Die bewegende Geschichte der Anne Frank und ihrer Familie dürfte jedem ein Begriff sein. Nun meldet sich Annes beste Freundin Jacqueline, die in Annes Tagebuch unter dem Namen Jopie Erwähnung findet, zu Wort und schildert die Freundschaft der beiden jüdischen Mädchen aus ihrer Sicht.
Jacqueline
van Maarsen ist die Tochter eines niederländischen Juden und einer französischen Katholikin, ein…mehrDie bewegende Geschichte der Anne Frank und ihrer Familie dürfte jedem ein Begriff sein. Nun meldet sich Annes beste Freundin Jacqueline, die in Annes Tagebuch unter dem Namen Jopie Erwähnung findet, zu Wort und schildert die Freundschaft der beiden jüdischen Mädchen aus ihrer Sicht.
Jacqueline van Maarsen ist die Tochter eines niederländischen Juden und einer französischen Katholikin, ein Umstand, der ihr, ihrer Schwester Cricri und dem Vater das Leben rettete. Doch auch die Familie van Maarsen bekam Hitlers Hass auf Juden zu spüren. Darum geht es in diesem Buch allerdings nicht vordergründig, sondern um die Wahrnehmung der Judenverfolgung aus der Sicht einer quasi Außenstehenden. Da sie ja Jüdin ist, hat Jacqueline van Maarsen natürlich viel Kontakt mit anderen Juden. Diese verschwinden nach und nach, tauchen unter oder werden von den Nazis deportiert. Dies ist schrecklich für die junge Jacqueline, doch sie macht sich nur wenig Sorgen um Freunde und Verwandte, wähnt sie diese doch in Sicherheit in der Schweiz oder in einem Arbeitslager in Deutschland. Es ist der erwachsenen Jacqueline erstaunlich gut gelungen, die Naivität ihrer jüngeren Ichs deutlich zu machen. Selbst beim Leser, der ja weiß, welche Grausamkeiten jüdische Menschen damals erleiden mussten, stellen sich beim Lesen Gedanken ein wie:“ Wird schon alles gut gehen, die kommen bestimmt gesund wieder.“ Man übernimmt ein Stück weit selbst Jacquelines Unwissenheit, bis einen die Realität dann, genau wie das Mädchen, mit aller Macht einholt.
Es ist eine sehr bewegende Erfahrung, Anne Frank so viele Jahre nach ihrem Tod noch einmal von einer anderen Seite kennenlernen zu dürfen. Die Anne aus dem Tagebuch, das Mädchen, das erst in ständiger Angst vor den Nazis und später in der Enge des Hinterhauses lebte, „kennt“ man. Jacqueline van Maarsen zeichnet aber ein ganz neues, noch unbeschwertes Bild von ihr.
2005 wurde dieses Buch bereits unter dem Titel „Ich heiße Anne, sagte sie, Anne Frank“ im Erwachsenenprogramm der Fischerverlage veröffentlicht. Glücklicherweise hat sich der Verlag nun entschlossen, es unter einem weniger irreführenden Titel im Kinder- und Jugendbuchprogramm erneut zu veröffentlichen und es so der jüngeren Zielgruppe zugänglicher zu machen. „Deine beste Freundin Anne Frank“ sollte man unbedingt lesen, sei es als Einstieg in die Literatur über das jüdische Mädchen oder aber als interessante Ergänzung. Von mir bekommt dieses Buch eine klare Leseempfehlung!