Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2012Ich kann nicht mehr die Augen schließen
Wie lebt es sich am Abend vor Kriegsbeginn? Walter Laufenberg, Schriftsteller und Herausgeber eines Online-Magazins, nimmt in seinem Reisebericht "Denk ich an Bagdad in der Nacht" den Leser mit auf seine Reise in die Hauptstadt des Iraks, wenige Tage bevor die ersten Bomben fallen, und gibt dabei die Antwort. In Bagdad begegnet Laufenberg zahlreichen Menschen - zunächst einem Straßenkehrer, der ihn wegen seines Barts für einen Hadschi hält, ein Mann, der die "vorgeschriebene Pilgerreise nach Mekka zur Kaaba gemacht hat". Im "Saddam Medical Center" führt ihn ein junger Arzt durch das Krankenhaus, er sieht smart aus "wie aus einer deutschen Fernseh-Krankenhausserie entnommen". Er besucht das "Bagdad College of Economic Sciences" und sieht fröhliche Studenten, "lauter gepflegte, gut aussehende Männer und hübsche junge Frauen". Der Dekan zeigt ihm stolz die modernen Unterrichtsräume und präsentiert die "brandneuen" Computer. Die Begegnungen sind kurz, dennoch widmet Laufenberg jedem seiner Bekanntschaften ein eigenes Kapitel - und am Ende eines jeden Kapitels hat er seine Fragen und Befürchtungen aufgeschrieben, die er mit diesen Menschen verbindet. Denn der Leser wird auf den Streifzügen immer wieder daran erinnert, dass eine einzige Bombe die "strahlend schönen Gesichter" auslöschen kann. Das Buch ist eine letzte Momentaufnahme vor der Verwüstung eines kulturell reichen Landes - und eines Krieges, der ein ganzes Volk dauerhaft um seinen Schlaf gebracht hat.
phsa
"Denk ich an Bagdad in der Nacht - Staatsgast am Abend vor Kriegsbeginn" von Walter Laufenberg. Edition Karo im Verlag Josefine Rosalski, Berlin 2012. 116 Seiten, 15 Fotos. Broschiert, 14 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie lebt es sich am Abend vor Kriegsbeginn? Walter Laufenberg, Schriftsteller und Herausgeber eines Online-Magazins, nimmt in seinem Reisebericht "Denk ich an Bagdad in der Nacht" den Leser mit auf seine Reise in die Hauptstadt des Iraks, wenige Tage bevor die ersten Bomben fallen, und gibt dabei die Antwort. In Bagdad begegnet Laufenberg zahlreichen Menschen - zunächst einem Straßenkehrer, der ihn wegen seines Barts für einen Hadschi hält, ein Mann, der die "vorgeschriebene Pilgerreise nach Mekka zur Kaaba gemacht hat". Im "Saddam Medical Center" führt ihn ein junger Arzt durch das Krankenhaus, er sieht smart aus "wie aus einer deutschen Fernseh-Krankenhausserie entnommen". Er besucht das "Bagdad College of Economic Sciences" und sieht fröhliche Studenten, "lauter gepflegte, gut aussehende Männer und hübsche junge Frauen". Der Dekan zeigt ihm stolz die modernen Unterrichtsräume und präsentiert die "brandneuen" Computer. Die Begegnungen sind kurz, dennoch widmet Laufenberg jedem seiner Bekanntschaften ein eigenes Kapitel - und am Ende eines jeden Kapitels hat er seine Fragen und Befürchtungen aufgeschrieben, die er mit diesen Menschen verbindet. Denn der Leser wird auf den Streifzügen immer wieder daran erinnert, dass eine einzige Bombe die "strahlend schönen Gesichter" auslöschen kann. Das Buch ist eine letzte Momentaufnahme vor der Verwüstung eines kulturell reichen Landes - und eines Krieges, der ein ganzes Volk dauerhaft um seinen Schlaf gebracht hat.
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"Denk ich an Bagdad in der Nacht - Staatsgast am Abend vor Kriegsbeginn" von Walter Laufenberg. Edition Karo im Verlag Josefine Rosalski, Berlin 2012. 116 Seiten, 15 Fotos. Broschiert, 14 Euro.
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