Das Mitleid mit Kindern, die nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland Hunger litten, veranlasste Julie Bikle, Winterthurerin mit süddeutschen Wurzeln, ein Kinderhilfswerk aufzubauen. Dies ermöglichte es 47 000 Kindern, zwei Monate in einer Schweizer Familie zu verbringen - ein Aufenthalt, der die kleinen Gäste körperlich stärkte und durch die Beziehung zu den Gasteltern bei ihnen einen bleibenden Eindruck hinterliess.Anhand von Bikles umfangreichem Nachlass wird diese private humanitäre Hilfe lebendig, aber nicht unkritisch dargestellt. Die Quellen zu erfolgreichen Spendensammlungen während der Inflation 1923 zeugen vom grossen Engagement für die «deutschen Brüder» und dokumentieren Hungersnot und Verzweiflung in Deutschland. Dieses Elend kann gerade aus der Perspektive der humanitär engagierten Schweizerin neu gesehen werden. Als genaue Beobachterin des Zeitgeschehens bewies Julie Bikle zudem häufig politischen Weitblick.
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