Oswald von Nell-Breuning hat über Jahrzehnte die deutsche Sozialpolitik kritisch kommentiert und konstruktiv begleitet. Welche Anregungen kann er den Debatten heute geben?Als führender Kopf des Sozialkatholizismus entwickelte Nell-Breuning markante Positionen der Kapitalismuskritik. Als Autor, Redner und Politikberater gewann er erheblichen Einfluss auf die sozialpolitische Bändigung des westdeutschen Kapitalismus. Diese ist heute - in Zeiten des Neoliberalismus und der Globalisierung - gefährdet. Daher stellen die Beiträge dieses Bandes Nell-Breunings Ideen und Vorschläge nicht nur im Kontext seiner Zeit vor, sie fragen auch, ob sich daraus etwas für die Gegenwart lernen lässt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der hier rezensierende Historiker und Politikwissenschaftler Peter Steinbach stellt die Aktualität mancher Zitate des Sozialethikers Oswald von Nell-Breuning fest. Zugleich scheint es ihm richtig, wenn die Herausgeber des auf eine Tagung zurückgehenden Sammelbandes diesen Zitatenschatz nicht ausschlachten. Bernhard Emunds und Hans Günter Hockerts Beiträger zeigen laut Steinbach stattdessen Substanzielles aus dem Denken des engagierten Jesuitenpaters und versuchen es auf die aktuelle Schuldenkrise anzuwenden. Dass sie dabei weder überhöhend noch überheblich vorgehen, findet Steinbach positiv. Zu den sozialpolitischen Verfasstheiten der Unternehmen, zu Lohn- und Vermögensfragen, marktwirtschaftlicher Preisbildung, Moral und Menschenwürde scheint ihm Nell-Breuning allerdings Bemerkenswertes gedacht und geschrieben zu haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2016Von erstaunlicher Aktualität
Pater Oswald von Nell-Breuning und die sozialpolitischen Kontroversen der Adenauer-Zeit
Der Jesuitenpater lehnte den "entfesselten Kapitalismus" ab und setzte sich für die Lohnabhängigen ein.
Der Jesuitenpater Oswald von Nell-Breuning gehörte seit den fünfziger Jahren zu den deutschen Intellektuellen, die sozialpolitischen Kontroversen eine entscheidende Richtung zu geben vermochten. Mitbestimmung, Rentendiskussionen und die Debatte über Investivlöhne sind ohne ihn nicht vorstellbar. Von ihm als profiliertem Vertreter der katholischen Soziallehre aber zu verlangen, dass von seinen zahlreichen Veröffentlichungen "konkrete Vorschläge" zur Lösung aktueller Probleme zu erwarten seien, wie es die Zeithistorikerin Christiane Kuller moniert, wäre zu viel verlangt.
Nell-Breuning ist besonders interessant, weil er auf Probleme reagierte, sie benannte, aber nicht endgültig lösen wollte. Als Diskutant und Publizist beteiligte er sich grundsätzlich an sozialpolitischen Debatten, befeuerte sie und setzte sich mit Gefahren, Tendenzen und Möglichkeiten seiner Zeit auseinander. Er beeinflusste seit den fünfziger Jahren die sozialpolitische Entwicklung entscheidend, nicht immer zur Freude der Bonner Regierungen. Denn er verkörperte mehr als den von Wirtschaftshistorikern so oft beschworenen "rheinischen Kapitalismus".
1890 geboren, wurzelte er zunächst tief im Kaiserreich. Prägend waren sozialpolitische Debatten der Weimarer Republik. Dabei ging es früh um den Ausgleich zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft, um das Verhältnis von Kapital und Arbeit und die Bewältigung von Krisen und Umbrüchen, nicht zuletzt um Reaktionen von Staat, Gewerkschaften und Kirche auf Unsicherheit, Umbrüche und soziale Not. Nell-Breuning wurde früh zum Kritiker des "entfesselten Kapitalismus", war aber niemals Gegner einer Wirtschaftsweise, die auf Profit zielte.
Er war überzeugt, dass allein wirtschaftliche Prosperität und Gewinn die Sicherheit der Lohnabhängigen, die man wegen ihrer prekären Lage und unsicheren Zukunft damals "Angstarbeiter" nannte, vergrößern konnte. Einer Verdammung der Erwerbswirtschaft setzte Nell-Breuning sein Konzept einer "christlich-solidaristischen Gesellschaftsordnung" entgegen. Dies bedeutete, Kapital und Arbeit als gleichberechtigt zu akzeptieren. Wirtschaft und Produktion deutete er als "soziale Beziehung" und begnügte sich nicht mit der Hoffnung auf einen nur fürsorglichen "Versorgungsstaat". Privatisierung der Gewinne bei gleichzeitiger Sozialisierung der Pleiten lehnte er deshalb entschieden ab.
Manche seiner Zitate sind von erstaunlicher Aktualität. Die Beiträger eines Sammelbandes, der auf eine Tagung anlässlich des 125. Geburtstages Nell-Breunings zurückgeht, vermeiden die Gefahr, die in fast 2000 Abhandlungen kondensierten Überlegungen des Sozialphilosophen, Sozialethikers und Sozialpolitikers in wirtschafts-, politik- und kulturkritischen Zitaten auszuschlachten: Das wäre in der Tat ein Missbrauch des Versuchs gewesen, soziale, wirtschaftliche und politische Veränderungen im 20. Jahrhundert theologisch und politisch-praktisch zu reflektieren. Nell-Breuning argumentierte immer zeitbedingt und visionär-zukunftsoptimistisch. Er riss mit und konnte zugleich Widerspruch provozieren.
Fünfzehn paarweise angeordnete Beiträge rücken die Substanz seiner Bemühung in den Blick, grundlegende sozialpolitische Fragen im Rückgriff auf zentrale Aspekte seines Wollens zu beleuchten. Sie wollen überdies prüfen, ob die von Nell-Breuning vorgeschlagenen Lösungswege angesichts der aktuellen Schulden-, Banken- und Verschuldungskrisen weiterführen. Hier fällt das Urteil der Autoren zurückhaltend aus. Alle Verfasser entgehen der Gefahr einer Überhöhung des Gewürdigten, aber auch der Versuchung, mit der Überheblichkeit des Nachlebenden über ein beeindruckendes Gesamtwerk zu urteilen.
Den Ehrentitel eines "großen Soziallehrers" (so Willy Brandt), eines Nestors der Sozialpolitik, gar eines "Mythos" spricht dem bedeutenden Jesuiten niemand ab. Dessen Bedeutung als "Mahner" und "Aussöhner", als "Übersetzer, der unterschiedliche Zeiten miteinander ins Gespräch brachte", wird sogar bestätigt. Auch wird seine besondere Leistung anerkannt, durch das Nachdenken über den Kapitalismus und dessen Krisen den Spagat zwischen Tradierung und Traditionsbildung, zwischen Infragestellung und Sozialreform zu bewältigen.
Dies konnte nur gelingen, weil Nell-Breuning Betriebe und Produktion als "soziale Beziehung" analysierte. Dadurch unterschied er sich vom Freiburger Ordo-Liberalismus, dessen Anhänger sich in seinen Augen zu sehr auf die marktwirtschaftliche Preisbildung durch ein - nicht durch Kartelle - bestimmtes Wechselverhältnis von Angebot und Nachfrage konzentrierten. Ihm ging es nicht um Preisbildung, sondern um Menschenwürde im Betrieb. Er fragte nach der innerbetrieblichen Machtverteilung; er wollte innerbetriebliche Machtbildung durch die Anerkennung der Arbeiterschaft als einem gleichberechtigten Partner des Kapitals und der Unternehmer. So setzte er sich nicht nur für Vermögensbildung durch Beteiligung der Arbeiter am Produktivvermögen ein, sondern plädierte für eine paritätische Unternehmensverfassung. Er reflektierte über gerechten Lohn und beleuchtete die Konsequenzen für das Tarifvertragssystem.
Grundlage seines sozialpolitischen Denkens blieben Subsidiarität und Solidarität; deshalb lehnte er "reine Vorsorge" ab und verlangte verantwortungsvolle Mitbeteiligung auch derjenigen, die Fürsorge benötigten. Maximierung des Unternehmensgewinns und des am Shareholder Value ausgerichteten betriebswirtschaftlichen Denkens lagen ihm deshalb sehr fern. Es verwundert nicht, dass Nell-Breuning bei den Gewerkschaften hohes Ansehen genoss. Entscheidenden Einfluss aber konnte er vor allem in den fünfziger Jahren auf die damalige Diskussion über die dynamische Rente nehmen. Nur bei Produktivität war Wachstum zu gewährleisten. Zugleich aber war auch die gegenseitige Verantwortung der Generationen gesellschaftlich zu verankern, damit die Renten sicher blieben.
Es ist nicht überraschend, dass Nell-Breuning sich manche Entwicklungen nicht vorstellen konnte, die heutige Verteilungskämpfe zwischen Generationen, Geschlechtern, Staaten und Ethnien prägen. Aber ist es für einen Denker, einen Visionär, einen Sozialphilosophen abträglich, wenn er die Dynamik der Lebensverhältnisse, die Globalisierung, Individualisierung und Technisierung nicht präzise voraussah? Entscheidend bleibt, dass in seiner Auseinandersetzung mit der eigenen Zeit Maßstäbe, Ziele und Maximen spürbar bleiben, die auch für Nachlebende stilbildend und handlungsprägend wirken, weil sie nicht allein auf individualistische Gewinn- und Glücksmaximierung abzielen, sondern Gesellschaft als Zusammenhalt denken und fördern.
Nell-Breuning bekannte sich zu Grundsätzen von Moral und Sittlichkeit im Wirtschaftsleben, zum Subsidiaritäts- und Solidaritätsprinzip. Ohne gegenseitige soziale Verantwortung war Zusammenleben nicht denkbar. Dabei bestand er auf der Verpflichtung zur Selbstbeschränkung. Schrankenlose Bereicherung lehnte er im Unternehmen wie im Staat ab. Insofern war er ein Ordnungsdenker - und unterscheidet sich damit von Thomas Piketty, wie Mitherausgeber Bernhard Emunds deutlich macht. Nell-Breuning ging es nicht um die Einkommensverteilung, sondern um die Verhinderung von asymmetrischer Macht durch ein paritätisches Verhältnis von Kapital und Arbeit - also um Gerechtigkeit und Sicherheit.
PETER STEINBACH
Bernhard Emunds/Hans Günter Hockerts (Herausgeber): Den Kapitalismus bändigen. Oswald von Nell-Breunings Impulse für die Sozialpolitik. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2015. 276 S., 29,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Pater Oswald von Nell-Breuning und die sozialpolitischen Kontroversen der Adenauer-Zeit
Der Jesuitenpater lehnte den "entfesselten Kapitalismus" ab und setzte sich für die Lohnabhängigen ein.
Der Jesuitenpater Oswald von Nell-Breuning gehörte seit den fünfziger Jahren zu den deutschen Intellektuellen, die sozialpolitischen Kontroversen eine entscheidende Richtung zu geben vermochten. Mitbestimmung, Rentendiskussionen und die Debatte über Investivlöhne sind ohne ihn nicht vorstellbar. Von ihm als profiliertem Vertreter der katholischen Soziallehre aber zu verlangen, dass von seinen zahlreichen Veröffentlichungen "konkrete Vorschläge" zur Lösung aktueller Probleme zu erwarten seien, wie es die Zeithistorikerin Christiane Kuller moniert, wäre zu viel verlangt.
Nell-Breuning ist besonders interessant, weil er auf Probleme reagierte, sie benannte, aber nicht endgültig lösen wollte. Als Diskutant und Publizist beteiligte er sich grundsätzlich an sozialpolitischen Debatten, befeuerte sie und setzte sich mit Gefahren, Tendenzen und Möglichkeiten seiner Zeit auseinander. Er beeinflusste seit den fünfziger Jahren die sozialpolitische Entwicklung entscheidend, nicht immer zur Freude der Bonner Regierungen. Denn er verkörperte mehr als den von Wirtschaftshistorikern so oft beschworenen "rheinischen Kapitalismus".
1890 geboren, wurzelte er zunächst tief im Kaiserreich. Prägend waren sozialpolitische Debatten der Weimarer Republik. Dabei ging es früh um den Ausgleich zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft, um das Verhältnis von Kapital und Arbeit und die Bewältigung von Krisen und Umbrüchen, nicht zuletzt um Reaktionen von Staat, Gewerkschaften und Kirche auf Unsicherheit, Umbrüche und soziale Not. Nell-Breuning wurde früh zum Kritiker des "entfesselten Kapitalismus", war aber niemals Gegner einer Wirtschaftsweise, die auf Profit zielte.
Er war überzeugt, dass allein wirtschaftliche Prosperität und Gewinn die Sicherheit der Lohnabhängigen, die man wegen ihrer prekären Lage und unsicheren Zukunft damals "Angstarbeiter" nannte, vergrößern konnte. Einer Verdammung der Erwerbswirtschaft setzte Nell-Breuning sein Konzept einer "christlich-solidaristischen Gesellschaftsordnung" entgegen. Dies bedeutete, Kapital und Arbeit als gleichberechtigt zu akzeptieren. Wirtschaft und Produktion deutete er als "soziale Beziehung" und begnügte sich nicht mit der Hoffnung auf einen nur fürsorglichen "Versorgungsstaat". Privatisierung der Gewinne bei gleichzeitiger Sozialisierung der Pleiten lehnte er deshalb entschieden ab.
Manche seiner Zitate sind von erstaunlicher Aktualität. Die Beiträger eines Sammelbandes, der auf eine Tagung anlässlich des 125. Geburtstages Nell-Breunings zurückgeht, vermeiden die Gefahr, die in fast 2000 Abhandlungen kondensierten Überlegungen des Sozialphilosophen, Sozialethikers und Sozialpolitikers in wirtschafts-, politik- und kulturkritischen Zitaten auszuschlachten: Das wäre in der Tat ein Missbrauch des Versuchs gewesen, soziale, wirtschaftliche und politische Veränderungen im 20. Jahrhundert theologisch und politisch-praktisch zu reflektieren. Nell-Breuning argumentierte immer zeitbedingt und visionär-zukunftsoptimistisch. Er riss mit und konnte zugleich Widerspruch provozieren.
Fünfzehn paarweise angeordnete Beiträge rücken die Substanz seiner Bemühung in den Blick, grundlegende sozialpolitische Fragen im Rückgriff auf zentrale Aspekte seines Wollens zu beleuchten. Sie wollen überdies prüfen, ob die von Nell-Breuning vorgeschlagenen Lösungswege angesichts der aktuellen Schulden-, Banken- und Verschuldungskrisen weiterführen. Hier fällt das Urteil der Autoren zurückhaltend aus. Alle Verfasser entgehen der Gefahr einer Überhöhung des Gewürdigten, aber auch der Versuchung, mit der Überheblichkeit des Nachlebenden über ein beeindruckendes Gesamtwerk zu urteilen.
Den Ehrentitel eines "großen Soziallehrers" (so Willy Brandt), eines Nestors der Sozialpolitik, gar eines "Mythos" spricht dem bedeutenden Jesuiten niemand ab. Dessen Bedeutung als "Mahner" und "Aussöhner", als "Übersetzer, der unterschiedliche Zeiten miteinander ins Gespräch brachte", wird sogar bestätigt. Auch wird seine besondere Leistung anerkannt, durch das Nachdenken über den Kapitalismus und dessen Krisen den Spagat zwischen Tradierung und Traditionsbildung, zwischen Infragestellung und Sozialreform zu bewältigen.
Dies konnte nur gelingen, weil Nell-Breuning Betriebe und Produktion als "soziale Beziehung" analysierte. Dadurch unterschied er sich vom Freiburger Ordo-Liberalismus, dessen Anhänger sich in seinen Augen zu sehr auf die marktwirtschaftliche Preisbildung durch ein - nicht durch Kartelle - bestimmtes Wechselverhältnis von Angebot und Nachfrage konzentrierten. Ihm ging es nicht um Preisbildung, sondern um Menschenwürde im Betrieb. Er fragte nach der innerbetrieblichen Machtverteilung; er wollte innerbetriebliche Machtbildung durch die Anerkennung der Arbeiterschaft als einem gleichberechtigten Partner des Kapitals und der Unternehmer. So setzte er sich nicht nur für Vermögensbildung durch Beteiligung der Arbeiter am Produktivvermögen ein, sondern plädierte für eine paritätische Unternehmensverfassung. Er reflektierte über gerechten Lohn und beleuchtete die Konsequenzen für das Tarifvertragssystem.
Grundlage seines sozialpolitischen Denkens blieben Subsidiarität und Solidarität; deshalb lehnte er "reine Vorsorge" ab und verlangte verantwortungsvolle Mitbeteiligung auch derjenigen, die Fürsorge benötigten. Maximierung des Unternehmensgewinns und des am Shareholder Value ausgerichteten betriebswirtschaftlichen Denkens lagen ihm deshalb sehr fern. Es verwundert nicht, dass Nell-Breuning bei den Gewerkschaften hohes Ansehen genoss. Entscheidenden Einfluss aber konnte er vor allem in den fünfziger Jahren auf die damalige Diskussion über die dynamische Rente nehmen. Nur bei Produktivität war Wachstum zu gewährleisten. Zugleich aber war auch die gegenseitige Verantwortung der Generationen gesellschaftlich zu verankern, damit die Renten sicher blieben.
Es ist nicht überraschend, dass Nell-Breuning sich manche Entwicklungen nicht vorstellen konnte, die heutige Verteilungskämpfe zwischen Generationen, Geschlechtern, Staaten und Ethnien prägen. Aber ist es für einen Denker, einen Visionär, einen Sozialphilosophen abträglich, wenn er die Dynamik der Lebensverhältnisse, die Globalisierung, Individualisierung und Technisierung nicht präzise voraussah? Entscheidend bleibt, dass in seiner Auseinandersetzung mit der eigenen Zeit Maßstäbe, Ziele und Maximen spürbar bleiben, die auch für Nachlebende stilbildend und handlungsprägend wirken, weil sie nicht allein auf individualistische Gewinn- und Glücksmaximierung abzielen, sondern Gesellschaft als Zusammenhalt denken und fördern.
Nell-Breuning bekannte sich zu Grundsätzen von Moral und Sittlichkeit im Wirtschaftsleben, zum Subsidiaritäts- und Solidaritätsprinzip. Ohne gegenseitige soziale Verantwortung war Zusammenleben nicht denkbar. Dabei bestand er auf der Verpflichtung zur Selbstbeschränkung. Schrankenlose Bereicherung lehnte er im Unternehmen wie im Staat ab. Insofern war er ein Ordnungsdenker - und unterscheidet sich damit von Thomas Piketty, wie Mitherausgeber Bernhard Emunds deutlich macht. Nell-Breuning ging es nicht um die Einkommensverteilung, sondern um die Verhinderung von asymmetrischer Macht durch ein paritätisches Verhältnis von Kapital und Arbeit - also um Gerechtigkeit und Sicherheit.
PETER STEINBACH
Bernhard Emunds/Hans Günter Hockerts (Herausgeber): Den Kapitalismus bändigen. Oswald von Nell-Breunings Impulse für die Sozialpolitik. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2015. 276 S., 29,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main