Der Wille des Volkes ist ihnen heilig, den Politikerinnen und Politikern jeder Couleur. Demokraten sind sie alle - genauso wie jene, die sie kritisieren. Letztere mögen sich zwar darüber streiten, was unter echter Demokratie zu verstehen ist, sind sich aber einig im Befund, die Demokratie stecke in einer Krise. Tatsächlich ist die Unzufriedenheit groß mit jener politischen Ordnungsform, die uns doch als die bestmögliche erscheint. Urs Marti sucht nach Gründen für die Unzufriedenheit und stellt Fragen nach den Aufgaben, den Chancen und dem angeblichen Versagen der Demokratie in einem historischen und politischen Kontext. Er ruft die großen Themen der klassischen Demokratietheoretiker in Erinnerung, verfolgt die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der modernen Demokratie und analysiert Krisenfaktoren, vom Populismus bis hin zur Globalisierung. Er fragt aber auch nach Alternativen zur gegenwärtigen Form der Demokratie, wobei er neoliberale Versuche, Demokratie neu zu interpretieren, mit der Erfahrung konfrontiert, dass Wahlfreiheit heute für all jene Menschen illusionär ist, die von der Beteiligung an wirtschaftlicher Macht ausgeschlossen sind. Demokratie ist eine historisch gewachsene, aber bis heute zerbrechliche Errungenschaft, dringend entwicklungsbedürftig, aber auch entwicklungsfähig.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Urs Marti habe eine "scharfsinnige" Studie vorgelegt, die obendrein den Vorzug habe, gut lesbar zu sein, lobt Rezensent Rudolf Walther. Dabei bewahre der Autor stets den Sinn für die Realitäten und analysiere "vorsichtig abwägend". Nach einem historischen Exkurs geht es Marti ganz besonders um die neumodische Wertedebatte. Werte werden laut Marti nicht durch Erziehungsprogramme geschaffen, sondern durch reale Zugangsrechte zu Bildung, Arbeit, Eigentum und Wohnung. Als Gefahren für die Demokratie betrachte Marti folgerichtig jede Art von Ausgrenzung von Ausländern oder Asylsuchenden. Soziale Ungleichheit, referiert der Rezensent, sei die zweite wohl von allen Theoretikern geteilte Gefahrenquelle für Demokratien, und als dritte verweise der Autor auf die "Anarchie der Märkte". Hier habe der Autor natürlich keine Lösungsvorschläge parat, mahne aber eine funktionierende überstaatliche Kontrollinstanz an.
© Perlentaucher Medien GmbH
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