"Deine Briefe lege ich unter die Matratze" ist ein tief berührendes Werk, das aus einer einzigartigen Brieffreundschaft zwischen der legendären Kinderbuchautorin Astrid Lindgren und der jungen Sara Schwardt hervorgeht. Beginnend mit einem Brief von der damals zwölfjährigen Sara an Lindgren im Jahr 1971, entwickelt sich über die Jahre ein außergewöhnlicher Austausch, der nicht nur Einblicke in persönliche Gedanken und Erlebnisse beider bietet, sondern auch eine Generationen übergreifende Verbundenheit offenbart. Trotz eines Altersunterschieds von 50 Jahren teilen sie ihre Sichtweisen auf das Leben, die Liebe und menschliche Beziehungen, was diesen Briefwechsel zu einem Zeugnis tiefer Menschlichkeit und Verständnis macht. Bereichert wird das Buch durch zahlreiche Fotos und Faksimiles der Originalbriefe, die einen authentischen und sehr persönlichen Blick in das Leben und den Charakter von Astrid Lindgren gewähren.
Einzigartiger Einblick in das Leben von Astrid Lindgren: Dieses Buch bietet eine seltene Gelegenheit, die persönlichen Gedanken und Ansichten einer der beliebtesten Kinderbuchautorinnen aller Zeiten zu entdecken. Tiefe, generationenübergreifende Freundschaft: Eine berührende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, die zeigt, wie zwei Menschen unterschiedlichen Alters einander verstehen und bereichern können. Umfangreiches Material: Angereichert mit Fotos und Faksimiles der Originalbriefe, bietet das Buch einen authentischen und visuell ansprechenden Einblick in den Briefwechsel. Inspirierend und bewegend: Die Offenheit und Ehrlichkeit, mit der Sara Schwardt und Astrid Lindgren ihre Gedanken und Gefühle teilen, macht dieses Buch zu einem inspirierenden Leseerlebnis. Hoher literarischer Wert: Die Kritiken heben die literarische Qualität und die menschliche Tiefe des Buches hervor, was es zu einem wertvollen Bestandteil jeder Bibliothek macht. Empfohlen für alle Altersgruppen: Obwohl es die Korrespondenz zwischen einer Erwachsenen und einem Kind darstellt, ist das Buch sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene eine bereichernde Lektüre. Pädagogisch wertvoll: Das Buch wird empfohlen für alle, die mit Kindern, Jugendlichen oder Familien arbeiten, da es wertvolle Einblicke in die Gedankenwelt junger Menschen und die Bedeutung einer Mentorfigur bietet.
Einzigartiger Einblick in das Leben von Astrid Lindgren: Dieses Buch bietet eine seltene Gelegenheit, die persönlichen Gedanken und Ansichten einer der beliebtesten Kinderbuchautorinnen aller Zeiten zu entdecken. Tiefe, generationenübergreifende Freundschaft: Eine berührende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, die zeigt, wie zwei Menschen unterschiedlichen Alters einander verstehen und bereichern können. Umfangreiches Material: Angereichert mit Fotos und Faksimiles der Originalbriefe, bietet das Buch einen authentischen und visuell ansprechenden Einblick in den Briefwechsel. Inspirierend und bewegend: Die Offenheit und Ehrlichkeit, mit der Sara Schwardt und Astrid Lindgren ihre Gedanken und Gefühle teilen, macht dieses Buch zu einem inspirierenden Leseerlebnis. Hoher literarischer Wert: Die Kritiken heben die literarische Qualität und die menschliche Tiefe des Buches hervor, was es zu einem wertvollen Bestandteil jeder Bibliothek macht. Empfohlen für alle Altersgruppen: Obwohl es die Korrespondenz zwischen einer Erwachsenen und einem Kind darstellt, ist das Buch sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene eine bereichernde Lektüre. Pädagogisch wertvoll: Das Buch wird empfohlen für alle, die mit Kindern, Jugendlichen oder Familien arbeiten, da es wertvolle Einblicke in die Gedankenwelt junger Menschen und die Bedeutung einer Mentorfigur bietet.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Ein kleines Mädchen, dem die Verfilmungen von Astrid Lindgrens Büchern nicht gefielen, schrieb der Autorin einen Brief, um sich zu beklagen und sich selbst für eine Rolle vorzuschlagen, berichtet Judith Scholter. Es wurde eine Brieffreundschaft daraus, die mehr als dreißig Jahr währte, verrät die Rezensentin, und gesammelte Korrespondenz ist jetzt dem Buch "Deine Briefe lege ich unter die Matratze" veröffentlicht worden. Es sind sehr persönliche Briefe, in denen Lindgren oft, aber nicht immer, die Rolle der weisen Ratgeberin spielt, erklärt Scholter. Gerade, wer sich für diese späteren Jahre Lindgrens interessiert, dürfte Freude an diesem Band haben, verspricht die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2015Der Weltkrieg der Reptilien
In Briefen, Kriegstagebüchern und einer Biographie zeigt sich eine bislang unbekannte Astrid Lindgren.
Von Tilman Spreckelsen
Die Briefe kamen säckeweise, jedes Jahr wurden es mehr. Wildfremde Menschen baten Astrid Lindgren um Rat, manche auch um Geld, oder sie machten ihr Heiratsanträge. Die zwölfjährige Sara, die 1971 an die damals schon weltberühmte Autorin schrieb, hatte ein anderes Ziel: Sie wollte unbedingt Schauspielerin werden, und da auch Astrid Lindgrens Werke verfilmt worden waren, könnte sie bestimmt ein gutes Wort für Sara einlegen - "willst du mich glücklich machen?" war der Brief überschrieben, und am Ende stand, dass er von einem "sehr einsamen Mädchen" stamme.
Astrid Lindgren antwortete zwar, aber nicht wie erwünscht, so dass die junge Empfängerin den Brief zerriss und in der Toilette herunterspülte. Unter anderem fragte Lindgren Sara, die ihren Bewerbungsbrief mit dem Hinweis versehen hatte, wie schlecht alle Kinderschauspieler der Lindgren-Verfilmungen seien, ob sie sich eigentlich nicht vorstellen könnte, warum sie so einsam sei?
Der Briefwechsel, der trotzdem darauf folgte und am Ende etwa achtzig Schreiben umfasste, zeigt ein labiles, zwischen Arroganz und dem Gefühl eigener Wertlosigkeit schwankendes Mädchen und eine Autorin, die sich ihrer so einfühlsam und besorgt annimmt, als wären sie enge Freundinnen oder Verwandte - obwohl sie sich nie getroffen haben. Sie ringt um Sara, warnt sie vor Alkohol und Drogen, beschwört sie, die Schule nicht abzubrechen, und trifft den richtigen Ton. Vor allem aber kommentiert Lindgren die Eröffnungen Saras gern mit dem Hinweis auf eigene Erfahrungen im selben Alter. Und fragt die Dreizehnjährige sogar: "Kann ich Dir alles schreiben, was mir einfällt?"
Lindgrens Briefwechsel mit Sara Schwardt ist nur eines von drei jüngst erschienenen Büchern, die den Namen der berühmteste Kinderbuchautorin der Welt im Titel tragen. Weil keines von ihnen fiktional ist, versprechen sie einen neuen Blick auf die Frau, die "Pippi Langstrumpf" oder "Michel aus Lönneberga" schrieb, und das Interesse der erwachsenen Leser ist so groß, dass zwölf Jahre nach Lindgrens Tod wieder eines ihrer Bücher auf den Bestsellerlisten steht.
Es handelt sich um die Edition der sogenannten "Kriegstagebücher", die sie zwischen 1939 und 1945 führte - Notizen, die den Alltag der jungen Familie Lindgren ebenso wie die politischen und militärischen Ereignisse schildern. Ein drittes kommt hinzu: Astrid, seit 1931 mit dem Automobilclub-Funktionär Sture Lindgren verheiratet, sorgte nicht nur für ihre beiden Kinder Lasse und Karin, sondern arbeitete für eine schwedische Behörde, die den Postverkehr mit dem Ausland überwachte. Was sie dabei über die Verhältnisse in Europa lernte, die vielen deprimierenden und schockierenden Nachrichten etwa aus den von Hitler besetzten Gebieten, ergänzte die Zeitungsberichte, die in Schweden kursierten (F.A.Z. v. 13. Mai). Einige dieser Artikel und Fotos schnitt Lindgren aus und klebte sie ins Tagebuch. Sie schrieb Gedichte ab, referierte Nachrichten aus Stalingrad oder von der afrikanischen Front und notierte persönliche Katastrophen wie das Geständnis ihres Mannes, dass er eine Geliebte hätte und sich scheiden lassen wolle. Dazu kam es nicht, die familiären Verhältnisse wurden 1945 entschieden besser, und überhaupt fällt das Kriegsende zusammen mit dem rasanten Beginn einer beispiellosen Schriftstellerinnenkarriere: Lindgren gewann einen Literaturpreis für ein Jugendbuchmanuskript und reichte nun ein weiteres beim Verlag ein. Es enthielt die Abenteuer einer gewissen Pippi Langstrumpf, Geschichten, die Lindgren 1941 am Bett ihrer kranken Tochter Karin spontan erzählt und in den Folgejahren weiter ausgesponnen hatte. Auch in sie ist die Zeitgeschichte eingegangen - etwa in der Beschreibung eines Zirkusbesuchs, als Pippi im Ringkampf gegen den "starken Adolf" antritt und den aufgeblasenen Athleten im Nullkommanichts besiegt. Sehr zum Missvergnügen des Zirkusdirektors, der einen deutschen Akzent hat.
Nachzulesen ist das jetzt auch in Jens Andersens Astrid-Lindgren-Biographie, dem gewichtigsten unter den drei Bänden. Andersen zeichnet das Bild eines rebellischen Mädchens, geboren 1907, das in der Kleinstadt Vimmerby in der schwedischen Provinz Småland aufwächst - später wird das Bild dieser Gegend um die Welt gehen, liebevoll beschrieben von Lindgren in den "Bullerbü"- und "Michel"-Büchern und anderen mehr. Einen Aufsatz der Dreizehnjährigen legt ihr Lehrer dem Besitzer und Chefredakteur der lokalen Tageszeitung vor, der den Text druckt, später dessen Verfasserin als Volontärin einstellt und noch später eine Liebesbeziehung mit der dreißig Jahre Jüngeren beginnt. Astrid Ericsson wird schwanger, bringt das Kind in Dänemark zur Welt und verlässt dessen Vater, der sie gern geheiratet hätte. Ihr Sohn Lasse aber verbringt die ersten Jahre getrennt von der Mutter in Kopenhagen, und in einer gespenstischen Szene beschreibt der Biograph, wie Lasse, als er schon wieder bei seiner Mutter lebt, diese auffordert, dänisch mit ihm zu sprechen und so zu tun, als sei sie seine Pflegemutter.
Andersen betont, wie traumatisch Astrid Lindgren die Trennung von ihrem Sohn erlebt hat, und kaum zufällig wimmelt es im Werk dieser Autorin von vaterlosen Kindern. Explizit geht Andersen diesen Verbindungslinien aber nicht nach, so wie er sich insgesamt gern auf die Darstellung der Biographie zurückzieht, ohne sich in der Interpretation des Werks zu verlieren. Offensichtliches wird geschildert, aber nicht weiter ausgedeutet, etwa Lindgrens Bild vom Nationalsozialismus und vom Kommunismus als zwei urzeitliche Reptilien, die sich bekämpfen, in ihren Kriegstagebüchern - dreißig Jahre später kehrt das verwandelt in "Die Brüder Löwenherz" wieder, und vor dem Hintergrund der frühen Ausformung gewinnt der späte Märchenroman auf einmal eine politische Dimension.
Ein Beispiel für viele. Wer jedenfalls Lindgrens Werk weiter ausleuchten wollte, fände zahlreiche Ansätze dazu in Andersens materialreicher Biographie, Wegzeichen, denen der sonst so fleißige Autor offenbar nicht sehr viel weiter nachgehen wollte. Eine künftige Astrid-Lindgren-Forschung jedenfalls müsste exakt hier ansetzen: mit der Frage, welchen Anteil die erlebte Zeitgeschichte an der Gestaltung von Bullerbü, von Lönneberga, von Saltkrokan oder auch dem zum "Land der Dämmerung" umgeformten Stockholm einnimmt.
Jens Andersen: "Astrid Lindgren". Ihr Leben.
Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2015. 448 S., geb., Abb., 26,99 [Euro].
Astrid Lindgren/Sara Schwardt: "Deine Briefe lege ich unter die Matratze". Ein Briefwechsel 1971-2002.
Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer. Oetinger Verlag, Hamburg 2015. 240 S., geb., 19,99 [Euro].
Astrid Lindgren: "Die Menschheit hat den Verstand verloren". Tagebücher 1939-1945.
Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch und Gabriele Haefs. Ullstein Verlag, Berlin 2015. 576 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In Briefen, Kriegstagebüchern und einer Biographie zeigt sich eine bislang unbekannte Astrid Lindgren.
Von Tilman Spreckelsen
Die Briefe kamen säckeweise, jedes Jahr wurden es mehr. Wildfremde Menschen baten Astrid Lindgren um Rat, manche auch um Geld, oder sie machten ihr Heiratsanträge. Die zwölfjährige Sara, die 1971 an die damals schon weltberühmte Autorin schrieb, hatte ein anderes Ziel: Sie wollte unbedingt Schauspielerin werden, und da auch Astrid Lindgrens Werke verfilmt worden waren, könnte sie bestimmt ein gutes Wort für Sara einlegen - "willst du mich glücklich machen?" war der Brief überschrieben, und am Ende stand, dass er von einem "sehr einsamen Mädchen" stamme.
Astrid Lindgren antwortete zwar, aber nicht wie erwünscht, so dass die junge Empfängerin den Brief zerriss und in der Toilette herunterspülte. Unter anderem fragte Lindgren Sara, die ihren Bewerbungsbrief mit dem Hinweis versehen hatte, wie schlecht alle Kinderschauspieler der Lindgren-Verfilmungen seien, ob sie sich eigentlich nicht vorstellen könnte, warum sie so einsam sei?
Der Briefwechsel, der trotzdem darauf folgte und am Ende etwa achtzig Schreiben umfasste, zeigt ein labiles, zwischen Arroganz und dem Gefühl eigener Wertlosigkeit schwankendes Mädchen und eine Autorin, die sich ihrer so einfühlsam und besorgt annimmt, als wären sie enge Freundinnen oder Verwandte - obwohl sie sich nie getroffen haben. Sie ringt um Sara, warnt sie vor Alkohol und Drogen, beschwört sie, die Schule nicht abzubrechen, und trifft den richtigen Ton. Vor allem aber kommentiert Lindgren die Eröffnungen Saras gern mit dem Hinweis auf eigene Erfahrungen im selben Alter. Und fragt die Dreizehnjährige sogar: "Kann ich Dir alles schreiben, was mir einfällt?"
Lindgrens Briefwechsel mit Sara Schwardt ist nur eines von drei jüngst erschienenen Büchern, die den Namen der berühmteste Kinderbuchautorin der Welt im Titel tragen. Weil keines von ihnen fiktional ist, versprechen sie einen neuen Blick auf die Frau, die "Pippi Langstrumpf" oder "Michel aus Lönneberga" schrieb, und das Interesse der erwachsenen Leser ist so groß, dass zwölf Jahre nach Lindgrens Tod wieder eines ihrer Bücher auf den Bestsellerlisten steht.
Es handelt sich um die Edition der sogenannten "Kriegstagebücher", die sie zwischen 1939 und 1945 führte - Notizen, die den Alltag der jungen Familie Lindgren ebenso wie die politischen und militärischen Ereignisse schildern. Ein drittes kommt hinzu: Astrid, seit 1931 mit dem Automobilclub-Funktionär Sture Lindgren verheiratet, sorgte nicht nur für ihre beiden Kinder Lasse und Karin, sondern arbeitete für eine schwedische Behörde, die den Postverkehr mit dem Ausland überwachte. Was sie dabei über die Verhältnisse in Europa lernte, die vielen deprimierenden und schockierenden Nachrichten etwa aus den von Hitler besetzten Gebieten, ergänzte die Zeitungsberichte, die in Schweden kursierten (F.A.Z. v. 13. Mai). Einige dieser Artikel und Fotos schnitt Lindgren aus und klebte sie ins Tagebuch. Sie schrieb Gedichte ab, referierte Nachrichten aus Stalingrad oder von der afrikanischen Front und notierte persönliche Katastrophen wie das Geständnis ihres Mannes, dass er eine Geliebte hätte und sich scheiden lassen wolle. Dazu kam es nicht, die familiären Verhältnisse wurden 1945 entschieden besser, und überhaupt fällt das Kriegsende zusammen mit dem rasanten Beginn einer beispiellosen Schriftstellerinnenkarriere: Lindgren gewann einen Literaturpreis für ein Jugendbuchmanuskript und reichte nun ein weiteres beim Verlag ein. Es enthielt die Abenteuer einer gewissen Pippi Langstrumpf, Geschichten, die Lindgren 1941 am Bett ihrer kranken Tochter Karin spontan erzählt und in den Folgejahren weiter ausgesponnen hatte. Auch in sie ist die Zeitgeschichte eingegangen - etwa in der Beschreibung eines Zirkusbesuchs, als Pippi im Ringkampf gegen den "starken Adolf" antritt und den aufgeblasenen Athleten im Nullkommanichts besiegt. Sehr zum Missvergnügen des Zirkusdirektors, der einen deutschen Akzent hat.
Nachzulesen ist das jetzt auch in Jens Andersens Astrid-Lindgren-Biographie, dem gewichtigsten unter den drei Bänden. Andersen zeichnet das Bild eines rebellischen Mädchens, geboren 1907, das in der Kleinstadt Vimmerby in der schwedischen Provinz Småland aufwächst - später wird das Bild dieser Gegend um die Welt gehen, liebevoll beschrieben von Lindgren in den "Bullerbü"- und "Michel"-Büchern und anderen mehr. Einen Aufsatz der Dreizehnjährigen legt ihr Lehrer dem Besitzer und Chefredakteur der lokalen Tageszeitung vor, der den Text druckt, später dessen Verfasserin als Volontärin einstellt und noch später eine Liebesbeziehung mit der dreißig Jahre Jüngeren beginnt. Astrid Ericsson wird schwanger, bringt das Kind in Dänemark zur Welt und verlässt dessen Vater, der sie gern geheiratet hätte. Ihr Sohn Lasse aber verbringt die ersten Jahre getrennt von der Mutter in Kopenhagen, und in einer gespenstischen Szene beschreibt der Biograph, wie Lasse, als er schon wieder bei seiner Mutter lebt, diese auffordert, dänisch mit ihm zu sprechen und so zu tun, als sei sie seine Pflegemutter.
Andersen betont, wie traumatisch Astrid Lindgren die Trennung von ihrem Sohn erlebt hat, und kaum zufällig wimmelt es im Werk dieser Autorin von vaterlosen Kindern. Explizit geht Andersen diesen Verbindungslinien aber nicht nach, so wie er sich insgesamt gern auf die Darstellung der Biographie zurückzieht, ohne sich in der Interpretation des Werks zu verlieren. Offensichtliches wird geschildert, aber nicht weiter ausgedeutet, etwa Lindgrens Bild vom Nationalsozialismus und vom Kommunismus als zwei urzeitliche Reptilien, die sich bekämpfen, in ihren Kriegstagebüchern - dreißig Jahre später kehrt das verwandelt in "Die Brüder Löwenherz" wieder, und vor dem Hintergrund der frühen Ausformung gewinnt der späte Märchenroman auf einmal eine politische Dimension.
Ein Beispiel für viele. Wer jedenfalls Lindgrens Werk weiter ausleuchten wollte, fände zahlreiche Ansätze dazu in Andersens materialreicher Biographie, Wegzeichen, denen der sonst so fleißige Autor offenbar nicht sehr viel weiter nachgehen wollte. Eine künftige Astrid-Lindgren-Forschung jedenfalls müsste exakt hier ansetzen: mit der Frage, welchen Anteil die erlebte Zeitgeschichte an der Gestaltung von Bullerbü, von Lönneberga, von Saltkrokan oder auch dem zum "Land der Dämmerung" umgeformten Stockholm einnimmt.
Jens Andersen: "Astrid Lindgren". Ihr Leben.
Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2015. 448 S., geb., Abb., 26,99 [Euro].
Astrid Lindgren/Sara Schwardt: "Deine Briefe lege ich unter die Matratze". Ein Briefwechsel 1971-2002.
Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer. Oetinger Verlag, Hamburg 2015. 240 S., geb., 19,99 [Euro].
Astrid Lindgren: "Die Menschheit hat den Verstand verloren". Tagebücher 1939-1945.
Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch und Gabriele Haefs. Ullstein Verlag, Berlin 2015. 576 S., geb., 19,99 [Euro].
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"Keins ihrer Worte, gesprochen oder geschrieben, klang banal. Es war das Wort eines Menschen, der so ist, wie Menschen sein sollen." Sybil Gräfin Schönfeldt, Süddeutsche Zeitung, 09.11.2015