Es schnappt zu, wenn wir in ihm sind und lässt uns nicht wieder hinaus. Die Bücher von Javier Marías sind ganze Fallensysteme. Der erste Satz nimmt den Leser gefangen. Der nächste dudelt ihn ein, dann wieder packt ihn die Härte eines Gedankens, er wird in den Strudel eines erzählerischen Wasserfalls gerissen, um danach in ruhigen Sätzen zu liegen wie man im August in einem von der Hitze ermatteten Meer auf dem Rücken liegt und in die Sonne blinzelt."Arno Widmann, Frankfurter Rundschau, 3.3.2010"Thriller, Melodram, Geisterbeschwörung und eine Krypta für die Toten des zwanzigsten Jahrhunderts: Mit dem dritten Band von "Dein Gesicht morgen" steigert Javier Marías diese Trilogie zu seinem unheimlichsten Meisterwerk. ... mit "Dein Gesicht morgen" hat er den Höhepunkt seines Schaffens erreicht. ... Fast schon ein ans Unwahrscheinliche grenzende Meisterwerk."Markus Gasser, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.2.2010"Javier Marías ist "der bedeutendste spanische Romancier unserer Zeit ... der in seinem monumentalen Roman "Dein Gesicht morgen" die Lügen und Verbrechen der Franko-Diktatur zur Sprache bringt. ... ein großer Roman ..."Denis Scheck, ARD druckfrisch (ARD), 28.2.2010"Die Roman-Trilogie "Dein Gesicht morgen" kann jetzt schon als Opus Magnum des spanischen Erzählers Javier Marías gelten."Sigrid Löffler, ORF, 25.04.2010"Marías führt in "Dein Gesicht morgen" einmal mehr vor, wie die schriftstellerische Leistung gerade darin besteht, die eigene Stimme zu verlieren, um die anderen Stimmen zum Sprechen zu bringen. Dafür wird er hoffentlich bald den Nobelpreis bekommen."Ellen Spielmann, Der Freitag, 31.03.2010"Gäbe es Superlative in der Literaturkritik, man müsste Javier Marías den besten spanischen Schriftsteller der aktuellen Generation nennen. ... er steht in der Tradition anderer Schriftsteller wie etwa Marcel Proust, William Faulkner, Laurence Stern, Max Frisch oder der von Jaime verschiedentlich zitierten Rainer Maria Rilke und T. S. Eliot. ... Marías Bücher sind voller Echos, die beim Leser über den Tag hinaus nachhallen."Andreas Strehle, Tages-Anzeiger, 4.3.2010"In Marías' Meer unendlich schweifender Satzkaskaden kann sich der Leser treiben lassen und geht doch nie unter. reich beschenkt kehrt er am Ende mit dem Erzähler in dessen Heimat zurück. ein Werk, von dem man noch in Jahrzehnten sprechen wird."Dierk Wolters, Frankfurter Neue Presse, 22.4.2010"Seine Sätze ähneln kunstvoll mäandernden Schleifen. Sie entfalten einen Gegenstand so lange, bis sein Kern allmählich sichtbar wird."Tobias Lehmkuhl, WDR 5, 17.4.2010""Dein Gesicht morgen" ist einer der größten Romane unserer Zeit."The Times"Mit meisterhafter Virtuosität entfaltet Javier Marías seine ganze betörende Erzählkunst und s
Ijoma Mangold, Die Zeit, 1.7.2010""Dein Gesicht morgen" ist der Gipfel einer Romankunst, die man reflexiv, analytisch, hypertroph oder auch diabolisch nennen könnte, denn hier scheint das bloße Phantasieren einer Tat schon ihre Erfüllung in sich zu tragen. Wie das Virus die Ansteckung. ... Und je mehr er geschrieben hat, desto stärker schlingen sich seine Bücher um die eigenen literarischen Motive, nehmen sie auf und variieren sie, so wie auch seine süchtig machenden Methaphern sich selbst umkreisen. ... Das ist es, was Javier Marías von guter Literatur fordert. Szenen, die ihn verlocken, ein anderes Reich zu betreten. Wie ein Streichholz, das in einem dunklen Zimmer aufflammt."Paul Ingendaay, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 14.3.2010"Ein gutes Buch ist eine Falle. Es schnappt zu, wenn wir in ihm sind und lässt uns nicht wieder hinaus. Die Bücher von Javier Marías sind ganze Fallensysteme. Der erste Satz nimmt den Leser gefangen. Der nächste dudelt ihn ein, dann wieder packt ihn die Härte eines Gedankens, er wird in den Strudel eines erzählerischen Wasserfalls gerissen, um danach in ruhigen Sätzen zu liegen wie man im August in einem von der Hitze ermatteten Meer auf dem Rücken liegt und in die Sonne blinzelt."Arno Widmann, Frankfurter Rundschau, 3.3.2010"Thriller, Melodram, Geisterbeschwörung und eine Krypta für die Toten des zwanzigsten Jahrhunderts: Mit dem dritten Band von "Dein Gesicht morgen" steigert Javier Marías diese Trilogie zu seinem unheimlichsten Meisterwerk. ... mit "Dein Gesicht morgen" hat er den Höhepunkt seines Schaffens erreicht. ... Fast schon ein ans Unwahrscheinliche grenzende Meisterwerk."Markus Gasser, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.2.2010"Javier Marías ist "der bedeutendste spanische Romancier unserer Zeit ... der in seinem monumentalen Roman "Dein Gesicht morgen" die Lügen und Verbrechen der Franko-Diktatur zur Sprache bringt. ... ein großer Roman ..."Denis Scheck, ARD druckfrisch (ARD), 28.2.2010"Die Roman-Trilogie "Dein Gesicht morgen" kann jetzt schon als Opus Magnum des spanischen Erzählers Javier Marías gelten."Sigrid Löffler, ORF, 25.04.2010"Marías führt in "Dein Gesicht morgen" einmal mehr vor, wie die schriftstellerische Leistung gerade darin besteht, die eigene Stimme zu verlieren, um die anderen Stimmen zum Sprechen zu bringen. Dafür wird er hoffentlich bald den Nobelpreis bekommen."Ellen Spielmann, Der Freitag, 31.03.2010"Gäbe es Superlative in der Literaturkritik, man müsste Javier Marías den besten spanischen Schriftsteller der aktuellen Generation nennen. ... er steht in der Tradition anderer Schriftsteller wie etwa Marcel Proust, William Faulkner, Laurence Stern, Max Frisch oder der von Jaime verschiedentlich zitierten Rainer Maria Rilke und T. S. Eliot. ... Marías Bücher sind voller Echos, die beim Leser über den Tag hinaus nachhallen."Andreas Strehle, Tages-Anzeiger, 4.3.2010"In Marías' Meer unendlich schweifender Satzkaskaden kann sich der Leser treiben lassen und geht doch nie unter. reich beschenkt kehrt er am Ende mit dem Erzähler in dessen Heimat zurück. ein Werk, von dem man noch in Jahrzehnten sprechen wird."Dierk Wolters, Frankfurter Neue Presse, 22.4.2010"Seine Sätze ähneln kunstvoll mäandernden Schleifen. Sie entfalten einen Gegenstand so lange, bis sein Kern allmählich sichtbar wird."Tobias Lehmkuhl, WDR 5, 17.4.2010""Dein Gesicht morgen" ist einer der größten Romane unserer Zeit."The Times"Mit meisterhafter Virtuosität entfaltet Javier Marías seine ganze betörende Erzählkunst und s