Die Digitalisierung ist für jeden, der Führungsverantwortung trägt, eine Herausforderung. Aber bedeutet das, dass die Verantwortlichen in Bezug auf die Führung des Unternehmens und ihrer Mitarbeiter komplett umdenken müssen? Stefan M. Knoll, promovierter Jurist und erfolgreicher Unternehmer, wählt einen aufregenden neuen Ansatz, der das Nachdenken über das, was gute Führung ausmacht, philosophisch-literarisch einordnet und interessante Parallelen zur militärischen Auftragstaktik zieht. Ein lesenswerter Denkanstoß mit Praxisbezug.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2019Alte Führungsgrundsätze in einer neuen Welt
Unternehmer Stefan Knoll stellt neues Buch vor
FRANKFURT. Es ist eine Begebenheit aus dem 18. Jahrhundert, aus der heraus Stefan Knoll Führungsgrundsätze für Gegenwart und Zukunft ableitet. Im Dezember 1757 schlug der preußische König Friedrich der Große mit seinen Truppen in der Schlacht bei Leuthen das Heer Österreichs. Vor dem Kampf offenbarte Friedrich der Zweite seinen Soldaten die Gründe für den Feldzug - und dass man in Kürze einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner angreifen wolle. Er bot jedem, der dieses Risiko nicht zu wagen bereit war, an, sich zurückzuziehen.
Am Abend, so erzählt es Unternehmer Knoll, ging er dann durch das Lager, motivierte seine Mannen und führte seine Armee in der Schlacht von vorne an. Das, sagt Knoll, sei ein Führungsstil, wie er ihn von jedem Vorstandsvorsitzenden der Gegenwart erwarte: "Mit deutlicher Ansprache, guter Motivation, einem klaren Ziel und einer Führungsfigur, die vorweggeht."
Eigentlich ist es paradox: In Zeiten, in denen sich Unternehmenskulturen verändern, in denen Start-ups flache Hierarchien bauen, sich alle duzen und die Krawatte vom Aussterben bedroht ist, in Zeiten der Digitalisierung also predigt ein Unternehmer aus Frankfurt keine Methoden von Amazon-Chef Bezos, Facebook-Boss Zuckerberg oder Apple-Gründer Jobs, sondern den Führungsstil von Friedrich dem Großen. Doch Stefan Knoll ist überzeugt von diesem Weg, gerade im digitalen Zeitalter. Deshalb hat der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Familienversicherung mit Sitz am Frankfurter Reuterweg ein Buch mit dem Titel "Denken und Führen in Zeiten der Digitalisierung" (erschienen im Deutschen Fachverlag) geschrieben, das er gestern auf der Buchmesse vorstellte.
"Ich habe drei Unternehmen gegründet und zum Erfolg geführt", sagt Knoll. Ganz falsch könnten seine Grundsätze angesichts dessen ja nicht sein. Knoll weiß genau, dass man Wirtschaft und Krieg nicht gleichsetzen sollte, und das tut er auch ausdrücklich nicht. Dennoch hält er viel davon, Werte und Prinzipien statt "neumodischer amerikanischer Methoden" wie agiles Führen mit Scrum in den Mittelpunkt der Führung von Unternehmen zu stellen, weil bei Letzteren die Freiheit des unternehmerischen Geistes, der Instinkt und das persönliche Handwerkszeug des Unternehmers zu wenig sichtbar seien, wie der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch in einem Vorwort schreibt.
Knoll will die Digitalisierung nicht aufhalten, er bezeichnet seine Versicherung selbst als erstes digitales Unternehmen der Branche in Deutschland. Sein Fokus liegt darauf, dass Wertvorstellungen bei einer Veränderung des Zusammenlebens infolge der Digitalisierung berücksichtigt werden. Im Zentrum dieser Werte steht das Grundgesetz, Artikel eins, die Würde des Menschen. Es gelte, den Mitarbeitern im Sinne der Auftragstaktik als Führungsdogma zwar Leitplanken des Handelns vorzugeben, sie innerhalb dieser Grenzen aber möglichst frei Entscheidungen treffen zu lassen. Und dabei darauf zu vertrauen, was der deutsche Philosoph Immanuel Kant auf die Frage antwortete, was Aufklärung sei, nämlich der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Man müsse gemäß Kants Grundsatz "Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen" den Mitarbeitern größtmöglichen Raum dafür bieten.
Dass Knoll, Oberstleutnant der Reserve, in seinem Denken und Handeln von vielen Führungspersönlichkeiten geprägt wurde, zeigt schon ein Blick in sein Büro. Dort hängen von ihm selbst gefertigte Porträtbilder, darunter Napoleon, Adenauer, Freiherr vom Stein - und natürlich Friedrich der Große.
DANIEL SCHLEIDT
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unternehmer Stefan Knoll stellt neues Buch vor
FRANKFURT. Es ist eine Begebenheit aus dem 18. Jahrhundert, aus der heraus Stefan Knoll Führungsgrundsätze für Gegenwart und Zukunft ableitet. Im Dezember 1757 schlug der preußische König Friedrich der Große mit seinen Truppen in der Schlacht bei Leuthen das Heer Österreichs. Vor dem Kampf offenbarte Friedrich der Zweite seinen Soldaten die Gründe für den Feldzug - und dass man in Kürze einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner angreifen wolle. Er bot jedem, der dieses Risiko nicht zu wagen bereit war, an, sich zurückzuziehen.
Am Abend, so erzählt es Unternehmer Knoll, ging er dann durch das Lager, motivierte seine Mannen und führte seine Armee in der Schlacht von vorne an. Das, sagt Knoll, sei ein Führungsstil, wie er ihn von jedem Vorstandsvorsitzenden der Gegenwart erwarte: "Mit deutlicher Ansprache, guter Motivation, einem klaren Ziel und einer Führungsfigur, die vorweggeht."
Eigentlich ist es paradox: In Zeiten, in denen sich Unternehmenskulturen verändern, in denen Start-ups flache Hierarchien bauen, sich alle duzen und die Krawatte vom Aussterben bedroht ist, in Zeiten der Digitalisierung also predigt ein Unternehmer aus Frankfurt keine Methoden von Amazon-Chef Bezos, Facebook-Boss Zuckerberg oder Apple-Gründer Jobs, sondern den Führungsstil von Friedrich dem Großen. Doch Stefan Knoll ist überzeugt von diesem Weg, gerade im digitalen Zeitalter. Deshalb hat der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Familienversicherung mit Sitz am Frankfurter Reuterweg ein Buch mit dem Titel "Denken und Führen in Zeiten der Digitalisierung" (erschienen im Deutschen Fachverlag) geschrieben, das er gestern auf der Buchmesse vorstellte.
"Ich habe drei Unternehmen gegründet und zum Erfolg geführt", sagt Knoll. Ganz falsch könnten seine Grundsätze angesichts dessen ja nicht sein. Knoll weiß genau, dass man Wirtschaft und Krieg nicht gleichsetzen sollte, und das tut er auch ausdrücklich nicht. Dennoch hält er viel davon, Werte und Prinzipien statt "neumodischer amerikanischer Methoden" wie agiles Führen mit Scrum in den Mittelpunkt der Führung von Unternehmen zu stellen, weil bei Letzteren die Freiheit des unternehmerischen Geistes, der Instinkt und das persönliche Handwerkszeug des Unternehmers zu wenig sichtbar seien, wie der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch in einem Vorwort schreibt.
Knoll will die Digitalisierung nicht aufhalten, er bezeichnet seine Versicherung selbst als erstes digitales Unternehmen der Branche in Deutschland. Sein Fokus liegt darauf, dass Wertvorstellungen bei einer Veränderung des Zusammenlebens infolge der Digitalisierung berücksichtigt werden. Im Zentrum dieser Werte steht das Grundgesetz, Artikel eins, die Würde des Menschen. Es gelte, den Mitarbeitern im Sinne der Auftragstaktik als Führungsdogma zwar Leitplanken des Handelns vorzugeben, sie innerhalb dieser Grenzen aber möglichst frei Entscheidungen treffen zu lassen. Und dabei darauf zu vertrauen, was der deutsche Philosoph Immanuel Kant auf die Frage antwortete, was Aufklärung sei, nämlich der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Man müsse gemäß Kants Grundsatz "Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen" den Mitarbeitern größtmöglichen Raum dafür bieten.
Dass Knoll, Oberstleutnant der Reserve, in seinem Denken und Handeln von vielen Führungspersönlichkeiten geprägt wurde, zeigt schon ein Blick in sein Büro. Dort hängen von ihm selbst gefertigte Porträtbilder, darunter Napoleon, Adenauer, Freiherr vom Stein - und natürlich Friedrich der Große.
DANIEL SCHLEIDT
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