Wir erleben aktuell in Westeuropa eine nachlassende Akzeptanz parlamentarisch-demokratischer Systeme. Rechtspopulistische Parteien und Positionen erweisen sich als eine große Herausforderung. Diese Situation legt eine historische Reflexion über das Entstehen, Gelingen und Scheitern politischer Partizipation nahe. Um zu verstehen, wie sich der lange Übergang von der ständischen Repräsentation in der Vormoderne zu den inklusiven Verfassungsordnungen der Gegenwart vollzog, greift eine bloße Analyse der formalen Abläufe demokratischer Politik zu kurz. Schließlich waren Definitionen und Bewertungen von demokratischen Praktiken stets umkämpft und wandelten sich insbesondere in Umbruchsphasen und Krisensituationen oft grundlegend.Die Autorinnen und Autoren des Bandes richten daher den Blick auf Arenen, Prozesse und Umbrüche im 19. und 20. Jahrhundert, in denen kollektive Akteure um die Durchsetzung und Anerkennung demokratischer Spielregeln rangen und diese selbst praktizierten. Sie zeigen, wie sich Individuen und Gruppen durch eine Fülle von Praktiken demokratisch betätigten - über das Verfassen von Petitionen, das Schreiben von Briefen, das Reden in Versammlungen oder das Demonstrieren. Neben Parlamenten und Parteien, den klassischen Institutionen demokratischen Handelns, rücken auf diese Weise auch Gerichte, Medien, Wahlkämpfe und Revolutionen als beachtenswerte Arenen der Demokratiegeschichte in den Blick.