Vier Jahrzehnte deutscher Nachkriegspolitik hat Franz Josef Strauß entscheidend mitgeprägt, zwei Jahrzehnte davon begleitete Friedrich Voss den großen Politiker als einer seiner engsten Vertrauten. Seine Erinnerungen an den CDU-Mitbegründer, den Bundesfinanzminister und Oppositionspolitiker, den Kanzlerkandidaten und Kohl-Kontrahenten, den Außenpolitiker und Staatsmann, den Wahlkämpfer und bayerischen Ministerpräsidenten hielt Voss in Tagebüchern, Protokollen und Mitschriften akribisch fest und faßte sie in diesem sehr persönlichen Buch zusammen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
In einer Doppelrezenions schreibt Arnulf Baring über Klaus Harpprechts Band "Im Kanzleramt - Tagebuch der Jahre mit Willy Brandt" (Rowohlt) und über Friedrich Voss` "Der Kanzler im Visier - 20 Jahre mit Franz-Josef Strauß" (Von Hase & Koehler).
1) Klaus Harpprecht: "Im Kanzleramt"
Baring, der ja selbst durch Bücher über Brandt hervorgetreten ist, bescheinigt seinem Kollegen stilistische Brillanz und findet auch manche aufschlussreiche Anekdoten und Episoden, macht aber zwei Einwände geltend, die Harpprecht seiner Meinung nach hätten abhalten sollen, das Buch überhaupt vorzulegen. Zum einen stört ihn, dass Harpprechts Tagebuch aus seiner Redenschreiberzeit bei Brandt aus den Jahren 1973 und 74 stammt, also aus der Zeit des Niedergangs, wobei Baring nicht ganz verständlich machen kann, warum diese Zeit weniger interessant sein soll als die des Aufbruchs von Brandts sozialliberaler Koalition. Aber auch der Niedergang von Brandts Regierungszeit scheint sich Baring in dem Buch nicht deutlich genug zu profilieren, da Harpprecht nicht dem innersten Kreis um Brandt angehört hätte und darum nur "marginal informiert" gewesen sei. Als zweiten Einwand gegen Harpprechts Buch nennt er eine gewisse Verpflichtung eines ehemaligen Redenschreibers zur Diskretion. Nach Baring hätte Harpprecht nicht so sehr betonen sollen, dass Brandts Buch "Über den Tag hinaus" im wesentlichen von ihm geschrieben worden sei.
2) Friedrich Voss: "Den Kanzler im Visier"
Über Voss` Erinnerungen an Strauß äußert sich Baring positiv. Der Autor hat Strauß nach Baring nicht nur sehr nahe gestanden, er schafft es auch, trotz dieser Nähe eine erzählerische Distanz zu bewahren. Auch Voss war Redenschreiber, wenn auch nicht so brillant wie Harpprecht, meint Baring. Voss` Buch begrüßt er besonders deshalb, weil bisher wenige biografische Bücher über diesen einflussreichen Politiker zu Verfügung stehen, weil man Neues über Strauß` unglückliche Kanzlerkandidatur von 1980 erfährt und weil man auch verstehen lerne, wie deftig interne Auseinandersetzungen in der CSU ausgetragen wurden.
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1) Klaus Harpprecht: "Im Kanzleramt"
Baring, der ja selbst durch Bücher über Brandt hervorgetreten ist, bescheinigt seinem Kollegen stilistische Brillanz und findet auch manche aufschlussreiche Anekdoten und Episoden, macht aber zwei Einwände geltend, die Harpprecht seiner Meinung nach hätten abhalten sollen, das Buch überhaupt vorzulegen. Zum einen stört ihn, dass Harpprechts Tagebuch aus seiner Redenschreiberzeit bei Brandt aus den Jahren 1973 und 74 stammt, also aus der Zeit des Niedergangs, wobei Baring nicht ganz verständlich machen kann, warum diese Zeit weniger interessant sein soll als die des Aufbruchs von Brandts sozialliberaler Koalition. Aber auch der Niedergang von Brandts Regierungszeit scheint sich Baring in dem Buch nicht deutlich genug zu profilieren, da Harpprecht nicht dem innersten Kreis um Brandt angehört hätte und darum nur "marginal informiert" gewesen sei. Als zweiten Einwand gegen Harpprechts Buch nennt er eine gewisse Verpflichtung eines ehemaligen Redenschreibers zur Diskretion. Nach Baring hätte Harpprecht nicht so sehr betonen sollen, dass Brandts Buch "Über den Tag hinaus" im wesentlichen von ihm geschrieben worden sei.
2) Friedrich Voss: "Den Kanzler im Visier"
Über Voss` Erinnerungen an Strauß äußert sich Baring positiv. Der Autor hat Strauß nach Baring nicht nur sehr nahe gestanden, er schafft es auch, trotz dieser Nähe eine erzählerische Distanz zu bewahren. Auch Voss war Redenschreiber, wenn auch nicht so brillant wie Harpprecht, meint Baring. Voss` Buch begrüßt er besonders deshalb, weil bisher wenige biografische Bücher über diesen einflussreichen Politiker zu Verfügung stehen, weil man Neues über Strauß` unglückliche Kanzlerkandidatur von 1980 erfährt und weil man auch verstehen lerne, wie deftig interne Auseinandersetzungen in der CSU ausgetragen wurden.
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