In der SS-Organisation Lebensborn e.V. sollte der nationalsozialistische Rassenwahn einmal mehr auf perverse Weise Gestalt annehmen. Ende 1935 wurde sie von Himmler mit dem Ziel gegründet, die Zukunft des deutschen Volkes durch 'rassisch und erbbiologisch wertvollen' Nachwuchs zu sichern. Obwohl es sich dabei im Wesentlichen nicht um geheime Aktionen handelte, sind die heutigen Kenntnisse über den Lebensborn recht dürftig oder gar unzutreffend. Weder waren die Einrichtungen 'Begattungsheime' - neben den Frauen von SS-Angehörigen waren es vor allem werdende ledige Mütter, die in den Heimen ihre Kinder zur Welt brachten -, noch dienten sie karitativen Zwecken - waren sie doch Teil der unmenschlichen Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten. Zu den besonders düsteren Kapiteln des Lebensborn e.V. gehört die Beteiligung an den so genannten 'Eindeutschungsaktionen', bei denen aus den besetzten Gebieten geeignete Kinder entführt, dann in den Heimen ihrer Identität beraubt und 'eingedeutscht' wurden. Die Heime selbst waren in der Regel in Gutshöfen untergebracht, die man zuvor den jüdischen Eigentümern enteignet hatte. Mit diesem Band liegt eine wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung der SS-Organisation vor, die auch bislang nicht erschlossene Quellen berücksichtigt. Ausführlich und sachlich werden Hintergründe, Aufbau und Organisation des Lebensborn e.V. dargestellt, ohne das Schicksal der Betroffenen, etwa bei den Eindeutschungs- und Enteignungsaktionen, aber auch der Lebensborn-Kinder selbst, aus dem Blick zu verlieren.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine immense "Fleißarbeit", die sich nach Ansicht von Alexander Kissler gelohnt hat. Volker Koop habe für seine "außerordentlich instruktive" Darstellung der NS-Kinderheime "Lebensborns" fast ausschließlich die eigenen Archivfunde verwendet. Der damit ausbleibende Rekurs auf die übrige Fachliteratur zum Thema ist für Kissler zu verschmerzen, erfahre man doch von Koop viele Neuigkeiten. Koop beweise, dass der "Lebensborn" sowohl an der Deportation von Kindern aus den besetzten Gebieten beteiligt war als auch aufs engste mit der NS-Rassenpolitik verknüpft. Zwar sei es keine Nazi-"Zuchtanstalt" gewesen, referiert Kissler, aber doch konnten SS-Männer hier die Kinder ihrer Geliebten zur Welt bringen lassen, ohne dass die eigene Frau davon etwas erfahren musste. Vor solcherlei Erkenntnissen setze Koop aber ein unnötiges Maß an Anstrengung, meint Kissler, der den "zähen" Stil, die dysfunktionale Gliederung und die übermäßige Zahlenverliebtheit moniert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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