Hintergründe – Perspektiven - Einsichten
Von den acht Aufsätzen der „Denkanstöße 2016“ habe ich vier ausgewählt, auf die ich kurz eingehe.
Ein Lichtblick sind die Erinnerungen von Frau Tietjen über die Demenz ihres Vaters. Wer die Krankheit aus seinem Umfeld kennt, weiß, dass Betroffene und
Angehörige eine schwere Zeit durchmachen. Ihr gelingt es auf unnachahmliche Weise, die Erlebnisse…mehrHintergründe – Perspektiven - Einsichten
Von den acht Aufsätzen der „Denkanstöße 2016“ habe ich vier ausgewählt, auf die ich kurz eingehe.
Ein Lichtblick sind die Erinnerungen von Frau Tietjen über die Demenz ihres Vaters. Wer die Krankheit aus seinem Umfeld kennt, weiß, dass Betroffene und Angehörige eine schwere Zeit durchmachen. Ihr gelingt es auf unnachahmliche Weise, die Erlebnisse humorvoll darzustellen und macht damit anderen Menschen in ähnlichen Situationen Mut.
Mutig sind auch die Ausführungen von Cornelia Stolze, die sich mit den Nebenwirkungen von Medikamenten beschäftigt. In der Pharmaindustrie geht es um sehr viel Geld und da werden negative Studien zu Lasten der Patienten schon mal unterschlagen. Auch sind viele Testverfahren insbesondere im Hinblick auf Dauerbehandlungen unzureichend. Die Autorin beschreibt systematische Mängel bei der Freigabe von Medikamenten und erläutert ein paar Fälle, die in der Vergangenheit in der Presse zu finden waren.
Jeanne Rubner macht deutlich, dass wir nur wenig über das menschliche Gehirn wissen und bei Erkrankungen des Gehirns im Nebel stochern. „Nach welchen Regeln das Gehirn arbeitet, wie es die Welt in seinem Inneren so abbildet, dass neue Erfahrungen und gespeichertes Wissen eine Einheit werden, wie wir zukünftige Handlungen planen – all das verstehen wir noch nicht einmal in Ansätzen.“ (148) Die Autorin macht an Hand von Beispielen deutlich, wie wir aus Erkrankungen lernen und dass psychische Krankheiten letztlich körperliche Leiden sind. Diese Erkenntnis hat sich auch heute noch nicht allgemein durchgesetzt.
„Dostojewskis Gelächter. Die Entdeckung eines Großhumoristen“ von Eckard Henscheid wirkt auf mich ein wenig abgehoben. In den Büchern, die ich von Dostojewski kenne (z.B. „Schuld und Sühne“), geht es primär um die tiefen Abgründe der menschlichen Seele und nicht um Humor. Das ist jedenfalls meine Wahrnehmung. Es mag sein, dass Dostojewski ein humorvoller Mensch war und der Autor als Dostojewski-Kenner diese Facette seiner Persönlichkeit im Fokus hat. Dennoch ist sein Beitrag mühsam zu lesen, selbst nicht humorvoll und spricht mich nicht an.
Meine Favoriten sind die Beiträge von Bettina Tietjen (über Demenz) und Cornelia Stolze (über die Nebenwirkungen von Medikamenten). Frau Tietjen überzeugt durch Offenheit und Frau Stolze durch ihren Mut, ein heikles Thema aufzugreifen. Letztlich gehören dazu auch eine Herausgeberin und ein Verlag, die das mittragen.